Broadcom bereitet angeblich die Übernahme seines Rivalen Qualcomm vor. Das will die Agentur Reuters von drei mit der Angelegenheit vertrauten Quellen erfahren haben. Demnach soll Qualcomm spätestens am Sonntag ein erstes Gebot vorgelegt haben. Es wäre zudem die bisher größte Übernahme eines Technologieunternehmens.
Zur genauen Höhe des Übernahmeangebots liegen indes noch keine Zahlen vor. Es soll laut einer Quelle aber im Bereich zwischen 70 und 80 Dollar pro Qualcomm-Aktie liegen. Ein Gebot von 70 Dollar würde Qualcomm bereits mit 103 Milliarden Dollar bewerten. Der Wert des neuen Gemeinschaftsunternehmens würde die Marke von 200 Millionen Dollar erreichen.
„Das ist ein kluger Schritt, der Broadcom zu einem Technikkonglomerat machen würde“, kommentierte Daniel Ives, Analyst bei GBH Insights. Auch Anleger hielten das Zustandekommen des Geschäfts am Freitag für wahrscheinlich. Sie schraubten den Kurs Qualcomm-Aktie um 12,71 Prozent nach oben. Den Handelstag beendete das Papier mit einem Kurs von 61,82 Dollar.
Dem Bericht zufolge sollte der Zusammenschluss der beiden Chiphersteller auch die Zustimmung von Kartellbehörden erhalten. Beide Unternehmen stellten zwar Chips für mobile Geräte und Datenkommunikation her, außerhalb von WLAN-Lösungen für drahtlose Router gebe es jedoch keine direkten Überschneidungen, meinte beispielsweise der IC-Insights-Analyst Rob Lineback. „Diese Unternehmen sind führend in diesen Bereichen, aber es gibt andere Firmen, von denen sie beliefert werden“, sagte Lineback. Um Bedenken von Kartellwächtern zu zerstreuen, könnten Broadcom und Qualcomm diese Bereiche abstoßen, was keinen Einfluss auf den Gesamtwert der Transaktion habe. Kevin Krewell, Principal Analyst bei Tirias Research, ergänzte, dass auch unter solchen Bedingungen ein Zusammenschluss beider Firmen sinnvoll wäre.
Bedenken des US-Committee on Foreign Investment in the United States will Broadcom vor Abschluss eines Kaufvertrags durch eine Verlegung seines Firmensitzes ausräumen. Broadcom war zwar ursprünglich ein US-Unternehmen, seit der Übernahme durch Avago im Jahr 2016 unterhält es aber zwei Hauptquartiere: im kalifornischen San Jose und in Singapur. In einer Pressemitteilung begründet Broadcom den Schritt jedoch ausschließlich mit der von der US-Regierung angekündigten Steuerreform.
Der Verkauf von Qualcomm an Broadcom könnte auch Auswirkungen auf Intels Bemühungen haben, seine Position im Markt für mobile Chips zu stärken. Zumindest Anleger sahen am Freitag nach Bekanntwerden des Gerüchts mögliche Nachteile für Intel – sie ließen den Kurs der Intel-Aktie um 1,6 Prozent fallen.
Laut Wall Street Journal bahnt sich noch eine weitere Übernahme im Umfeld von Broadcom und Qualcomm an. Seine Quellen berichten von Gesprächen zwischen Marvell Technology und Cavium. Sie könnten ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem Wert von rund 14 Milliarden Dollar schaffen.
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