Forscher der Technischen Universität Braunschweig haben 234 Android-Apps entdeckt, die im Hintergrund und ohne Zustimmung von Usern deren Nutzungsverhalten per Ultraschall verfolgen. Die als Ultrasound Cross-Device Tracking (uXDT) bezeichnete Technik, die einem Forschungsbericht zufolge noch in der Kinderschuhen steckt, ist in der Lage, Informationen über benutzte Apps, besuchte Orte und sogar aufgerufene Websites zu sammeln.
Die Apps machen sich den Umstand zunutze, dass Lautsprecher – auch die eines Smartphones – Töne im Ultraschallbereich ausgeben können, die für das menschliche Ohr unhörbar sind. Zudem können die Mikrofone mobiler Geräte Ultraschall-Töne aufzeichnen. Die Technik lässt sich aber auch auf Einzelhandelsgeschäfte oder Werbeplakate ausweiten. Ein Lautsprecher in einem Warenregal könnte beispielsweise einer Smartphone-App per Ultraschall die Information liefern, dass der Nutzer in einem Schuhgeschäft ist, um dann in einer App oder im Browser zeitnah dazu passende Werbung einzublenden.
Konkret werde die Technik benutzt, um standortbezogene Werbung wie Rabattcoupons oder Gutscheine anzuzeigen. Die sogenannten Ultraschall-Beacons fanden die Forscher in mehreren Einzelhandelsgeschäften in zwei nicht näher genannten europäischen Metropolen.
Viele dieser Apps seien Tausende oder gar mehrere Millionen Mal heruntergeladen worden, darunter Spiele wie Pinoy Henyo, das Ultraschallsignale aus der Umgebung aufnimmt, sobald es Zugriff auf das Mikrofon erhält. In dem Bericht werden aber auch die Apps der Restaurantketten McDonalds und Krispy Kreme genannt. Die Forscher lassen allerdings offen, wie und wofür die Apps die Technik nutzen.
Generell stufen sie das Ultraschall-Tracking als „eine Bedrohung für die Privatsphäre“ ein, da es „unbemerktes Tracking von Standorten, Verhalten und Geräten“ erlaube. Werbetreibende könnten unter anderem den Medienkonsum einer Person ermitteln, indem sie geräteübergreifend, beispielsweise von einem Smartphone und einem Fernseher, Ultraschallsignale von Websites sowie Radio- und Fernsehübertragungen aufzeichnen. „Ein Bösewicht könnte sogar präzise sensible Inhalte wie politische Dokumentationen oder Filme für Erwachsene einer bestimmten Person zuordnen – sogar an unterschiedlichen Standorten“, heißt es in dem Bericht.
Werbung lässt sich demnach über die Ermittlung des Standorts eines Nutzers, seines Verhaltens und sogar seiner Kaufgewohnheiten optimieren, die sich ebenfalls per Ultraschall ausspähen lassen. Die Forscher gehen sogar davon aus, dass die Technik geeignet ist, um Bitcoin-Zahlungen zurückzuverfolgen oder Nutzer des Anonymisierungsnetzwerks The Onion Router (Tor) zu enttarnen.
Zudem weisen die Forscher darauf hin, dass Nutzer nicht erkennen können, welche Apps auf Ultraschallsignale aus ihrer Umgebung warten. Der einzige mögliche Hinweis sei die Berechtigung für den Zugriff auf das Mikrofon. „Sobald ein Nutzer eine solche App installiert hat, weiß er weder, wann das Mikrofon aktiviert wird, noch welche Informationen an die Server des Anbieters übermittelt werden“, ergänzten die Forscher.
Nutzer, die sich vor derartigen Bedrohungen schützen wollen, sollten in den Einstellungen ihres Smartphones die App-Berechtigungen überprüfen. Beispielsweise Nachrichten-Apps oder Spiele sollten keinen Zugriff auf das Mikrofon benötigen.
Die 234 fraglichen Apps fanden die Forscher bei einer Analyse von insgesamt 1,3 Millionen mobilen Anwendungen. Auch wenn der Anteil der Appps, die uXDT nutzen, mit 0,018 Prozent sehr gering erscheint, hat sich ihre Zahl in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Im April 2015 waren 6 von 1,3 Millionen Apps betroffen. Im Dezember 2015 waren es schon 39.
