Der Verkauf von Twitter rückt einer Vielzahl von Berichten zufolge näher. Es soll Interessenten informiert haben, dass es die Verhandlungen vor dem 27. Oktober abschließen möchte – dem Tag, an dem es Zahlen fürs dritte Geschäftsquartal meldet. Das heißt, dass in den nächsten zwei Wochen eine bindende Vereinbarung vorgelegt werden soll.
Der Preis würde nach Angaben von Recode zwischen 18 und 30 Milliarden Dollar liegen. Als Kandidaten gelten insbesondere Googles Mutterunternehmen Alphabet, Disney und Salesforce. Von Alphabet und Disney hieß es, sie hätten Finanzberater hinzugezogen. Zuletzt schrieb Recode aber auch, Google beziehungsweise Alphabet werde kein Gebot abgeben, und eines von Apple sei ebenso unwahrscheinlich. Kurz darauf erfuhr die Publikation von Quellen, auch Disney habe seine Bemühungen eingestellt.
Einziger verbleibender Interessent ist demnach im Augenblick Salesforce, das seit 2012 eine Partnerschaft mit Twitter unterhält und dessen Daten in seine Analytics-Systeme einspeist. Eine Verbindung gibt es aber auch zu Disney: Twitter-CEO Jack Dorsey sitzt seit 2013 in dessen Verwaltungsrat. Der US-Medienkonzern, dem auch die Fernsehsender ABC und ESPN gehören, würde mit Twitter eine neue Möglichkeit zur Verbreitung seiner Inhalte im Internet erhalten.
Twitter hat im ersten wie auch im zweiten Fiskalquartal 2016 die Erwartungen der Wall Street verfehlt. Zuletzt betrug der Nettoverlust 107 Millionen Dollar oder 15 Cent je Aktie. Fürs dritte Quartal erwartet es Umsätze zwischen 590 und 610 Millionen Dollar. Laut Thomson Reuters Starmine schrieb es die letzten 11 Quartal immer rote Zahlen.
Mit 313 Millionen aktiven Nutzern pro Monat ist Twitter immer noch eine wichtige Quelle für Eilmeldungen. Zunehmen betätigt es sich auch bei Videostreaming, verbreitet etwa in Partnerschaft mit Cheddar US-Wirtschaftsnachrichten, Fernsehshows von Bloomberg und Footballspiele der NFL.
Das stagnierenden Nutzerwachstum versucht das Social Network mit Vereinfachungen anzukurbeln, um Neulinge nicht abzuschrecken. So wurde das traditionelle 140-Zeichen-Limit immer stärker aufgeweicht. Fotos, Videos, Zitate und Umfragen etwa zählen nicht mit. Für Direktnachrichten gilt es gar nicht mehr. Mit Moments gibt es auch eine inzwischen für alle verfügbare Möglichkeit, mit mehreren Tweets eine durchgängige Geschichte zu erzählen.
Nach dem Kauf von LinkedIn durch Microsoft ist außer Twitter kein unabhängiges Social Network mit weltweit signifikanter Nutzerschaft mehr am Markt. Twitter könnte aber auch nur den Videodienst Vine oder die Anzeigenplattform MoPub verkaufen. Ein Stellenabbau ist anstelle eines Verkaufs, aber auch vorbereitend denkbar.
[mit Material von Jonathan Chadwick, ZDNet.com]
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