iPhone-Entschlüsselung: Apple bekommt drei Tage mehr Zeit

Die offizielle Frist wurde bis 26. Februar verlängert. Apple reagierte bisher nur durch Tim Cooks offenen Brief. Laut New York Times hatte Apple das FBI zuvor gebeten, den Datenzugriff auf das Terroristen-iPhone unter einer Geheimhaltungsverpflichtung anzufordern.

Apple hat bis 26. Februar Zeit eingeräumt bekommen, um auf eine richterliche Anordnung zu reagieren, die es verpflichtet, ein verschlüsseltes iPhone zu entsperren. Das erfuhr Bloomberg von zwei anonymen Informanten. Ursprünglich hätte es die übliche Frist von fünf Werktagen gehabt, die am 23. Februar ausgelaufen wäre, da die Entscheidung am 16. Februar fiel.

Tim Cook (Bild: CNET)Apple-CEO Tim Cook (Bild: CNET)Öffentlich hat Apple bereits mit einem Brief an die Kunden deutlich reagiert und dafür die geschlossene Unterstützung der IT-Branche bekommen. CEO Tim Cook schrieb: „Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht und zugleich gesetzeskonform ist. Jetzt aber fordert die US-Regierung etwas von uns, was wir einfach nicht haben und was wir für zu gefährlich halten, um es zu schaffen. Sie möchte, dass wir eine Hintertür zum iPhone erstellen.“

Das sei vielleicht nicht die Wortwahl des FBI, erklärt Cook, aber es handle sich um nichts anderes als eine Hintertür: eine bisher nicht existierende Software, die Zugang zu den Daten auf einem iPhone gewährt. Die vom FBI versprochene enge Kontrolle eines solchen Werkzeugs lasse sich aber nicht garantieren. Das fragliche Smartphone gehört einem der Täter, die im Dezember 2015 im südkalifornischen San Bernardino bei einem Anschlag 14 Menschen getötet und 21 weitere verletzt haben.

Die New York Times berichtet parallel, Apple habe das FBI im Zug der Ermittlungen zu dem Anschlag in San Bernardino gebeten, Zugang zu den auf dem iPhone gespeicherten Daten unter dem Siegel der Vertraulichkeit zu beantragen. Das FBI habe dies aber abgeschlagen und die richterliche Aufforderung an Apple öffentlich gemacht. Nur deshalb habe sich CEO Tim Cook gezwungen gefühlt, gleichermaßen öffentlich die Zusammenarbeit zu verweigern und also einen riskanten Konfrontationskurs einzuschlagen.

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iPhone mit Touch ID (Bild: Apple)Dass Apple das Gerät des Terroristen Syed Farook überhaupt entschlüsseln könnte, bejaht der „Trail of Bits Blog“ in einer Analyse. Da es sich um ein iPhone 5C noch ohne den mit Touch ID einhergehenden Hochsicherheitsbereich „Secure Enclave“ handle, könnte Apple per Device Firmware Upgrade (DFU) die Passwortabfrage aushebeln. Die dafür angepasste Firmware müsse es auch nicht unbedingt dem FBI übergeben, sondern könnte das Entsperren bei sich vornehmen, um Missbrauch vorzubeugen.

Richter Sheri Pym beruft sich in seiner an Apple gerichteten Anordnung auf ein Gesetz von 1789, den All Writs Act. Nicht nur Tim Cook glaubt, dass so ein „gefährlicher Präzedenzfall“ geschaffen wird und dass Apple gezwungen werden soll, seine eigenen Kunden zu hacken. Auch Google-Chef Sundar Pichai, WhatsApp und Facebook, die sich mit Apple solidarisch erklärt haben, fürchten einen unwiderruflichen Vertrauensverlust, der ihr Geschäftsmodell bedrohen würde. Facebook hat sich gerade verpflichtet, künftig gegen eventuelle ähnliche Anordnungen „aggressiv vorzugehen“, und Twitter-CEO Jack Dorsey dankte seinem Apple-Kollegen Cook, dass er in dieser Sache eine Führungsrolle übernommen habe. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass sowohl Strafverfolger als auch IT-Firmen in dieser Angelegenheit eine klärende Konfrontation ansteuern.