So lassen sich Risiken bei der Planung eines SAP S/4HANA-Projektes vermeiden
Ziel dieses Ratgebers ist es, SAP-Nutzern, die sich mit SAP S/4HANA auseinandersetzen, Denkanstöße zu liefern, wie sie Projektrisiken bei der Planung Ihres SAP S/4HANA-Projektes vermeiden können.
[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]
Tipp: Sind Sie ein Android-Kenner? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de
Update 9.5.: Forscher wollen App-Liste nicht veröffentlichen
Auf Anfrage von ZDNet.de teilten die Forscher mit, dass sie eine Veröffentlichung der Apps, die Ultraschall-Tracking nutzen, nicht planen. Es sei nicht die Intention der Forschungsarbeit gewesen, einen öffentlichen Pranger ins Netz zu stellen. Allerdings wurde Google informiert, „sodass eventuell im Play Store vorhandene Apps zügig entfernt werden dürften“. Außerdem sei das von diesen Apps ausgehende Risiko ohnehin für europäische Nutzer recht gering, da die Apps vor allem aus dem südostasiatischen Raum stammen.
Neueste Kommentare
9 Kommentare zu Über 230 Android-Apps unterstützen Ultraschall-Tracking [Update]
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Wurde gerade vorgestern Opfer eines Lauschangriffs. Während mein Sohn mit Frau und Baby bei uns war, haben wir uns über das Einschiessen der Zähne bei Babys unterhalten, und welche Begleiderscheinungen diese hat. 2 Stunden später hatte ich auf meinem Tablet eine Werbung zu einem Artikel über das Zahnen bei Babys. Habe jetzt erst mal alle Mikrofon Berechtigungen ausgeschaltet. Ich hoffe das nützt. Meine Kameralinse vorne ist schon seid einem halben Jahr geschwärzt. Vor der hinteren ist immer meine Hand drüber. Aber auch die Berechtigung für die Kamera habe ich google entzogen.
Eine Liste muss veröffentlicht werden!
Ich sage nur: Medienfreiheit!
Wenn schon die Regierungen machtlos sind in Hinsicht Datenschutz, dann sollten das mutige Redakteure angehen und ihren Job 100%ig machen!
Die Autoren der Forschungsarbeit haben bisher eine solche Liste nicht veröffentlicht. Eine Anfrage von ZDNet.de wurde bisher noch nicht beantwortet.
Gibt es irgendwo eine Liste mit diesen Apps, damit man diesen Müll entfernen kann oder erst gar nicht installiert?
Nein, leider nicht. Außer ein paar vagen Andeutungen haben die Forscher keine konkreten Apps benannt.
Da finde ich, dass so etwas auch zu einem „guten Service“ gehört, die Apps auch zu benennen.
Nur die „Probleme“, die solche Apps verursachen können, einfach nur in den Raum zu stellen, schafft eine große Unsicherheit bei den Nutzern.
Denn solch einen Kram möchte man ganz bestimmt nicht auf seinem Gerät haben.
ZDNet.de hätte sehr gerne die Liste der Apps veröffentlicht. Leider haben wir keinen Zugriff auf diese Daten. Gerne können Sie auch bei den Autoren der Studie nachfragen. https://goo.gl/jijKdn
Sorry,Herr Schmerer,
falls mein Kommentar so verstanden wurde, als wäre ZDNet mit dem „guten Service“ gemeint.
Das bezog sich auf die Forscher.
Denn wenn man sich damit beschäftigt, solche Apps zu finden, und deren „miese“ Möglichkeiten veröffentlicht, dann sollten diese Apps von den Forschern auch benannt werden.
Solche Erkenntnisse und Artikel darüber, schaffen ja schon eine gewisse Unsicherheit, deshalb möchte man als Nutzer auch schnell wissen ob man betroffen ist und wie man sich dagegen wehren kann.
Na, da gibt es doch in Zukunft bestimmt einen Button, wo man solch eine Funktion mit abschalten kann. ;-)