Gericht: Samsung muss ältere Smartphones nicht aktualisieren

Das hat ein Gericht in Holland entschieden. Geklagt hatte der niederländische Verbraucherverband Consumentenbond.

Der niederländische Verbraucherverband Consumentenbond verklagte Samsung bereits im November 2016 mit der Begründung, dass der Smartphonhersteller verpflichtet sei, für verkaufte Smartphones rechtzeitige Android-Updates für mindestens zwei Jahre nach dem Kauf oder für vier Jahre nach der Markteinführung auszuliefern. Das Verwaltungsgericht in Den Haag entschied jedoch, dass die Klage unzulässig sei, weil Consumentenbond versuche, die zukünftigen Aktivitäten von Samsung zu beeinflussen. „Die spezifischen (technischen) Umstände sind noch unbekannt. Daher kann nichts über die Art und Schwere der künftigen Sicherheitsrisiken und die künftigen Maßnahmen von Samsung entschieden werden“, sagte das Gericht.

Für seine Premium-Smartphones garantiert Samsung zwei Jahre Betriebssystem-Update, sowie mindestens drei Jahre Sicherheitsaktualisierungen. Für Unternehmen gibt es Versionen, die es sogar mit vier Jahren Sicherheitsupdates versorgt (Bild: ZDNet.de)Für seine Premium-Smartphones garantiert Samsung nach der Markteinführung zwei Jahre Betriebssystem-Updates, sowie mindestens drei Jahre Sicherheitsaktualisierungen. Für Unternehmen gibt es Versionen, die es sogar vier Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgt (Bild: ZDNet.de)

Die Verbrauchergruppe ist enttäuscht und argumentiert, dass sich das Gericht nicht mit der Frage befasse, ob das Verhalten von Samsung eine unlautere Geschäftspraxis darstelle. Der Anwalt von Consumentenbond, Christiaan Alberdingk Thijm, sagte, es sei unnötig zu beweisen, dass es Sicherheitsrisiken gibt, wenn Samsung keine rechtzeitigen Updates für seine Benutzer herausgibt. „Google klassifiziert die Schwere jedes entdeckten Lecks und die möglichen Folgen. Der Consumentenbond muss das nicht auch tun“, so Thijm in einer Stellungnahme.

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Gegenüber der BBC erklärte Samsung: „Wir sind mit dem Urteil zufrieden. Der Richter hat anerkannt, dass Samsung mehr als genug tut, um die Sicherheit seiner Produkte zu gewährleisten. Es ist schade, dass der Gerichtsweg des Consumentenbond unsere Update-Politik zu Unrecht in ein negatives Licht gerückt hat, denn das Urteil zeigt, dass wir die Sicherheit der Smartphones, die wir den Verbrauchern zur Verfügung stellen, sehr ernst nehmen“.

Bart Combée, Direktor des niederländischen Verbraucherverbandes, nennt das Ergebnis enttäuschend und schlecht für die Verbraucher: „Samsung hat die Möglichkeit, sich hinter einer Vielzahl von Modellen und technischen und wirtschaftlichen Überlegungen zu verstecken. Aber Samsung selbst beschließt, so viele Modelle zu vermarkten, es gibt niemanden, der sie dazu zwingt. Ein Automobilhersteller muss auch sicherstellen, dass alle seine Modelle sicher und zuverlässig sind und bleiben. Samsung hat die gleiche Verpflichtung. Mit dieser Aussage bleiben die Verbraucher auf den guten Willen des Herstellers angewiesen. Dennoch, so Combée, sei etwas erreicht worden: „Samsung hat während des Gerichtsverfahrens Schritte unternommen, um die Verbraucher besser zu informieren. Auf der Homepage der Samsung-Website befindet sich nun ein Banner, der auf eine Seite über ihre Update-Richtlinien verweist, und dort gibt der Hersteller nun viel deutlicher an, welche Geräte wie oft Updates erhalten werden. Das war mal anders. Damals waren die Informationen – wenn überhaupt – weit weg auf ihrer Seite versteckt. Mit diesem Gerichtsverfahren haben wir also den Markt in Gang gesetzt, damit die Verbraucher zumindest besser informiert sind. Aber wir kämpfen weiterhin dafür, dass die Hersteller nicht nur die Verbraucher über ihre Update-Politik informieren, sondern auch alle Geräte mindestens 2 Jahre nach dem Kauf mit Updates versorgen. Nur so können die Verbraucher sicher sein, dass ihre Geräte für einen minimalen Zeitraum sicher und nutzbar bleiben.“

SnoopSnitch analysiert Android-Sicherheitspatches (Bild: ZDNet.de)SnoopSnitch analysiert Android-Sicherheitspatches (Bild: ZDNet.de).

Sicherheitspatches: manchmal nur vorgetäuscht

Wie eine Analyse des bekannten deutschen IT-Sicherheitsspezialisten Karsten Nohl ergab, schlampen einige Smartphonehersteller bei der Integration der von Google monatlich veröffentlichen Sicherheitspatches. Allerdings reichen ein paar vergessene Sicherheitspatches nicht aus, um ein Android-Smartphone zu kompromittieren: Trotz fehlender Updates sei es für Angreifer nach wie vor schwierig, so Nohl in einem Interview mit Spiegel Online, einen Angriff auf ein Android-Gerät auszuführen, was mit der hohen Komplexität und Sicherheitsmechanismen des Betriebssystems zusammenhängt. „Moderne Betriebssysteme beinhalten verschiedene Sicherheitsbarrieren, wie ASLR und Sandboxing, die allesamt typischerweise überwunden werden müssen, um ein Telefon remote zu hacken“, sagt Nohl. Daher reichten einige vergessene Patches in der Regel nicht aus, damit Hacker ein Gerät übernehmen können. „Für einen erfolgreichen Angriff müssen statt dessen mehrere Bugs zu einer Kette verknüpft werden.“ Aufgrund dieser hohen Komplexität setzen die Kriminellen auf andere Methoden wie Social Engineering, um Anwendern bösartige Apps unterjubeln zu können. „Tatsächlich wurde im vergangenen Jahr kaum Hacking-Aktivität um Android herum festgestellt.“

Sicherheit: Android überholt iOS

Hinsichtlich der Sicherheit hat Android gegenüber iOS laut einer Untersuchung von Gartner in den letzten Jahren aufgeholt. Während bei den von Gartner überprüften 16 Geräte-Sicherheitsfunktionen Smartphones mit Android 7 und fünf „strong“-Bewertungen der iOS-Plattform noch unterlegen waren, erreichen Smartphones mit Android 8 11-mal die Bestnote und ziehen damit am iPhone vorbei. Am sichersten sind laut Gartner die Samsung-Smartphones mit Knox-Unterstützung. Sie werden in dreizehn Fällen mit „strong“ bewertet, während iOS 11 nur sieben Mal die Bestnote erhält. Auch im Unternehmensbereich führen Knox-Smartphones laut Gartner. Von den von Gartner überprüften zwölf Funktionen im Bereich „Corporate Managed-Security“ erreicht Samsung Knox zu 100 Prozent die Bewertung „strong“, während unter iOS 11 nur bei 5 von 12 Parametern mit „strong“ bewertet wird.

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10 Kommentare zu Gericht: Samsung muss ältere Smartphones nicht aktualisieren

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  • Am 16. August 2018 um 7:47 von Holger

    Man kan ja preiswert kaufen UND aktuell bleiben. Wie schon beschrieben – LineageOS!
    Ist einfach, man muss sich nur bissl einlesen.
    Und schon haben die Hersteller abgegessen.

  • Am 6. Juni 2018 um 1:26 von Kalle

    Bei Windows läuft das besser: Updates direkt von Microsoft und eventuell ein Treiber-Update vom Hersteller. Was ist bei Android so kompliziert, dass es Updates nur vom Hersteller gibt ?

    • Am 6. Juni 2018 um 20:19 von Katja

      Da wäre ich vorsichtig: Microsoft hat einfach mal so 80% der Windows Phones die updates entzogen. Die produzieren ebenfalls Schrott.

  • Am 5. Juni 2018 um 19:07 von Thomas Klein

    Prima, so wird Elektronikschrott produziert.Ich kann es nicht fassen.

