Facebook-Vizepräsident in Brasilien vorübergehend festgenommen

Er sollte auf diese Weise zu angeblich mangelhafter Unterstützung einer Drogenermittlung durch WhatsApp befragt werden. Facebook entrüstet sich über die "extreme und unangemessene Maßnahme". Noch dazu arbeite WhatsApp eigenständig.

Die brasilianische Polizei hat in Sao Paulo einen leitenden Manager von Facebook vorübergehend festgenommen. Das berichtet die Agentur Reuters; The Verge hat eine Bestätigung durch Facebook erhalten.

WhatsApp-Logo (Bild: WhatsApp)Ein Richter hatte die Verhaftung zum Zweck einer Befragung angeordnet. Die Polizei versuchte so, an Informationen im Zusammenhang mit einer Drogenermittlung zu kommen, wie die Facebook-Tochter WhatsApp nicht geliefert hatte. WhatsApp nannte dieses Vorgehen einen „extremen Schritt“ und erklärte, es könne nicht auf die gewünschten Daten zugreifen. „Wir haben in diesem Fall mit der Polizei kooperiert, soweit wir konnten. Während wir die wichtige Aufgabe der Exekutive respektieren, sind wir mit diesem Vorgehen ganz entschieden nicht einverstanden.“

Zudem wurde der falsche Mann verhaftet: Diego Dzodan ist Vizepräsident für Facebook in Mittel- und Südamerika. Facebook erklärte dazu, WhatsApp operiere von Facebook getrennt. Auch sei es „enttäuscht von der extremen und unangemessenen Maßnahme, einen leitenden Angestellten zu einer Polizeistation zu eskortieren.“ Für Fragen stehe es den Behörden jederzeit zur Verfügung.

Laut der Agentur AFP dauerte es einen ganzen Tag, bis Dzodan wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Der Richter, der diese Entscheidung traf, nannte die Verhaftung „übereilt.“

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Facebook (Bild: Facebook)Im Dezember 2015 hatte ein brasilianisches Gericht in São Bernardo do Campo schon einmal eine 48-stündige Sperre gegen WhatsApp verhängt, weil das inzwischen zu Facebook gehörende Unternehmen in einem Strafverfahren angeblich nicht mit den Behörden kooperierte.

Der bisher praktisch für alle Mobilplattformen verfügbare Messenger WhatsApp gilt als die am häufigsten genutzte App in Brasilien. Laut einer Umfrage der brasilianischen Technikwebsite TechTudo setzen ihn 93 Prozent der Anwender ein. Im April 2015 meldete WhatsApp 45 Millionen Nutzer in dem fünftgrößten Staat der Erde. Zwei Monate zuvor waren es noch 38 Millionen gewesen.

Seit der Übernahme durch Facebook im Jahr 2014 für 19 Milliarden Dollar konnte der Dienst seine Nutzerbasis nochmals deutlich steigern. Weltweit zählte WhatsApp im Februar 2016 nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde monatlich aktive User. Täglich werden 42 Milliarden Nachrichten, 250 Millionen Videos und 1,6 Milliarden Fotos verschickt.

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