Die Marken Phaser und WorkCentre sind bei Xerox Geschichte. Sie werden mittelfristig durch die neuen Submarken „VersaLink“ für den Bereich der kleineren Arbeitsgruppen und „AltaLink“ für den der größeren Arbeitsgruppen abgelöst. Der Schritt wurde diese Woche auf einer Veranstaltung in der europäischen Xerox-Zentrale in Uxbridge bei London angekündigt. Dem Hersteller geht es dabei aber um viel mehr als eine Aktualisierung des Produktportfolios, er sieht den Schritt als kompletten Neuanfang nach der Aufspaltung der Firma in Xerox und Conduent Anfang des Jahres.
Auf den ersten Blick erschlägt die Ankündigung: 29 unterschiedliche Druckgeräte werden auf einmal präsentiert – vom simplen Schwarzweißdrucker bis zum komplexen Multifunktionsgerät mit diversen Finishing-Optionen. 19 der Neuvorstellungen, davon 12 DIN-A4-Druckgeräte und 7 für A3-Druck geeignete, gehören der Reihe VersaLink an. Die AltaLink-Serie mit insgesamt 10 Multifunktionsgeräten für größere Arbeitsgruppen und höhere Druckvolumen, besteht aus 5 Schwarzweiß- und 5 Farbdruckgeräten.
Einheitliche Strategie für´s Printer-Portfolio
Das neue Xerox-Portfolio ist allerdings übersichtlicher, als die Ankündigung das zunächst vermuten lässt. Denn der Hersteller nutzt nur zwei unterschiedliche Controller (für jede Produktreihe einen) und hat auch die Anzahl der unterschiedlichen Druckwerke und der benötigten Verbrauchsmaterialien deutlich reduziert. Ziel ist es nicht, mit einzelnen, dafür entwickelten Geräten, spezielle Anforderungen abzudecken, sondern mit der Hardware eine Plattform zu schaffen, auf der die weiteren Angebote von Xerox und seiner – auch neuen Partner – dann aufsetzen können.
Dass Spezialanforderungen beim Druck dabei auf der Strecke bleiben können, nimmt der Hersteller billigenden in Kauf. Erstes Opfer ist die Reihe ColorQube, in der aktuell nur noch das Modell ColorCube 8900, die mit Festtinte bei bestimmten Kundengruppen recht populär war, aber eben auch nur da und der der ganz große Erfolg trotz mehrerer Anläufe seit der Entwicklung der Festtinte schon 1991 versagt blieb. Sie wird nun – wohl noch dieses Jahr – auslaufen, zum genauen Zeitplan hat sich Tracey Koziol, Senior Vice President Workplace Solutions bei Xerox, auf der Presseveranstaltung in London noch nicht geäußert.
Update 11. April 23 Uhr 35: Wie Xerox inzwischen auf Nachfrage der Fachhandelspublikation Channelpartner bestätigt hat, soll die Solid-Ink-Technologie zumindest im Office-Druck nicht mehr weiterentwickelt werden. Man werde aber in absehbarer Zukunft weiterhin Festtinte und Druckköpfe für die Solid-Ink-Technologie entwickeln, allerdings für andere Anwendungszwecke. Supplies, Service und Support für die Multifunktionssysteme der Reihen ColorQube 8700 und 8900 soll es noch bis mindestens 2022 geben.
Aber: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das bereits in weiten Teilen erkennbare Werkstück bei Xerox heißt ConnectKey. Dahinter verbirgt sich das, was allen 29 Neuvorstellungen gemeinsam ist und wodurch die Xerox-Geräte vom Printer zum Workplace Assistant werden sollen. Oder wie Koziol es formuliert: „Der Drucker ist nicht länger das Gerät, das man in eine staubige Ecke des Büros stellt, sondern es wird zentraler Bestandteil der Arbeit.“
Möglich werden soll das dadurch, dass Xerox seine Hardware nicht mehr in erster Linie als Druckgeräte sieht, sondern als Plattform für diverse Aktivitäten, die eher zufällig auch noch drucken kann – das zwar laut Koziol in besserer Qualität, schneller und effizienter als die Phaser- und WorkCentre-Vorgänger, aber diese Verbesserungen werden quasi als selbstverständlich vorausgesetzt.