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15 Kommentare zu iPhone-Entschlüsselung: Apple bekommt drei Tage mehr Zeit

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  • Am 23. Februar 2016 um 1:27 von Judas Ischias

    Wie war das noch?
    Wurde nicht des öfteren vom Apple-Sprachrohr behauptet, dass die Firma Apple nicht mit diesen „speziellen“ Behörden zusammenarbeitet, sondern nur die anderen Firmen?
    Und jetzt wollte Cook dies heimlich machen.
    Warum?
    Um etwa den Fanboys nicht den Glauben zu nehmen, dass Apple so etwas nicht tut?
    Mann, @PeerH, jetzt müssten doch selbst Dir die Äppel von den Augen fallen.
    Aber nein, da kommt nur ein dürrer Satz, irgendwas von Rechtsweg.
    Wenn es sich jetzt um Google handeln würde, dann würdest Du garantiert seitenlange Abhandlungen schreiben.;)

    @Punisher,
    Du hast Dich die letzten Monate aber rar gemacht.
    Ich habe schon gedacht, dass Du zu areamobile abgewandert bist, weil da fast zur gleichen Zeit ein newpunisher auftauchte. Und dann noch mal ein thepunisher, die aber kaum kommentiert haben.

    • Am 24. Februar 2016 um 20:56 von Punisher

      Nein nein, ich bin seit ner Weile schwer beschäftigt und habe einen auf stillen Leser gemacht. Wenn es die Zeit erlaubt, kommentiere ich hier. Bei areamobile bin ich nicht, aber viele kennen die Comics und den Film vom punisher.

      • Am 24. Februar 2016 um 23:55 von PeerH

        Klar bist Du schwer beschäftigt: steht doch oben, womit. Amtshilfe für das FBI? ;-)

        „Boot-Level-Attack und das wars mit der Verschlüsselung. Wieso sollte einer der erfolgreichsten Attacken bei Apple nicht funktionieren.“

        Viel Glück, aber legal ist das nicht. ;-)

    • Am 24. Februar 2016 um 23:54 von PeerH

      Warum ist es für Dich schwer zu lesen und das Gelesene auch zu verstehen? Ich hab nie behauptet, dass Apple nach einer richterlichen Anordnung den US Behörden keine Daten bietet – Schließlich gibt es entsprehende Datenschutzberichte von Apple.

      Nur: Apple gibt nur das heraus, was sie haben – was also freiwillig in die Wolke geladen wurde. Ansonsten fahren sie den Ansatz, dass sie das, was sie selber nicht haben, eben nicht liefern können. Und das sind eben iMessage und FaceTime Daten, und Daten, die auf einem iPhone liegen.

      Solche Daten will das FBI. Darum geht es in dem Fall. Falls Du das verstehst. Und dazu soll Apple als Handlanger verdonnert werden – glaub aber nicht, dass Microsoft, Google, Facebook etc. im Erfolgsfall nicht ebenfalls bluten müssten.

      WAS ich aber behauptet habe, und was eben anhand der Datenschutzberichte FAKT ist, ist, dass solche Behördenbescheide zur Lieferung von Daten z.B. an Google um den Faktor 20 häufiger waren. Und das eben, weil es im Auslieferungszustand KEINE Verschlüsselung auf den Android Smartphones gibt, weil Google das mit Absicht sehr kompliziert macht (warum kann das Microsoft auf schwächerer Hardware erheblich besser?), dass Google grundsätzlich massiv Daten über alles und jeden hortet – und dass das die Behörden wissen und dann da hingehen, wo am meisten Daten herumliegen –> zu Google. Faktor 20. Und das war schon vor zwei Jahren der Fall. Davor gab es Steigerungsraten von 30-50% jährlich.

