Wachsende Investitionen in deutsche Rechenzentren

Trotz Wachstums bleibt Deutschland im internationalen und europäischen Vergleich im Mittelfeld. Vor allem hohe Strompreise und langwierige Genehmigungsverfahren bremsen den Ausbau.

Zum ersten Mal knackt der Markt für Rechenzentren die Grenze von einer Milliarde Euro. Wie eine aktuelle Studie des Bitkom zeigt, werden die Investitionen in diesem Jahr um etwa 10 Prozent steigen. In den zurückliegenden drei Jahren hatte sich auch die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich erhöht und laut der Studie sollen 15.000 neue Jobs in diesem Bereich entstanden sein. Damit sind derzeit 130.000 Menschen vollbeschäftigt. 85.000 Arbeitsplätze hängen direkt von Rechenzentren in Deutschland ab.

Seit 2007 hat sich die Zahl der Rechenzentren mit mehr als 5000 Quadratmetern von 45 auf 90 verdoppelt (Bild: Borderstep Institut/Bitkom). Seit 2007 hat sich die Zahl der Rechenzentren mit mehr als 5000 Quadratmetern von 45 auf 90 verdoppelt (Bild: Borderstep Institut/Bitkom).

Die Treiber für die Investitionen in moderne Rechenzentren sind Technologie-Trends wie Big Data, Cloud Computing, Co-Location und Industrie 4.0, vor allem im mittelständischen Unternehmen im Maschinenbau. Bitkom-Präsident Achim Berg sieht die Branche auch in den nächsten Jahren auf dem Wachstumspfad. Gemessen an der Effizienz sind deutsche Rechenzentren Spitze. 2016 wurden 12,4 Milliarden kWh Strom verbraucht. Weil aber beispielsweise die Abwärme für das Heizen von Räumen genutzt wird, können CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden. Doch auch hier wäre noch Raum für Verbesserungen. Die IT-Fläche in den Rechenzentren Deutschlands lag 2017 bei rund 2 Millionen Quadratmetern. Davon entfällt rund ein Viertel auf den Raum Frankfurt. Insgesamt haben Rechenzentren einen Anteil am gesamtdeutschen Stromverbrauch von 2,3 Prozent.

Es hat aber einen Grund, dass deutsche Rechenzentren so effektiv sind: Die Hohen Strompreise. Nutzer profitieren zwar von einem vergleichsweise sicheren und zuverlässigen Netz, doch das hat natürlich seinen Preis.

Hinzu kommen langwierige Verfahren für die Genehmigung, die Investitionen bremsen. Dadurch fällt der deutsche Markt im internationalen Vergleich zurück, vor allem im Vergleich zu Regionen in den USA und in Asien. Auch im europäischen Vergleich liegen skandinavische Länder vorne, denn anders als hierzulande gibt es in diesen Ländern eine klare politische Strategie zur Förderung des Ausbaus von Rechenzentrumsflächen.

„Die internationale Bedeutung des Standorts Deutschland nimmt bei Rechenzentren ab. So positiv die Wachstumsraten auch sind – im globalen Vergleich sind sie unterdurchschnittlich“, sagt Berg. Laut Prognose wird der Anteil der deutschen Rechenzentren am Weltmarkt – gemessen an der IT-Fläche – von 5 Prozent im Jahr 2010 auf 4 Prozent im Jahr 2020 sinken.

Und der Wettbewerb werde in den nächsten Jahren weiter zunehmen. „Hochgeschwindigkeits-Netze und technische Entwicklungen wie Cloud Computing und Virtualisierung führen dazu, dass der Betrieb und die Standortwahl von Rechenzentren immer flexibler werden.“ Auch eine (EU-weite) Harmonisierung des Datenschutzes facht die Konkurrenz unter den Standorten an. Die Studie hat der Bitkom bei dem Marktforschungsunternehmen Borderstep Institut in Auftrag gegeben. Die Studie knüpft an die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2014 an.

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