  • Am 5. Juni 2018 um 8:54 von chgkdfvjdvr

    Wieder mal jammern und meckern auf höchstem Niveau. Hält eich irgendwer eine Waffe an euren Kopf und zwingt euch dazu diese Geräte zu kaufen? Lasst es, kauft doch alle Apple. Dann bewegt sich auch was. Aber nein, man kauft lieber extra billig und ein Wiko oder achtet darauf, dass ein Edeka Unternehmen irgendwelche Restbestände von veralteten Geräten vertickt. Solange es Deppen gibt die das unterstützen wird sich nichts ändern, da könnt ihr jammern wie wollt. Also, extra viel Geld in ein Apple investieren Leute. Boykottiert Samsung und co. Aber nein, dann kommen ja die ganzen Probleme von Apple auf den Tisch die in letzter Zeit sehr häufig geworden sind. Gesprungene Kameralinsen, ausbremsende Akkus, einfrierende Displays…usw

    Ach ja, und ein Handy rooten und aud Sicherheitsmamsel machen? Das passt ja nun wirklich nicht zusammen.

    • Am 5. Juni 2018 um 11:03 von Antiappler

      Ja, Du Buchstabensalat, nur teuer ist gut. Eben Apple. Man muss unbedingt dieser schon so reichen Firma noch mehr Geld geben.

      Und mach Dich doch vorher schlau, bevor Du hier Mist schreibst. Wiko gehört zu den Firmen, die am besten Updates liefern!

  • Am 5. Juni 2018 um 5:45 von Wolfgang

    Ich bin jetzt mit einem S4mini auf LineageOS gewechselt und bekomme von dort ein Android 7.1.2 incl.wöchentlicher Updates. Die Sicherheitsupdates haben den Stand Mai 2018. Der Betrieb ist nicht ganz so stabil wie beim Original. Aber mit einem ungeplanten Neustart pro Monat kann ich gut leben. Dafür habe ich ein relativ aktuelles Betriebssystem.

  • Am 5. Juni 2018 um 0:54 von C

    Was SAMSUNG & Google hier betreiben – nur 2 Jahre Patches – ist MIST, umweltfeindlich, sicherheitstechnisch gefährlich für den User und nicht wirtschaftlich. Selbst der Apfel liefert aktuell bis zu 5 Jahre Sicherheits-Patches.

    SAMSUNG, so wird das Nichts. Auch HUAWEI ist nicht mehr kaufbar, da Rooten nicht mehr offiziell unterstützt wird.

    Überhaupt sollte man auf ein Custom-ROM (Lineage-OS) umsteigen. Die Hersteller-Android-Versionen sind arg Google-lastig. Und kennen damit keine Privat-Sphäre.

    Mein HTC HD2 (06/2009) und das geschenkte SAMSUNG S3 (2012) sind weiterhin mit Custom-ROMs einwandfrei im Einsatz.

  • Am 4. Juni 2018 um 14:56 von Yvonne de Hoog

    Da sprichst du mir aus der Seele. Doch alles etwas komplizierter als gewünscht. :(

  • Am 4. Juni 2018 um 12:45 von Nullport

    Na ja, wenigstens die niederländischen Verbraucherschützer kümmern sich um Samsung. Einen Anbieter der z. B. den Galaxy J3 (2016) immer noch mit 8 GB Speicher anbietet (zuletzt vor wenigen Wochen bei Edeka – Marktkauf – angeboten). Das ist wohl als „Einsteigermodell“ gedacht, damit man sich nach spätestens einem Jahr ein richtiges Smartphone kauft. Denn dann ist das Phone nämlich gar nicht mehr smart. Es meldet dauernd, dass man zu wenig Speicher hat und wird aufgefordert Apps zu löschen. Damit wird es unmöglich, die Vielfalt der erhältlichen Apps zu nutzen. Die Speicherverwaltung des Gerätes dürfte 90% der Anwender überfordern. Die von Samsung installierten Apps z. B. lassen sich nicht auf die SD-Karte verschieben. Man kann Apps löschen, aber bloß nicht die falsche (etwa die Google Play-Dienste). Da hilft nur noch das Gerät an den PC anzuschließen und Apps neu zu installieren und Daten von dem Gerätespeicher auf die SD-Karte zu schaufeln. Habe mir einen Wiko harry mit 16 GB gekauft. Hoffentlich komme ich damit länger zurecht …

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