Erdbebenforscher der University of California in Berkeley haben eine Android-App verfügbar gemacht, die ihnen frühzeitige Erkennung von Erdbeben ermöglichen soll. Sie hoffen, dass möglichst viele Anwender sie bei Google Play herunterladen und ihnen Daten liefern. Der Erkennung dienen die in modernen Smartphones verfügbaren Bewegungssensoren.
Anwender profitieren nur indirekt: durch eine Frühwarnung, falls sie eines Tages selbst Opfer eines Erdbebens werden sollten. Die App verbrauche aber nicht viel Strom, schreibt Seismologe Richard Allen: „Unsere Vorgabe bei der Entwicklung war, dass es nicht mehr Strom brauchen sollte als ein Smartphone im Ruhemodus, wenn es nichts tut. Ein Smartphone-Nutzer, der sein Gerät einmal täglich lädt, wird gar nichts davon merken.“
Ihre Technik und Vorgehensweisen schildern Allen und sein Kollege Qingkai Kong in einem Beitrag für Science Advances. Eine Zusammenfassung findet sich beispielsweise bei Popular Mechanics. Auf den Einsatz von GPS-Ortung wird demnach verzichtet, da sie viel Strom erfordert. Stattdessen greift das Programm auf den Beschleunigungssensor des Geräts zu.
Das Problem war es nun, Erdbebenerschütterungen eindeutig von allen anderen Erschütterungen zu unterscheiden. Hier arbeiteten die kalifornischen Mitarbeiter mit dem Silicon Valley Innovation Center der Deutschen Telekom zusammen und führten zahlreiche Praxistests durch. Der letztlich gewählte Algorithmus funktioniert nur, wenn das Smartphone auf einer Oberfläche ruht, etwa einem Tisch. In der Tasche getragen kann es keine Erdbebenerschütterungen ausmachen, soll aber auch keinen Fehlalarm auslösen.
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Ein Erdbebenalarm wird letztlich nur ausgelöst, wenn 60 Prozent der ruhenden Smartphones mit der App Erschütterungen melden. Noch ist die Warnfunktion gar nicht in die App integriert – sie soll zuerst noch verbessert werden. Eine Warnung versendet die App dann in unter einer Sekunde. Anwender gewinnen dadurch einige Sekunden – was den Wissenschaftlern zufolge Leben retten kann, weil es ausreicht, um unter einen Tisch zu kriechen oder sich an einen etwas sichereren Ort zu begeben.
Anschließend erstellt die App auch noch einen Bericht für die Wissenschaft, der fünf Minuten Aufzeichnungen umfasst, die eine Minute vor dem Beben beginnen. Dies könnte der Erdbebenforschung neue Möglichkeiten eröffnen: Die dichtesten seismischen Sensornetze haben heute ungefähr alle 10 Kilometer eine Station.
Als zusätzlichen Anreiz für Anwender zum Download umfasst die App Dokumentationsmaterial zu berühmten Erdbeben. Nutzer können sich insbesondere informieren, wie sich diese Katastrophen an ihrem aktuellen Standort auswirkten.
In Deutschland treten aufgrund seiner Position im Zentrum der Eurasischen Platte nur vergleichsweise kleine Erdbeben auf. Dennoch kommt es auch hierzulande zu Verletzten und Toten. Besonders gefährdet sind die Regionen am Rhein und der oberen Donau, die Alpen sowie Thüringen, wie Wikipedia anschaulich vermittelt.
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