Amazon-Beschäftigte streiken erneut für Tarifvertrag

In den Versandzentren Bad Hersfeld, Rheinberg und Werne haben Beschäftigte bereits am Morgen die Arbeit niedergelegt. Dort sollen die Streiks noch bis morgen Abend andauern. Es geht weiterhin darum, den Versandhändler zu Tarifverhandlungen zu bewegen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat zu einer erneuten Streikwelle bei Amazon in Deutschland aufgerufen, um ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag Nachdruck zu verleihen. Beschäftigte in den Versandzentren Bad Hersfeld (Hessen), Rheinberg und Werne (beide Nordrhein-Westfalen) haben der Gewerkschaft zufolge am Montagmorgen die Arbeit niedergelegt. Dort sollen die Streiks bis einschließlich Dienstag, den 21. Juni, zum Ende der Spätschicht andauern.

Amazon-Logistikzentrum in Leipzig (Bild: Amazon)„In dieser Woche werden an etlichen Standorten kurzfristig bekannt gegebene Streiks stattfinden, mit denen der Geschäftsablauf von Amazon empfindlich gestört wird. Alle Erfahrungen zeigen, dass das Unternehmen sich auf diese Streiktaktik nur schlecht einstellen kann“, kommentiert Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Die Beschäftigten bei Amazon fordern einen Tarifvertrag, um existenzsichernde Löhne und gute Arbeitsbedingungen garantiert abzusichern. Sie verlangen, dass Amazon endlich seine Blockadehaltung aufgibt und mit der Gewerkschaft verhandelt, statt willkürlich die Arbeitsbedingungen zu diktieren.“

An seinen neun deutschen Standorten beschäftigt Amazon rund 9000 Mitarbeiter. Aufgrund der Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren stand der Versandhändler schon häufiger in der Kritik. Die Beschäftigten klagen unter anderem über den hohen Anteil an befristeten Arbeitsverhältnissen, über unzureichende Pausenregelungen und über hohen Leistungsdruck. Aus diesem Druck resultiere auch ein extrem hoher Krankenstand, wie es von Seiten Verdis heißt.

„Die Liste der Beschwerden ist lang. Beschäftigte klagen über zu knapp bemessene Pausen, ständig anziehende Leistungsvorgaben, auslaugende und schlecht abgestimmte Schichteinteilungen, hohe körperliche Belastungen, fehlende Arbeitsmittel wie höhenverstellbare Tische und respektlose Behandlung durch Vorgesetzte“, fasst Nutzenberger die Ergebnisse einer jüngeren Umfrage unter den Beschäftigten zusammen. Amazon reagiere darauf nach eigenen Aussagen mit Ernährungstipps, kostenlosen Grippeimpfungen oder weise bei sogenannten Gesundheitstagen auf die Risiken von Übergewicht und Bluthochdruck hin. Das ist aus Sicht von Verdi „völlig unzureichend“. Die Beschäftigten hätten einen Anspruch auf gute und gesunde Arbeitsbedingungen.

„Deswegen haben wir Amazon zu einem Gespräch über dieses Thema aufgefordert. Das Angebot hat das Unternehmen zurückgewiesen. Das alles zeugt von großer Ignoranz gegenüber den eigentlichen Problemen“, so Nutzenberger.

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Der Tarifstreit zwischen Amazon und Verdi läuft seit Ostern 2013. Die Arbeitnehmervertreter fordern für die Mitarbeiter des Versandhändlers einen Tariflohn auf Einzelhandelsniveau. Bislang gilt für sie der Tarif der Logistikbranche. Bisher lehnte Amazon jegliche Tarifverhandlungen ab.

Die Gewerkschaft wirft Amazon vor, seinen Mitarbeitern zum Teil mehrere hundert Euro weniger an Lohn zu bezahlen als es in vergleichbaren Beschäftigungsverhältnissen im Einzel- und Versandhandel üblich ist. „Das Unternehmen weigert sich, das in Deutschland gesetzlich verbriefte Recht der Beschäftigten auf Tarifverhandlungen durch eine Gewerkschaft anzuerkennen“, so Verdi. „Immer wieder haben Beschäftigte deswegen die Arbeit niedergelegt.“

Zuletzt wurde Amazon Anfang Mai bestreikt. Damals legten Beschäftigte in Leipzig, Bad Hersfeld, Koblenz, Rheinberg und Werne die Arbeit für einige Tage nieder. Zudem solidarisierten sie sich mit ihren Kollegen im polnischen Breslau.

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