Thomas Wagner, Gründer und Geschäftsführer der Leipziger Internetfirma Unister, ist gestern bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien ums Leben gekommen. Der 38-Jährige war zusammen mit zwei weiteren Personen und dem Piloten an Bord eines Kleinflugzeugs vom Typ Piper 32 auf dem Weg von Venedig nach Leipzig gewesen. Absturzursache war offenbar eine vereiste Steuereinheit, wie das slowenische Fernsehen berichtet.
Wagner hatte Unister im Jahr 2002 gegründet. Das Unternehmen betreibt inzwischen über 40 Webseiten, darunter ab-in-den-urlaub.de, fluege.de und versicherungen.de. Zu ihm gehören aber auch die Portale geld.de, kredit.de und auto.de. Die früher ebenfalls von Unister betriebene Auktionsplattform Auvito.de war im Zuge einer Umstrukturierung 2014 ebenso wie ein Call-Center mit rund 120 Beschäftigten dicht gemacht worden. Unister beschäftigt eigenen Angaben zufolge derzeit rund 1200 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 500 Millionen Euro.
Der Agentur Piabo zufolge war Unister damit im Frühjahr hinter Zalando (mit rund 10.000 Mitarbeitern), aber noch vor myToys.de und dem Ticket- und Veranstaltungsspezialisten CTS Eventim das zweitgrößte Unternehmen der deutschen Digitalwirtschaft. Gemessen an der Mitarbeiterzahl lag es damit in der Top-Ten-Liste auch vor Unternehmen wie Momox, der Scout24 Holding, Trivago und Groupon.
Die Unister-Geschäftsleitung hat sich bereits zu einer ersten Krisensitzung zusammengefunden. „Wir können Thomas Wagner nicht kompensieren, aber wir werden sein Erbe bestmöglich im Sinne unseres Gründers fortführen“, erklärte Dirk Rogl, Chief Communication Officer der Unister Holding. Das Unternehmen werde „sehr zeitnah“ die Nachfolge von Thomas Wagner regeln. „Wir wissen um die Herausforderung, die Erfolgsgeschichte von Thomas Wagner fortzuschreiben und werden alles daran setzen, dies zu tun.“
Wagner war zwar unbestritten erfolgreich, aber nicht unumstritten. So erhob beispielsweise die Staatsanwaltschaft Dresden 2012 Betrugsvorwürfe gegen Unister. Das Unternehmen habe über seine Online-Portale Versicherungsprodukte vertrieben, ohne dafür die Erlaubnis zu haben. Dadurch seien dem Fiskus Steuern in Höhe von etwa einer Million Euro entgangen. Das Unternehmen selbst hatte erklärt, es arbeite bei den Ermittlungen „konstruktiv“ mit den Behörden zusammen, bedauerte jedoch, dass „die aufwändigen und immer wieder von Indiskretionen begleiteten Ermittlungen zahlreiche Geschäftsabschlüsse und Partnerschaften negativ beeinflusst oder gar verhindert haben“.
Medienberichte vom Februar 2016, in denen von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe durch die Ermittlungen die Rede war, bestätigte Unister teilweise: „Die zitierte Schadenssumme von 43,5 Millionen Euro dürfte dabei die untere Grenze des Möglichen bilden. Dies steht im Kontrast zu dem vorgeworfenen Schaden, der voraussichtlich selbst unter den Annahmen der Staatsanwaltschaft unter einer Million Euro liegen dürfte.“
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Gleichzeitig wies Unister andere Berichte über einen Deal mit der Justiz zurück: Anders als berichtet, sei Wagner nicht bereit gewesen, eine Bewährungsstrafe einzugehen, um die Eröffnung eines Hauptverfahrens zu vermeiden. Freiheitsstrafen für Steuerhinterziehung setzten ein entsprechend schuldhaftes Verhalten voraus. Dies liege aber nicht vor. Außerdem wies Unister darauf hin, dass die Klage gleich in mehreren Punkten möglicherweise gar nicht zugelassen werde.
[Update 15.47 Uhr]
Wie Unister gerade bekanntgegeben hat, befindet sich unter den Opfern auch Gründer und Gesellschafter der Unister Holding Oliver Schilling. Das haben Angehörige des Hinterbliebenen dem Unternehmen bestätigt.
[mit Material von Peter Marwan, silicon.de]
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