Oracle finanziert Anti-Google-Kampagne

Das Google Transparency Project trägt Materialien gegen Google zusammen und gibt sich als gemeinnützige Initiative aus. Weitere mögliche Geldgeber sind noch nicht bekannt - Microsoft dementierte eine Beteiligung an der Kampagne. Oracle liegt noch immer im juristischen Dauerstreit mit Google und strebt einen neuen Java-Prozess an.

Oracle finanziert das Google Transparancy Project in Washington, das sich als gemeinnützige Initiative ausgibt und bislang stets weigerte, etwas zur Herkunft seiner eigenen Geldmittel zu sagen. Über weitere mögliche Geldgeber der gegen Google gerichteten Kampagne ist noch nichts bekannt. Microsoft, das in früheren Jahren ähnliche verdeckte Kampagnen gegen Google organisierte, dementierte eine Beteiligung.

Google und Oracle (Bild: Google/Oracle)

Das Projekt gibt vor, die Öffentlichkeit über Lobby-Aktivitäten von Google aufklären zu wollen. Es trägt mit großem Aufwand Material zusammen, präsentiert Aussagen auf seiner Website und versorgt Medien mit den Ergebnissen seiner Recherchen. Veröffentlichungen etwa in Recode und The Intercept basierten auf solcher Vorarbeit und erwähnten das Google Transparency Project als gemeinnützige Organisation. Die Kampagne moniert beispielsweise Besuche von Google-Managern im Weißen Haus oder die Beschäftigung von früheren Google-Mitarbeitern im US Digital Service.

„Die Leute, die das Google Transparency Projekt betreiben, wollen nicht sagen, wer dafür bezahlt“, wunderte sich Jeff John Roberts von Fortune. „Was seltsam ist für eine Gruppe, die sich der Transparenz verschreibt.“ Er ging der Sache nach und vermutete schnell eine Beteiligung Oracles, das seit Jahren im unerbittlichen juristischen Dauerstreit mit Google um die Verwendung von Java-APIs in Android liegt. Eben erst verlangte es ein neues Verfahren, nachdem Google sich im Java-Prozess gegen Oracle durchsetzen konnte.

Oracle bestätigt Beteiligung an Google Transparency Project

Die PR-Abteilung von Oracle beantwortete eine Anfrage nicht. Erst als Roberts einen Hinweis auf Oracles Beteiligung bekam und erneut nachfragte, bestätigte Senior Vice President Ken Glueck die vermutete Finanzierung im Hintergrund: „Oracle ist allerdings ein Unterstützer (von vielen) zum Transparency Project. Dieses liefert wichtige Informationen, die die Öffentlichkeit wissen sollte. Sie kommen vollständig aus öffentlichen Unterlagen und sind korrekt.“

Das Google Transparency Project ist verbunden mit der Campaign for Accountability (CfA) – etwa „Aktion für Verantwortlichkeit“. Diese Organisation widmet sich auch anderen Themen wie Umweltschutz und LGBT-Rechte, was den Eindruck einer unabhängigen Organisation von Aktivisten verstärkt. Sie will aber noch immer keine weiteren Unterstützer nennen und auch nicht erklären, warum sie ihre Finanzierung nicht offenlegt.

Roberts hält es für grundsätzlich begrüßenswert, wenn Lobby-Aktivitäten von Google und anderen großen Unternehmen beleuchtet werden. Eine verdeckte Kampagne von Konkurrenten im Stil von Astroturfing aber erscheint ihm dubios: „Diese Art von undurchsichtigen Operationen sorgen für einen Anreiz, Daten falsch darzustellen (selbst wenn die Daten eigentlich richtig sind). Damit erzeugen sie Zynismus und untergraben das Vertrauen in Organisationen, die sich wirklich für Verantwortlichkeit einsetzen.“

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Themenseiten: Gerichtsurteil, Google, Marketing, Oracle, Politik

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Oracle finanziert Anti-Google-Kampagne

Kommentar hinzufügen
  • Am 22. August 2016 um 21:55 von PeerH

    Orwell hätte an dem praktizierten ‚Neusprech‘ seine wahre Freude: „Campaign for Accountability (CfA) – etwa „Aktion für Verantwortlichkeit““

    Klingt ganz nach Ministry of Truth / Ministerium für Wahrheit. Klasse! ;-)

    Sich transparent zu nennen, und Intransparenz dermaßen offensichtlich zu leben – das ist schon fast gut. Realsatire.

  • Am 22. August 2016 um 16:46 von Jochen

    Kindisch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *