VMware auf dem Weg in die Multi-Cloud

Auf der VMworld 2017 Europe in Barcelona zeigte sich: VMware stellt sich auf die Multicloud-Welt ein. Offenheit nach allen Seiten ist Trumpf, gleichzeitig strebt der Hersteller weiter danach, seine führende Rolle bei Softwareinfrastruktur zu behalten.

Rund 11.000 Gäste waren diese Woche nach Barcelona gekommen, um live zu hören und zu sehen, wie VMware sich die IT-Infrastruktur der Zukunft vorstellt. Unter dem Motto „Realize what`s possible“ zeigte der Hersteller über die Lösungen hinaus, die bereits kurz zuvor in Las Vegas präsentiert wurden, weitere Neuerungen. Außerdem wurde der Vollzug einiger schon im Juni präsentierter Ankündigungen gemeldet, insbesondere in Bezug auf das Cloud-Management-Tool vRealize.

Echte Neuerungen gab es beispielsweise bei der Container-Unterstützung. Auch VMware sieht Container wohl neben der virtuellen Maschine als ein inzwischen unentbehrliches Element der Softwareinfrastruktur. Sich gegen den Trend zu stimmen, ist nicht sinnvoll. Daher hat VMware schon in Las Vegas zusammen mit Pivotal PKS angekündigt.

Vor vollem Saal beschwor der VMware-CEO in Barcelona die Multi-Cloud-Zukunft mit VMware als einem der führenden Technologielieferanten. (Bild: Rüdiger)Vor vollem Saal beschwor der VMware-CEO in Barcelona die Multi-Cloud-Zukunft mit VMware als einem der führenden Technologielieferanten. (Bild: Rüdiger)

Das Managementsystem von VMware für Container bietet Anwendern eine Nutzerschnittstelle und APIs für die Verwaltung über Google Kubernetes. Der Zugriff erfolgt über vRealize Automation. Ebenfalls stecken in der Lösung noch Harbor, wo die Container-Images aufbewahrt werden, sowie das Tool Kubo für das Management der Kubernetes-Infrastruktur. Lauffähig ist PKS auf einer lokalen vSphere-Implementierung oder auf Googles Container Platform.

Außerdem erweiterte VMware vSphere Integrated Containers (VIC) in Version 1.2 um die Unterstützung nativer Docker-Container-Hosts. Weiter wurde das Werkzeug mit verbesserten Sicherheitsfunktionen und durch ein integriertes Portal mit Zugriff auf die Registry ausgerüstet. Es läuft mit vSphere 6.5 und 6.0, Enterprise-Plus-Version.

Verbesserungen bei der Sicherheit

Auch an der Sicherheit wird geschraubt. Ziel ist, nicht mehr Angriffe zu detektieren, sondern mit oder ohne Angriff immer dann zu reagieren, wenn der normale Status einer VM von deren Normalstatus abweicht. Dazu wird AppDefense auf der VM-Ebene aktiv. Der Service stellt anhand von mehr als 30 Millionen Regeln einen Normalstatus fest und reagiert, sobald Abweichungen davon vorkommen. Die Reaktion, etwa das Isolieren einer VM, übernehmen dann dafür geeignete Tools. Dabei prüft App Defense wiederum, ob die nötigen Änderungen oder Aktionen vorgenommen wurden.

VMware CTO Ray O`Farrell (Bild: VMware)VMware CTO Ray O`Farrell (Bild: VMware)

Die meisten Neuerungen richteten sich an Cloud Provider. Hier sieht VMware in der heraufdämmernden Welt der Hybrid- und Multi-Clouds einen wichtigen neuen Markt. Daher ist es nur naheliegend, dieser Zielgruppe erweiterte Lösungen zu offerieren. So wurde in Barcelona die Virtual Cloud Provider Platform (CPP) angekündigt. Sie soll VMware vSphere, NSX und vCloud Director samt Referenzdesign umfassen.

Kunden, die eine CPP aufbauen wollen, können als wichtigen Baustein dafür auf von VMware zertifizierte VCF-Systeme (Virtual Cloud Foundation) zurückgreifen. VCF umfasst nach Auskunft des VMware-Managements während der Veranstaltung vSphere, vSAN, NSX und das volle SDDC-Management. Zertifiziert wurden bisher unter anderem VxRack 4.0 bei Dell EMC und die hyperkonvergente Plattform UCP Rackscale von Hitachi Data Systems. Auch Quanta soll eine entsprechende Lösung im Programm haben. Bei Fujitsu lief während der Veranstaltung die Zertifizierung noch.

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Diese Systeme bringen Lizenzen für alle oben genannten Softwarebestandteile mit, sofern der betreffende Kunde noch keine besitzt. Als Kunden werden von den Firmen neben Cloud Providern auch große Unternehmen angepeilt, die ihre Endanwender vorwiegend über die Cloud mit IT-Leistungen bedienen wollen.

