Die Alphabet-Tochter X hat die Glass Enterprise Edition (EE) offiziell enthüllt. Die für den Arbeitseinsatz gedachte Variante der Augmented-Reality-Brille Google Glass wurde in einem nichtöffentlichen Programm zwei Jahre lang von über 50 Unternehmen in verschiedenen Branchen praktisch erprobt.
Die beteiligten Firmen waren jedoch bislang zum Stillschweigen verpflichtet, und nur gelegentlich sickerte etwas über Glass for Work durch. Aus den Pilotprojekten entwickeln sich jetzt Pläne für einen breiteren Einsatz. Während von der umstrittenen Verbraucherversion von Google Glass schon lange nichts mehr zu hören ist, eröffnet sich für Glass eine Zukunft in Fabriken und Lagerhäusern.
X wollte offenbar den Fehler bei der früheren Vermarktung der Datenbrille vermeiden, bei der falsche Erwartungen geschürt und die ersten Nutzer enttäuscht wurden. Die Erprobung der Arbeitsvariante erfolgte beispielsweise durch Monteure von GE Aviation beim Zusammenbau und der Reparatur von Flugzeugmotoren, bei der komplexe Instruktionen zu berücksichtigen – und über Glass ohne Arbeitsunterbrechung einzusehen sind.
Zu den ersten Unternehmen, die Glass am Arbeitsplatz einsetzten, gehören weiterhin Boeing, Volkswagen und DHL. AGCO, ein amerikanischer Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen, berichtet von einem Zeitgewinn dank Glass, der zwischen 25 und 30 Prozent liegt. „Die Mitarbeiter arbeiten jetzt klüger, schneller und sicherer, weil sie die benötigten Informationen direkt in ihrer Sichtlinie haben“, attestiert AGCO-Managerin Peggy Gulick. Bei DHL kam Glass Enterprise Edition bei der Kommissionierung im Lagerhaus zum Einsatz. Nach erfolgreichem Test plant der Logistikkonzern die Einführung in 2000 Lagerhäusern weltweit, soweit es örtlich sinnvoll erscheint.
Glass Enterprise Edition: Hardware deutlich verbessert gegenüber Google Glass
Die Hardware der Enterprise Edition wurde robuster gestaltet und mit einem schnelleren Prozessor, einer leistungsfähigeren Batterie und einem verlässlicheren WLAN-Modul aktualisiert. Die Auflösung der Kamera erhöhte sich von fünf auf acht Megapixel. Die als Glass Pod bezeichnete Elektronik lässt sich vom Rahmen lösen und kann auch an anderen Brillengestellen oder Sicherheitsausrüstung befestigt werden, die für den Arbeitseinsatz zertifiziert wurde.
„Als wir Glass ursprünglich entwickelten, haben wir sehr gute Arbeit hinsichtlich der Technologie geleistet“, sagte gegenüber Wired Astro Teller, der die Alphabet-Tochter X leitet. „Und es war richtig, das Explorer-Programm zu starten, um herauszufinden, wie Menschen das Produkt nutzen. Wir kamen ein wenig vom Weg ab, als wir den direkten Sprung zu Anwendungen für Verbraucher wagten.“ Nach einer Pause ergänzte er: „Wir kamen mehr als ein wenig vom Weg ab.“
Google hatte die in den USA allgemein verfügbare Explorer Edition im Januar 2015 vom Markt genommen. Obwohl gesagt wurde, es werde irgendwann einen Nachfolger für den breiteren Verbrauchermarkt geben, schien das Unternehmen damit einzugestehen, dass die damalige US-weite Einführung übereilt war. Tatsächlich sorgte Glass von Anfang an für heftige Reaktionen. Insbesondere die integrierte, nach vorn gerichtete Kamera gab offenbar vielen Menschen das Gefühl konstanter Überwachung.
Google-Chairman Eric Schmidt beteuerte damals, es handle sich nicht um eine endgültige Einstellung – Google Glass werde vielmehr „für die User vorbereitet“. Ganz aufgegeben hat Google-Mutter Alphabet offenbar auch die Konsumentenversion von Glass noch immer nicht, äußert sich aber nicht mehr eindeutig dazu.
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