Ray Tomlinson, Erfinder der E-Mail, ist im Alter von 74 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Seine Erfindung baute im Jahr 1971 auf früheren Versuchen auf, Nachrichten zwischen Rechnern zu versenden. Ein wesentliches Element seines Konzepts war der Einsatz des @-Zeichens, um die Domain des Korrespondenten auszuweisen.
Tomlinson arbeitete damals als Techniker für Bolt Beranek and Newman. Dort implementierte er unter anderem das Transmission-Control Protocol (TCP) unter Tenex, einem PDP-10-Betriebssystem. Mit Cpynet hatte er auch schon ein Dateiübertragungsprotokoll für den Vorgänger des Internets erstellt, nämlich das Advanced Research Projects Agency Network (Arpanet). Was folgte, war das erste E-Mail-Programm namens Sndmsg (kurz für „send message“ oder „übertrage Nachricht“), das auf Cpynet aufbaute.
Wie er später NPR erzählte, versandte Tomlinson die ersten E-Mails zwischen zwei Rechnersystemen in seinem Büro. „Die Tastaturen waren vielleicht drei Meter voneinander entfernt. Ich konnte mit meinem Stuhl vom einer zur anderen rollen und mir ansehen, was ich zu versenden versucht hatte.“
An den Text der ersten E-Mail konnte sich Tomlinson nicht erinnern. Vermutlich waren es nur irgendwelche Zeichenfolgen. „Die erste E-Mail ist nicht erinnernswert – und deshalb auch wirklich vergessen.“
Mit dem @-Zeichen wollte der Erfinder zwischen lokalen Mailboxen und entfernten unterscheiden: „Das @-Zeichen schien sinnvoll. Ich benutzte es, um darauf hinzuweisen, dass ein Nutzer ‚bei‘ einem anderen Host und nicht lokal angemeldet ist.“ 1982 ging es in den E-Mail-Standard RFC822 ein. Konkurrenten wie das Bang-Adressformat (das ein Ausrufezeichen statt des @ verwendete) und X.400 hatten keinen vergleichbaren Anklag gefunden.
Schon nach zwei Jahren machte E-Mail 75 Prozent allen Traffics im Arpanet aus. Bis Tomlinson selbst aber einsah, dass ihm eine bedeutende Erfindung gelungen war, vergingen weitere Jahre. Auch am eigenen Nachruhm äußerte er Zweifel. Einem Interviewer sagte er auf Nachfrage im Jahr 2002: „Jede einzelne Entwicklung tritt heute der vorangegangenen auf die Fersen und wird selbst so eng von der nächsten verfolgt, dass meiner Ansicht nach wenige Namen in Erinnerung bleiben werden. Ich bin gespannt, ob ich Recht habe.“
[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]
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