      Wenn das FBI die Daten auf einem Android Smartphone haben will, ist das sehr wahrscheinlich überhaupt kein Problem – sie müssen es nur in ihren Händen halten. Sogar beim iPhone 5c (ab 5s ist das deutlich schwieriger) sieht das das FBI schon anders.

      Außer Punisher, der kann das natürlich. Warum hilfst Du nicht dem FBI? Ist doch so einfach? Warum der Umweg über eine speziell angepasste iOS Version? ;-)

      Tja: und Microsoft untergräbt seine eigene Verschlüsselung, indem es im Default den Schlüssel für die Verschlüsselung in die Microsoft Wolke hochlädt. Entweder sind sie bei Microsoft sehr dumm, oder eben bösartig: indem sie Verschlüsselung ranschreiben, aber es eben den Behörden (und sich selber) sehr leicht machen an die Daten zu kommen.

      Das ist nun mal die Realität, und da kannst Du noch so sehr darum betteln, dass man Deine Thesen wertschätzen möge – sie sind nahezu immer purer Unsinn.

  • Am 19. Februar 2016 um 22:29 von C

    Hier sind mehrere „Geister-Fahrer“ unterwegs.

    Der Richter, der glaubt mit einem alten Beihilfe-Gesetz was zu bewirken. Er übersieht hierbei, dass dieses alte Beihilfe-Gesetz keine anderen Rechtsvorschriften (insb. keine Verfassungs-Rechte) aushebelt oder übersteuern kann.

    Apple & T. Cook, die unter dem „Siegel des Vertrauens“ alles petzen würden, jedoch jetzt, da es öffentlich wurde, in der Öffentlichkeit genau anders herum agieren und sich positionieren wollen. Show eben. Wie zuvor schon vermutet.

    Das FBI, anstatt Amts-Hilfe von der NSA anzufordern und Ihr Problem schnell und einfach zu lösen, sich hier nun im zivilen Gerichts-Verfahren verstrickt. Die NSA hat genügend Mittel & Geld, das iPhone in sehr kurzer Zeit zu knacken (z. B. Zero-Days, Kernel-Hacks, etc.). Egal welches iPhone & welche iOS Version.

    • Am 20. Februar 2016 um 8:40 von Peter Lohr

      Der letzte Teil klingt nach Verschwörungstheorie, denn tatsächlich ist kein Fall bekannt, in dem die Verschlüsselung eines iPhones gelungen wäre.

      Ansonsten sollte man sich fragen, warum das FBI das Thema öffentlich diskutieren wollte? Meiner Meinung nach soll ein Präzedenzfall geschaffen werden. Man sucht sich den stärksten Gegner aus, und wenn man ihn besiegt, werden schwächere Gegner schnell einknicken. Zynischerweise bedient sich das FBI zum erreichen des Ziels der 14 Opfer des Anschlags.

      Man kann nur hoffen, dass höhere Gerichte dem ein Ende setzen.

      • Am 20. Februar 2016 um 10:51 von Punisher

        Boot-Level-Attack und das wars mit der Verschlüsselung. Wieso sollte einer der erfolgreichsten Attacken bei Apple nicht funktionieren.

        • Am 24. Februar 2016 um 23:36 von PeerH

          Mach das doch? Du wirst berühmt. ;-)

          Sorry, aber schon etwas vermessen, wenn Du denkst, dass Du das schaffst, obwohl ganze Garnisonen von Sicherheitsexperten daran gescheitert sind.

      • Am 20. Februar 2016 um 11:19 von C

        @Peter Lohr

        1.
        Du meinst wohl „Entschlüsselung“.

        2.
        Und Nein, es ist keine Verschwörungs-Theorie. Warum kauft wohl die NSA auf dem Black Market die Zero-Days für teures Steuergeld auf?
        Und – Du glaubst nicht, dass die Federales über die neueste Technik und entsprechendes Know-How verfügen um ein iPhone jeglicher Generation zu knacken?