Die Netzwerkvirtualisierungslösung NSX erfreut sich inzwischen, das ergaben viele Gespräche auf der Messe, zumindest technologisch betrachtet großen Respekts. Sie wird aber immer noch als sehr teuer bewertet. Doch steht nicht zu erwarten, dass sich daran viel ändert. „NSX bietet den Kunden einen großen Mehrwert, und dieser Mehrwert beeinflusst unsere Preisfindung“, sagte CTO Ray O`Farrell.

Vielmehr peilt VMware für die Netzwerkvirtualisierungslösung, die die Mikrosegmentierung von Netzen erlaubt, nun stärker den wohl zahlungskräftigeren Providermarkt an. Was NSX angeht, hat auch der Open-Source-Gedanke bei VMware anscheinend Grenzen. „Der Kern von NSX geht nicht Open Source“, bekräftigte CTO Ray O`Farrell. Statt dessen sorge man für klare Benutzerschnittstellen.

Neues Label für Cloud Provider

Gleichzeitig mit der Ankündigung der Cloud Provider Platform beginnt VMware auch mit einem Zertifizierungsprogramm, VMware Cloud Verified. Es umfasst unter anderem die Überprüfung der Provider darauf, ob alle Cloud-Softwares regelgemäß implementiert sind.

VMware Cloud Verified (Grafik: VMware)VMware Cloud Verified (Grafik: VMware)

Ziel ist letzten Endes dafür zu sorgen, dass Lasten nahtlos von einer auf die andere zertifizierte Cloud-Ressource migriert werden können. CenturyLink, Fujitsu, IBM, Rackspace und OVH, ein enger Cloud-Partner von VMware in Europa, haben sich schon nach diesem Programm zertifiziert.

Besonders spektakulär war die Präsentation eines VR-Tools für die Administratoren hybrider Umgebungen. Es hilft bei der Migration virtueller Maschinen, aber – so jedenfalls in der Live-Demonstration durch Pat Gelsinger höchstselbst – auch beim Entsorgen nicht mehr gebrauchter VMs oder beim Erweitern ihrer Speicherressourcen. HCX arbeitet zu diesem Zweck mit einer VR-Brille und einer Art Joystick samt Gestensteuerung

Wer die Brille auf hat, sieht alle Ressourcen, auch die in der Cloud, bildhaft dargestellt. Wichtige Kenndaten werden spätestens eingeblendet, sobald eine Ressource durch eine Geste angesprochen wird. Der Transport einer VM in die Cloud (dargestellt durch einen Wolkenberg) erfolgt, indem der Admin die VM „aufhebt“ und symbolisch dorthin wirft. Der Abtransport in den Mülleimer geht genauso einfach.

Migration ganz einfach: Pat Gelsinger versenkt vor dem staunenden Publikum mit Hilfe des Softwaretools HCX per Gestensteuerung eine nicht mehr gebrauchte Maschine in der Provider-Cloud (Mitte des Bildes) im Papierkorb (blau) (Bild: Rüdiger)Migration ganz einfach: Pat Gelsinger versenkt vor dem staunenden Publikum mit Hilfe des Softwaretools HCX per Gestensteuerung eine nicht mehr gebrauchte Maschine in der Provider-Cloud (Mitte des Bildes) im Papierkorb (blau) (Bild: Rüdiger)

IBM Cloud will das Werkzeug als erstes nutzen . Dessen Code, entstanden angeblich in einem anderthalbtägigen Hackathon, stellt VMware demnächst für weitere Verbesserungen auf Github online. VMware will das Werkzeug ausschließlich Providern anbieten, um ihnen einen Mehrwert beim Werben um anspruchsvolle Hybrid-Cloud-Kunden zu bieten. Allerdings könnten es die eigentlichen Betreiber von Multiclouds, Unternehmen, sicher genau so gut gebrauchen.

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Von IBM Cloud gab es auch weitere Neuigkeiten: Big Blue kooperiert bei Hybrid Clouds nunmehr mit dem Rivalen Dell EMC. Wer eine Dell-EMC-VMware-Cloud-Infrastruktur betreibt, kann seine Workloads nun auf IBM Cloud migrieren. IBM Cloud hostet zudem auch VMwares Horizon Cloud, entsprechende Dienste sind ab dem vierten Quartal verfügbar.

Auch Telcos sind inzwischen für VMware wichtige Umsatzbringer. Es darf also nicht verwundern, dass der Hersteller für diese Zielgruppe ebenfalls ein neues Produkt im Gepäck hatte, als er nach Barcelona kam. Zusammen mit Dell und EMC präsentiert der Hersteller ein NFV-Lösung aus Dell-EMC-Cloud-Hardware und einem vCloud NFV mit komplettem OpenStack.

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Das Ganze vermarkten die Partner als „Dell EMC NFV Ready Bundle für VMware“. Die OpenStack-NFV-Umgebung ist ETSI-kompatibel und mandantenfähig. Die vorkonfigurierte Lösung verspricht Cloud-Providern, ohne viel Aufwand zuverlässige Funktionen aus dem Portfolio des entsprechenden Telco-Providers implementieren zu können.

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