Saarbrücker Informatiker entwickeln Werbeblocker AdVersary für Android-Apps

Die Android-App SRT AdVersary soll Nutzer vor ungewollten Werbe- und Analysebibliotheken schützen. Die Anwendung kann kostenlos herunter geladen werden. Sie soll künftig dann auch im Google Play Store verfügbar sein.

Saarbrücker Informatiker haben eine Software entwickelt, mit der sich die Werbung von allen Apps für Android-Smartphones blocken lässt, ohne dass diese selbst angerührt werden. Die neue Technologie soll Benutzer vor ungewollten Werbe- und Analysebibliotheken schützen. Werbebanner und auch Vollbildwerbung werden nicht mehr angezeigt, sodass der Benutzer diese auch nicht mehr durch einen ungewollten Klick aus Versehen öffnet. „SRT AdVersary“ kann kostenlos von der Webseite der Entwikcler heruntergeladen werden. Die App soll künftig auch im Google Play Store verfügbar sein.

AdVersary konzentriert sich im Gegensatz zu anderen Werbeblockern nicht auf Webseiten, sondern auf die Werbebibliotheken innerhalb von Apps. Mit Hilfe der Boxify-Technologie läuft der Werbeblocker ohne Root-Rechte oder sonstigen Modifikationen auf jedem Android-Gerät mit Android 4.1 oder neuer. Die MDM-Lösung (Mobile-Device-Management) SRT Boxify setzt Sandboxing und Virtualisierung ein, um sichere Container zu erstellen, die die Unternehmensanwendungen und Privatanwendungen sowie die zugehörigen Daten sauber trennen.

SRT Adversary (Screenshot: ZDNet.de)SRT Adversary (Screenshot: ZDNet.de)

Bei AdVersary werden laut Hersteller Apps mittels Boxify in einer kontrollierten Umgebung gestartet und die Werbe-Bibliotheken innerhalb der App deaktiviert. Bisher funktioniert das bei den zehn häufigsten Werbe-Bibliotheken (Google Mobile Ads, INMOBI, Unity Ads, Amazon Mobile Ads, AddApptr, Amobee, Startapp, AdWol Ads, AppNexus). Die „Unterstützung“ für weitere Werbenetzwerke soll kontinuierlich folgen.

„Mit unserer Technologie können wir jede einzelne App auf dem Smartphone ummanteln und quasi in einen eigenen Container stecken. Wir fassen das Mini-Programm dafür selbst nicht an und lassen es auch weiterhin seine Funktionen ausführen und Updates herunterladen“, sagt Michael Backes, Professor für IT-Sicherheit der Universität des Saarlandes. Die neue Technologie werde nur an einem Punkt aktiv: Wenn die App aus dem Internet eine aktuelle Werbung herunterladen möchte.

Michael Backes (Bild: Backes SRT)Michael Backes (Bild: Backes SRT)

„Dem schieben wir einen Riegel vor und lassen die App in dem Glauben, dass gerade keine Werbung vorliegt“, so Backes weiter. In verschiedenen Tests zeigte der neue Werbeblocker auf allen gängigen Android-Versionen und bei vielzähligen Apps verlässlich keine Werbung mehr an. „Jetzt kann jeder Nutzer selbst entscheiden, ob er Werbung eingespielt haben möchte oder nicht“, sagt Backes.

Michael Backes ist Professor für Kryptographie und Informationssicherheit der Universität des Saarlandes und leitet das Saarbrücker Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit (CISPA). Dieses ist eines von bundesweit drei Zentren, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Vor vier Jahren hat der Informatikforscher die Firma Backes SRT gegründet, um Ergebnisse aus der Grundlagenforschung weiter zu entwickeln und in marktfähige Anwendungen zu überführen. Für den Werbeblocker haben seine Entwickler eigenen Aussagen zufolge eine Technologie, den SRT AppGuard, weiterentwickelt. Mit diesem Mini-Programm lassen sich Berechtigungen von Android-Apps verwalten.

Die Saarbrücker Experten haben den Werbeblocker für Android-Apps eigenen Angaben zufolge eher als Nebenprodukt entwickelt und bieten ihn daher auch als kostenlose Freeware an. Die ihm zugrunde liegende Technologie, die etwa eine halbe Million Codezeilen umfasst, wollen sie noch anders nutzen. „Wir können damit zum Beispiel private und dienstliche Programme auf einem Smartphone oder Tablet strikt voneinander trennen, so dass Mitarbeiter nicht, wie schon oft üblich, mit zwei oder drei Geräten in der Tasche auf Dienstreise gehen“, erklärt Backes.

Da die einzelnen Anwendungen völlig abgeschirmt voneinander installiert werden, könnten sie sich auch nicht mehr gegenseitig beeinflussen oder gar ausspionieren, so Backes. Das schütze auch vor unliebsamer Schadsoftware auf dem Smartphone. Diesen Ansatz verfolgt auch die ebenfalls aus Saarbrücken stammende Sirrix AG. Sie ist aus dem Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) an der Universität des Saarlandes hervorgegangen und wurde 2015 von Rohde & Schwarz übernommen, das die Technologie inzwischen mit der aus anderen Übernahmen (Adyton Systems und Gateprotect) in der im Frühjahr gegründeten Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH zusammengeführt hat.

