Mozilla hat die Firefox-Erweiterung Web of Trust (WOT) aus seinem Add-ons-Katalog entfernt. Das Unternehmen reagiert damit auf einen Bericht des NDR, wonach WOT nicht nur die Vertrauenswürdigkeit von Websites prüft, sondern auch umfangreiche Nutzerdaten sammelt und an Dritte weitergibt. Die Löschung begründete es nun mit Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen, wie die Frankfurter Allgemeine berichtet.
„Mozilla entfernt Browser-Erweiterungen, wenn wir feststellen, dass Erweiterungen unsere Richtlinien für Add-ons verletzen“, wird ein Mozilla-Sprecher zitiert. „Wir haben Beschwerden über ‚Web of Trust‘ erhalten, die damit zusammenhängen, wie transparent das Add-on arbeitet.“
Die Sperre gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit. Eine Rückkehr in den Add-on-Katalog für Firefox schloss der Sprecher jedoch nicht aus. Der Hersteller von Web of Trust müsse vorher aber die Kritikpunkte beseitigen.
Der finnische Entwickler des Add-ons, WOT Services Oy mit Sitz in Helsinki, machte dem Bericht zufolge eine veraltete Version seiner Datenschutzrichtlinie für die Sperre verantwortlich. Man habe die eigene Richtlinie im Dezember 2015 aktualisiert und es versäumt, sie auch in die Beschreibung der Firefox-Version des Add-ons einzupflegen.
Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hält jedoch auch die aktuelle Version für unzureichend. Sie informiert Nutzer darüber, dass WOT für die Bewertung von Websites Details zur Browser-Nutzung und den besuchten Domains sowie Clickstream-Daten sammelt. Dazu gehören neben IP-Adressen auch Standortdaten und Details zu den benutzten Geräten wie Betriebssystem und Browser. „Wir kennen die Identität eines Nutzers nicht, von dem wir die nicht persönlichen Daten sammeln“, heißt es dort.
Der NDR hat jedoch von WOT gesammelte und an Dritte weitergegebene Daten gefunden, die in mindestens 50 Fällen eine eindeutige Identifizierung ermöglichten. Unter anderem erhielten von WOT gespeicherte URLs E-Mail-Adressen und Nutzernamen. Es sei auch möglich gewesen, Reisen einzelner Nutzer nachzuvollziehen. Die Daten hätten zudem Hinweise auf Krankheiten und sexuelle Vorlieben geliefert.
„Zur Weitergabe von personenbezogenen Daten brauchen Unternehmen grundsätzlich eine Einwilligung der Betroffenen“, kommentierte Caspar. Die Nutzer von WOT wüssten aber nicht, wozu sie zustimmten. „Hier wird ja deutlich gesagt, es handle sich nicht um personenbezogene Daten, was nicht stimmt.“ Auch die Bezeichnung „anonymisiert“ sei an dieser Stelle nicht richtig.
WOT brüstet sich auf seiner Website mit 140 Millionen Nutzern weltweit. Das Add-on ist nicht nur für Firefox, sondern auch für Chrome, Internet Explorer, Safari und Opera erhältlich. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatten Nutzer die Erweiterung vielfach nur noch negativ bewertet und auch dessen Deinstallation angekündigt.
Inzwischen ist Web of Trust auch für andere Browser nicht mehr verfügbar, darunter Google Chrome und Opera. Die Android-App WOT Handyschutz, die dieselben Funktionen bieten soll wie die Browsererweiterung, kann jedoch weiterhin über den Play Store bezogen werden. Ob die Anbieter der jeweiligen Browser eingeschritten sind oder WOT seine Erweiterung zurückgezogen hat, ist nicht bekannt.
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