UN-Kommissar: Geschwächte Verschlüsselung würde Menschenleben gefährden

Zeid Ra'ad Al Hussein hat sich mit einer nachdrücklichen Erklärung in die Debatte zwischen Apple und FBI eingemengt. Leider gebe es weltweit viele Behörden und Kriminelle, die bereit seien, jede gebotene Möglichkeit zum Zugriff auf persönliche Daten zu nutzen. Ein Schutz der Privatsphäre sei in der digitalen Welt nur noch durch ein ausfallsicheres Verschlüsselungssystem möglich.

Im Streit um das Entsperren eines iPhones zwischen Apple und dem FBI hat ein Vertreter der Vereinten Nationen (UN) eine besonders nachdrückliche Erklärung abgegeben. Zeid Ra’ad Al Hussein schreibt, Verschlüsselung sei eine notwendige Bedingung für persönliche Sicherheit. Neben den Menschenrechten sehe er Konten und Gesundheit der Anwender in Gefahr. Außerdem sei eine Schwächung von iOS „ein Geschenk für Diktaturen.“ TechCrunch hat auf das Statement hingewiesen.

Flagge der Vereinten Nationen (Bild: UN.org)„Um ein auf einen Fall begrenztes Sicherheitsproblem im Zusammenhang mit Verschlüsselung zu lösen, riskieren die Behörden, ein Büchse der Pandora zu öffnen, was extrem schädliche Folgen für die Menschenrechte vieler Millionen Menschen haben könnte, einschließlich ihrer körperlichen und finanziellen Sicherheit“, formuliert der UN-Kommissar, der dem jordanischen Königshaus entstammt. „Mir ist bewusst, dass die US-Gerichte den Fall noch längst nicht abschließend geklärt haben, und ich fordere alle auf, die sich damit beschäftigen, nicht nur auf den Einzelfall zu achten, sondern auf die möglichen breiteren Folgen.“

Über die Terroristen, die den Anschlag von San Bernardino verübten, heißt es bei Al Hussein: „Es gibt viele andere Möglichkeiten nachzuforschen, ob diese Mörder Komplizen hatten, als Apple zur Programmierung einer Software zu zwingen, die die Sicherheit ihrer eigenen Telefone unterminiert. Hier geht es nicht nur um einen Fall und eine IT-Firma. Dies wird gewaltige Folgen für die Zukunft der Sicherheit der Menschen in einer digitalen Welt haben, die sich zunehmend untrennbar mit der echten Welt, in der wir leben, vermengt.“

Als Beispiele für andere Firmen nannte Al Hussein Google und Blackberry, auf die schon mehrere Staaten Zwang ausgeübt hätten, ihre Kunden einer Massenüberwachung auszusetzen. Besonders wichtig sei Verschlüsselung für politische Dissidenten, Journalisten und Verteidiger der Menschenrechte. „Es ist weder besonders fantasievoll noch übertrieben, zu sagen, dass ohne Verschlüsselungswerkzeuge Menschenleben in Gefahr sein können. In den schlimmsten Fällen wird es zur Verfolgung von Menschen führen, die nur ihre Grundrechte ausüben, wenn Regierungen in die Telefone ihrer Bürger einbrechen können.“

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Leider gebe es weltweit viele Behörden und Kriminelle, die bereit seien, jede gebotene Möglichkeit zum Zugriff auf persönliche Daten zu nutzen. Ein Schutz sei in der digitalen Welt nur noch durch ein ausfallsicheres Verschlüsselungssystem möglich.

Im Streit mit dem FBI hat Apple 40 Unterstützer gefunden, die sich in einem Amicus Brief gegenüber dem zuständigen Gericht auf seine Seite schlugen. Darunter sind eine Gruppe aus 32 Juraprofessoren und der Ehemann eines der Opfer von San Bernardino. Solidarisch zeigten sich zudem viele Technikfirmen, neben Facebook, Google und Microsoft etwa auch Airbnb, CloudFlare, Ebay, GitHub, Kickstarter und LinkedIn, dazu Sicherheitsexperten und Bürgerrechtsorganisationen. Ein „Amicus Brief“, eigentlich Amicus Curiae oder „Freund des Gerichts“, ist im US-Recht eine Eingabe Dritter, die dem Gericht durch Hervorhebung bestimmter Aspekte und fachliche Beratung helfen soll.

Auf der Gegenseite ist gestern Bezirksstaatsanwalt Michael Ramos durch die Behauptung auffällig geworden, das fragliche iPhone 5C des Terroristen Syed Farook enthalte möglicherweise einen „inaktiven Cyber-Erreger“, um die Infrastruktur der Stadt San Bernardino lahmzulegen. Es sei also möglicherweise eine Waffe, die dringend analysiert werden müsse.

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