Im vergangenen Jahr hat sich das Aufkommen von Spam-Mails bei den zu 1&1 gehörenden E-Mail-Anbietern GMX und Web.de mehr als verdoppelt. Pro Tag filterten die Webmail-Dienste im Schnitt 105,9 Millionen solcher unerwünschter Nachrichten heraus, wie sie jetzt mitteilten. 2014 waren es erst 50 Millionen täglich.
Auch die Anzahl schädlicher Links in Spam-Mails hat sich der Auswertung von GMX und Web.de zufolge stark erhöht. Wurden 2014 im Durchschnitt 6 Millionen pro Tag identifiziert, waren es im vergangenen Jahr schon 31 Millionen, also mehr als fünfmal so viele.
Aufgrund mangelnder Vergleichsmöglichkeiten haben die veröffentlichten absoluten Zahlen nur wenig Aussagekraft. Google hatte im Juli 2015 erklärt, mittlerweile gut 99,9 Prozent der an Gmail-Postfächer verschickten Spam-Mails herauszufiltern. Die False-Positives-Quote – also die Zahl der Fälle, bei denen irrtümlicherweise eine reguläre Mail als Spam eingestuft wurde – gab es mit unter 0,05 Prozent an.
Die Gründe für den Spam-Anstieg sind den Webmail-Anbietern zufolge vielfältig. Neben der weiterhin zunehmenden Professionalisierung der Online-Kriminellen spiele dabei vor allem die stark steigende Anzahl an Endgeräten eine entscheidende Rolle. „Wo früher maximal ein Desktop-PC pro Haushalt zu Verfügung stand, hat heute oft jedes Familienmitglied vom Smartphone bis hin zum Notebook gleich mehrere Endgeräte, die permanent online sind“, kommentiert Sebastian Koye, Leiter E-Mail-Sicherheit bei GMX und WEB.de. Demnach haben kriminelle Hacker mehr Möglichkeiten, Spam zu versenden.
Außerdem sei festzustellen, dass das Spam-Geschäft immer schnelllebiger werde. „Die Filter der E-Mail-Anbieter sind inzwischen so gut, dass sie fast jede Spam-Mail erkennen. Spam-Versender müssen deswegen immer schneller ihre Vorgehensweise ändern“, so Koye. Ein Beispiel dafür sei der Trend zur Wegwerf-Domain. Spam-Versender wüssten, dass von ihnen eingesetzte Domainendungen sehr schnell erkannt werden. Deswegen verwendeten sie eine Domain oft nur für eine einzige Spam-Attacke. Häufig griffen Spammer auch auf URL-Verkürzer zurück, um die eigentliche Zieladresse zu verschleiern, über die dann Malware verbreitet wird.
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Darüber hinaus setzen die Cyberkriminellen laut GMX und Web.de verstärkt Botnetze ein, um sowohl ihre eigentliche Herkunft zu verschleiern als auch die Nutzung der Wegwerf-Domains zu verstärken. „Es reicht heutzutage nicht mehr aus, lediglich Schadsoftware zu enttarnen. Vielmehr müssen wir den Modus Operandi der Hacker herausfinden und Maßnahmen ergreifen, um die Nutzer vor großen Angriffswellen zu schützen, bevor sie bei uns eintreffen“, sagt Koye.
Als regelrechte Spam-Klassiker und anhaltenden Trend nennen GMX und Web.de Viagra-Werbung und Geschichten über eine vermeintliche Erbschaft. Weitere 2015 häufig verwendete Themen, die Nutzer zum Anklicken animieren sollten, waren demnach Abnehm-Tipps, Krankenversicherungswechsel, Dating und Karrieremöglichkeiten.
Symantec hatte für das erste Halbjahr 2015 einen Rückgang bei Spam-Nachrichten festgestellt. Im Juni fiel ihr Anteil dem Sicherheitsanbieter zufolge erstmals seit über einem Jahrzehnt auf weniger als 50 Prozent aller versandten E-Mails weltweit. Mit 49,7 Prozent lagen die Spam-Anteile wieder auf einem zuletzt im September 2003 erreichten Niveau, hieß es im damaligen Symantec Intelligence Report. Im zweiten Halbjahr stieg die Zahl der Spam-Mails jedoch wieder an und erreichte im November eine Quote von 54,1 Prozent.
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