Ex-Mitarbeiter schildert Zuckerbergs Reaktion auf Google+

Er verhängte eine Art Kriegsmodus. Wie Cato der Ältere forderte der Facebook-Gründer 2011: "Karthago muss zerstört werden." Die Belegschaft arbeitete daraufhin auch an den Wochenenden. In einem vorab erschienenen Buchauszug wird dem CEO außerdem messianisches Sendungsbewusstsein attestiert.

Der frühere Facebook-Mitarbeiter Antonio García Martínez beschreibt das Verhalten seines Ex-Chefs Mark Zuckerberg als „ans Psychopathische grenzend.“ Vanity Fair hat einen Auszug aus seinem demnächst erscheinenden Buch „Chaos Monkeys“ über das Social Network veröffentlicht, der dies am Beispiel von Zuckerbergs Reaktion auf den Start von Google+ 2011 belegt.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg (Bild: James Martin / CNET)Facebook-CEO Mark Zuckerberg (Bild: James Martin / CNET)Demnach verhängte Zuckerberg nach Googles Ankündigung einen „Lockdown“ über Facebook, also eine Abriegelung einer militärischen Einrichtung. Mit anderen Worten, er wechselte in einen Kriegsmodus. Dies drückte Zuckerberg auch in einer Rede aus, in der er sich an eine Vorlesung über den römischen Politiker Cato den Älteren in Harvard erinnerte. Zuckerberg sagte: „Wisst Ihr, einer meiner liebsten römischen Rhetoriker beendete jede Rede mit dem Satz Carthago delenda est. ‚Karthago muss zerstört werden.‘ Aus irgendeinem Grund muss ich jetzt daran denken.“

Dieses Motto hing anschließend bei Facebook auch an den Wänden – allerdings mit einer Typografie, die eher der des 2. Weltkriegs entsprochen haben soll. Der als Produktmanager angestellte Martínez vergleicht Zuckerbergs Rede sogar indirekt mit der Adolf Hitlers vom 1. September 1939, wenn er über die Reaktion sagt: „Jeder verließ den Raum mit der Bereitschaft, in Polen einzumarschieren, wenn es sein müsste.“ Und etwas weiter unten im Text formuliert er auch: „Das war der totale Krieg.“

Sachlich scheint Zuckerberg zum Kampf um die Nutzer mit Google+ aufgerufen zu haben. Martínez berichtet, auch an Sonntagen sei es bei Facebook in der Folge schwer gewesen, einen Parkplatz fürs Auto zu finden, während auf dem Google-Campus Leere herrschte. „Es war klar, welche Firma bis zum letzten Atemzug kämpfen wollte.“ Vor allem die Programmierer seien stark beschäftigt gewesen. Aus Solidarität seien aber auch Anzeigenverkäufer am Wochenende ins Büro gekommen.

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Der Auszug bei Vanity Fair enthält auch eine Schilderung des Facebook-Kults, den die Mitarbeiter des Social Network aufbauten: Alle Angestellten wurden an ihrem Faceversary gefeiert, dem Jahrestag ihres Eintritts in die Firma. Einen Austritt hingegen nahm man wie ein Begräbnis hin. Schied jemand aus, war es demnach üblich, eine Grabinschrift oder eine falschen Abschiedsbrief zu verfassen, als handle es sich um einen Selbstmord.

Facebook (Bild: Facebook)Solche Beiträge erscheinen im internen Berech von Facebook.com, der Mitarbeitern vorbehalten ist. Dort erhielten sie oft innerhalb von Minuten hunderte Likes und Kommentare, berichtet Martínez.

Über Gründer und CEO Zuckerberg schreibt der frühere Angestellte, er sei „ein Genie der alten Schule“ mit messianischem Sendungsbewusstsein: In ihm stecke „die feurige Kraft der Natur, besessen von einem scheinbar übernatürlichen Schutzgeist, der ihn antreibt und führt, seine Kreise in einen Rausch versetzt und sein Gefolge ebenfalls zu Größe antreibt.“ Zuckerberg habe eine neue Religion gegründet – bei Produkten liege er anders als etwa Steve Jobs aber zunächst oft daneben.

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Themenseiten: Facebook, Google, Google Plus, IT-Jobs, Soziale Netze

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Neueste Kommentare 

9 Kommentare zu Ex-Mitarbeiter schildert Zuckerbergs Reaktion auf Google+

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  • Am 7. Juni 2016 um 14:43 von nonscio

    Möge den Herrschaften in Ihren optimal temperierten „war rooms“ ein echter totaler Krieg erspart bleiben.
    Hyperventilation der Show wegen. Nich mehr.

  • Am 7. Juni 2016 um 7:28 von Black

    Die Welt geht auch ohne Facebook und Co. Mir völlig schleierhaft wie man sich dieser WerbeMaschinerie freiwillig unterwerfen kann

  • Am 7. Juni 2016 um 2:18 von Judas Ischias

    Da musste ich aber ziemlich schnell an Steve Jobs denken.
    Das war genauso ein gestörter Fanatiker.

  • Am 7. Juni 2016 um 0:34 von Mark oder Martinez

    Wenn man hier schon ellenlang irgendwelche Nasen mit schiefen historische Vergleichen anführt, kann man dann vielleicht auch einfach mal sagen, was der gute Herr Martinez da bei Facebook gemacht hat? War er Portier? Kellner in der Kantine? Produktmanaager? Marks persönlicher Fußabstreifer?

    • Am 7. Juni 2016 um 9:04 von PeerH

      Eigentlich nicht schwer
      Im Link: http://www.vanityfair.com/news/2016/06/how-mark-zuckerberg-led-facebooks-war-to-crush-google-plus
      Steht ganz unten der Titel des Buches „Chos Monkeys“ – und über seine Webseite …
      http://www.antoniogarciamartinez.com
      … kommt man z.B. zu Amazon, und da heißt es:

      „Liar’s Poker meets The Social Network in an irreverent exposé of life inside the tech bubble, from industry provocateur Antonio García Martínez, a former Twitter advisor, Facebook product manager and startup founder/CEO.“

      Er war also bei Facebook ein Product Manager. Das ist m.E. die obere Mittelschicht Manager, die einem in beide Richtungen einen sehr guten Überblick gibt – nach oben in Richtung Management genauso wie nach unten in Richtung Mitarbeiter. Für den Einblick in die Philosophie eines Unternehmens eine gute Position. Bri Facebook gibt es ja nicht so viele Produkte, d.h. er dürfte recht gut nach oben angebunden gewesen sein.
      Ein höherer Manager könnte wenig über die Stimmung der normalen Mitarbeiter, ein normaler Mitarbeiter wenig aus dem Management berichten.

    • Am 7. Juni 2016 um 19:58 von John Sams

      Wer lesen kann ist klar im Vorteil ;)
      „Der als Produktmanager angestellte Martínez…“

      • Am 8. Juni 2016 um 9:51 von Florian Kalenda

        Ehrlich gesagt, das habe ich nachträglich ergänzt.

        • Am 8. Juni 2016 um 10:18 von PeerH

          Ind ich habe schon an mir gezweifelt … war die Mühe ja nicht vergeblich.:-)

  • Am 6. Juni 2016 um 19:53 von mac4ever

    Facebook und Android nutze ich nicht, Google+ habe ich nur notgedrungenermaßen ein paarmal benutzt – Apple-Produkte dagegen täglich. Den Anhängern dieser Firma wird ja gern mal pseudoreligiöses Gebaren vorgeworfen. Wenn ich aner diesen Artikel richtig berstehe, haben sie offenbar die Falschen erwischt…

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