        Dann glaub mal schön an die angebliche Sicherheit weiter…
        Prominente u. a. haben da inzwischen andere Erfahrungen gemacht.

        • Am 24. Februar 2016 um 23:40 von PeerH

          Noch mehr ‚Verschwörungstheorien‘?
          „Prominente u. a. haben da inzwischen andere Erfahrungen gemacht.“
          Da vermischst Du dann eben mutwillig Bugs und eher harmlose, wenngleich ärgerliche, Sicherheitslücken, um dann zu behaupten, dass eh nichts sicher sei.
          Fakt ist: auf aktuellen iPhones mit der secure enclave ist die Verschlüsselung bisher sicher. Andernfalls bitte ein Beispiel.
          Der Ansatz: solange mir niemand das Gegenteil beweisen kann, sage ich die Wahrheit, scheint mir dann doch sehr oberflächlich. Andernfalls: Auf der Venus gibt es Leben, Elvis ist nicht tot, und wir stammen alle von Alpha Centauri ab – das Raumschiff ist nur verschollen – alles nach Deiner Logik ‚wahr‘.

  • Am 19. Februar 2016 um 14:33 von Der Wurm

    Die sollen kein Theater machen. Es ist technisch möglich und das ist eine richterliche Anordnung. Fertig. Jeder der hochsensible Daten auf einem Telefon speichert, hat sowieso einen an der Waffel.

    Bei ner Handyflat muss man auch immer alles wieder löschen :)

    • Am 19. Februar 2016 um 17:10 von PeerH

      Schon mal von Rechtsweg gehört?

  • Am 19. Februar 2016 um 13:46 von Freidenker

    Da haben wir doch die Erklärung für Apples „Offensive“. Weil das FBI die Anfrage nicht heimlich machen wollte. Ergo ist das ganze Primborium von Cook nur Show.

    • Am 20. Februar 2016 um 8:34 von Peter Loor

      Anders herum wird ein Schuh daraus: es geht dem FBI also nicht darum, dass sie in diesem einen Fall an die kommen wollen, sondern um eine gezielte Aktion, um Apple zu beschädigen. Sie wollen ganz offensichtlich einen Präzedenzfallschaffen, und nutzen dafür schamlos die 14 Opfer des Terroranschlags aus.
      „Das FBI habe dies aber abgeschlagen und die richterliche Aufforderung an Apple öffentlich gemacht.“
      Da das FBI sonst eher nicht dadurch auffällt, dass sie in aller Öffentlichkeit ermitteln, dürfte das eine Strategie sein. Wie hätte Apple anders reagieren sollen, als durch ein ebenfalls öffentliches Statement?
      Das dürfte nun wohl durch alle Instanzen gehen.

      • Am 20. Februar 2016 um 14:50 von Freidenker

        Wenn dieses „um Apple zu beschädigen“ da nicht stehen würde, könnte man glatt glauben, da hätte sich Jemand Gedanken gemacht. Die Polemik um die 14 Opfer können Sie auch stecken lassen, dass ist billig.
        Natürlich will das FBI einen Präzedenzfall, hat es doch selbst gesagt. Sie wollen, dass es zukünftig einfacher ist. Ob das gut oder schlecht ist sei mal dahin gestellt. Klar ist aber, dass der öffentliche „Aufschrei“ von Cook, nur der Versuch ist, durch eine Offensive von dem Fakt abzulenken, dass Apple die Zusammenarbeit mit den Behörden unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit halten wollte. Völlig unabhängig was Apple technisch tatsächlich kann oder nicht. Es zeigt aber die Scheinheiligkeit von Cook. Mit dem Finger auf die Anderen zeigen, selbst aber keinen Deut besser sein. Nicht dass das die Zusammenarbeit aller Anderen besser dastehen lässt, die Fanboys sollten aber langsam mal Apple so sehen wie es ist. Eine ganz normale Firma, genauso bad or evil wie die Anderen auch.

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