NFC, OCR und SDK wichtiger als Seitenzahl pro Minute
Sprechen will Xerox darüber zumindest im ersten Schritt nicht im Detail, in den Mittelpunkt stellt der Hersteller vielmehr die neuen, einheitlichen Bedienmöglichkeiten, die Unterstützung für NFC (um sich zum Beispiel mit dem Smartphone an ihnen zu authentifizieren) sowie die Möglichkeit, die Geräte mittels Apps einerseits sowohl an Arbeitsabläufe in Firmen anzupassen, als auch die von mehreren Mitarbeiter genutzten Geräte jeweils auf den Bedarf der sie gerade verwendenden Person auszurichten.
Dazu bietet Xerox bereits zum Start in seiner App Gallery eine ganze Reihe von eigenen Apps kostenlos an, außerdem können Partner weitere erstellen und erhalten dafür ein SDK. Davon Gebrauch gemacht haben etwa schon die e-dox AG aus Leipzig, die britische Firma Xeretec sowie JustTech aus den USA. Sie nutzen die Möglichkeiten unter anderem, um Support-Vorgänge in Managed Print-Szenarien zu vereinfachen und bieten ihre Apps auch anderen Vertriebspartnern von Xerox als Lizenzen an.
Es gibt aber auch erste Angebote, um dokumentenbasierende Prozesse in Arztpraxen in den USA und in Finnland zu vereinfachen. Xerox fördert diese Partner in erheblichem Umfang – selbst wenn deren Apps letztendlich in vielen Fällen dazu führen, dass weniger gedruckt werden wird. Den Trend glaubt man offenbar ohnehin nicht aufhalten zu können und so will man wenigstens von der digitalen Bearbeitung profitieren. Dabei verlangt Xerox von den App-Anbietern keine Provision für die Bereitstellung in seiner „App Gallery“, sondern prüft lediglich, dass sie den Anforderungen entsprechen und business-relevant sind. Der Vorteil für Xerox liegt letztlich darin, dass seine – und vor allem seine neuen Geräte – die Grundlage dafür sind, ohne die es nicht geht.
Druckgeräte als Plattform, App-Ökosystem als Trumpf
Das App-Ökosystem soll – bedingt – auch für ältere Geräte verfügbar sein und funktionieren. Dazu zählen sicher die im Herbst erst vorgestellten WorkCentre 3335 sowie Xerox WorkCentre 3345, die ebenfalls schon NFC unterstützen, und bei denen Xerox wie beim damals gezeigten A4-Drucker Xerox Phaser 3330 bereits ein radikal vereinfachtes Bedienkonzept in den Mittelpunkt gestellt hatte.
Eine weitere technische Neuerung, die bereits im vergangenen Jahr gezeigt und in den neuen Modellen voraussichtlich (zumindest zum Teil) zum Einsatz kommt, ist der von Xerox Super-Fine EA genannte Toner. Den hatte Xerox bis dahin nur für seine Digitaldrucksysteme angeboten.
Der soll so gut sein, dass damit inzwischen auch bei Bildern mit Laser eine Qualität erreicht wird, wegen der Xerox für sich auch mittelfristig keinen Bedarf an Inkjet-Technologie beim Office-Druck sieht und die es dazu bewogen haben mag, die Versuche mit Festtinte aufzugeben. Ausdrücklich bestätigen wollte das Xerox-Managerin Koziol auf Nachfrage von silicon.de zwar nicht, aber dementiert hat sie es auch nicht. Genaueres dazu erfährt man sicherlich im Zuge der für die kommenden Monate zu erwartenden Produkteinführungen.
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