Solange die App AdVersary noch nicht im Play Store verfügbar ist, muss sie mit dem Smartphone heruntergeladen und dann im Anschluss die Apk-Datei adblock-stable.apk im Dateimanager geöffnet werden. Um die Anwendung von der Webseite installieren zu können, muss die Option „Unbekannte Herkunft“ in den Android-Grundeinstellungen unter Sicherheit aktiviert sein. Durch einen Klick auf „Installieren“ kann die Anwendung dann installiert werden. Die Option „Unbekannte Herkunft“ sollte im Anschluss an die Installation in den Sicherheitseinstellungen wieder deaktiviert werden. Der Anwender kann für jede App gezielt entscheiden, ob sie mit SRT AdVersary ausgeführt werden sollen oder nicht.

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11 Kommentare zu Saarbrücker Informatiker entwickeln Werbeblocker AdVersary für Android-Apps

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  • Am 7. Oktober 2017 um 10:06 von Roman

    Leider funktioniert es nicht mit Android 7.1
    Schade

  • Am 17. Juni 2017 um 9:35 von ernst

    wann wird Android 7 unterstützt?

  • Am 20. März 2017 um 13:40 von Detlef

    10 apps und 10 keine Wirkung schade. Dachte, das es ändlich was gibt was auch funktioniert. Die Berechtigungen sind zu heftig, schließe mich meinen vorschreiben an. Gut gemeint aber ohne Nutzen.

    • Am 3. Juli 2017 um 23:21 von Robert Dose

      Überhaupt nichts verstanden? Es ist doch genau erklärt. Damit die Apps im Werbeblocker funktionieren, muss dieser alle Berechtigungen, die die eingekapselten Programme brauchen, durchreichen. Adversary braucht die Rechte nicht selber, sondern die in Adversary eingesperrten Programme brauchen die Rechte. Überlege und lese und verstehe erst, bevor du meckerst.

  • Am 22. November 2016 um 13:04 von Fabian

    Erstmal vielen Dank für das Feedback von der Backes SRT.

    – An Android 7 sind wir dran und haben vermutlich in den nächsten Tagen ein update.

    – Welche Apps funktionieren nicht? Bitte per Mail an support@backes-srt.com Wir sehen die Apps uns dann genauer an!

    – Was die Berechtigungen angeht haben wir die Webseite um eine Erklärung ergänzt: „Der AdBlocker führt Apps ohne Webung aus. Damit die ausgeführt App weiterhin funktioniert, muss der AdBlocker dieser App die Permissions zur Verfügung stellen. Um alle Apps mit AdBlocking zu versehen, braucht der AdBlocker daher auch alle Permissions.“

  • Am 22. November 2016 um 11:54 von jjflash

    Habe AdVersary ebenfalls auf meinem 4.4.4er Kitkat getestet. Bei beiden getesteten Apps wurden die Einblendungen selbst nach dem Start übers Dashboard ganz normal mit Werbung versehen. Also scheint es hier noch einige nicht unterstützte Werbeplattformen zu geben.
    Dumm nur wenn es nur um zwei Apps geht und beide nach wie vor Werbung einblenden. Daher für meine Zwecke aktuell noch nutzlos.

  • Am 22. November 2016 um 11:26 von Meik

    Läuft nicht unter Android 7

  • Am 22. November 2016 um 8:43 von Mathiss

    Ich habe es gerade ausprobiert. Grundsätzlich funktioniert es. Mit performance hatte ich keine Probleme, zwei Sachen sind aber aufgefallen: Da die Apps erst in AdVersary importiert werden müssen damit die Visualisierung läuft hat man alle Apps die man damit nutzen möchte um Grunde doppelt installiert. Außerdem scheint es Kompatibilitätsprobleme mit Apps zu geben. In einer simplen Mau-Mau App war das UI nicht eingeblendet, das Spiel damit nicht spielbar. Da frage ich mich jetzt natürlich, ob Werbung wirklich blockiert wird oder ob die App einfach nur Ebenen ausblendet in denen Werbung angezeigt wird :)

  • Am 22. November 2016 um 7:22 von Kosmas

    Es wäre schön die Entwickler würden erklären, warum die App diese Latte an Berechtigungen benötigt.
    Das ist nicht Vertrauen erweckend. Ich rate von der Installation ab.

  • Am 22. November 2016 um 6:42 von Sam

    Wie wirkt sich „Virtualisieren“ auf die Performance der virtualisieren App aus? Lang wird sich die App wahrscheinlich nicht im Google Playstore halten, da sie gegen die Nutzungsbedingungen verstößt?

  • Am 21. November 2016 um 20:55 von Michael

    Prinzipiell sehr erfreulich. Man möge mir aber bitte erklären, warum die App so gut wie alle Rechte auf meinem Gerät haben will, das geht gar nicht. So nicht installierbar.

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