Intel hat erneut die Markteinführung von Prozessoren mit Strukturbreiten von 10 Nanometern verschoben. Wie die Agentur Reuters berichtet, kündigte Intels Interims-CEO Bob Swan bei einer Telefonkonferenz mit Analysten an, die nächste Prozessorgeneration mit dem Codenamen Cannon Lake werde erste zum Weihnachtsgeschäft 2019 in den Regalen stehen. Murthy Renduchinatala, Intels oberster Chipentwickler, ergänzte zudem, dass die ersten im 10-Nanometer-Verfahren gefertigten Serverprozessoren kurz darauf folgen würden.
Im April hatte der damalige Intel-CEO Brian Krzanich eingeräumt, dass Intel die Massenfertigung von Prozessoren in 10 Nanometer Strukturbreite nicht vor 2019 aufnehmen werde – und vielleicht sogar erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres. Er bestätigte Probleme beim Produktionsanlauf und dass lediglich eine mäßige Ausbeute mit sehr geringen Stückzahlen zu erwarten sei.
Das 10-nm-Herstellungsverfahren sollte eigentlich schon 2015 reif für die Serienproduktion sein, seine Einführung wurde aber immer wieder verschoben. Bei einer Präsentation im September 2017 zeigte Intel erstmals einen Wafer mit Prozessoren, die mit 10 Nanometer Strukturbreite hergestellt wurden, und avisierte erneut den baldigen Start der Massenfertigung.
Die Verzögerung ist auch ein Rückschlag für Intels auf Rechenzentren ausgerichtete Strategie. Sollte Renduchinantalas Einschätzung zutreffend sein, müssen Kunden bis Anfang 2020 auf die ersten Serverprozessoren mit kleineren Strukturen als 14 Nanometer warten. Das könnte dazu führen, dass Unternehmen vor allem für das vierte Quartal geplante Neuanschaffungen verschieben, um im ersten Quartal 2020 von den Vorteilen der neuen CPU-Generation profitieren zu können.
Außerdem gibt die Verschiebung von Cannon Lake auf Ende 2019 AMD die Gelegenheit, seinen Druck auf Intel zu erhöhen und dem Rivalen Marktanteile abzunehmen. Während Intel weiterhin im 14-Nanometer-Verfahren fertigt, bietet AMD beispielsweise mit dem Threadripper 2 eine 12-Nanometer-CPU an, die zumindest bei Tests von AMD Intels leistungsstärksten Prozessor Core i9-x7980XE schlug.
Dass AMDs Ryzen- und Epyc-Prozessoren konkurrenzfähig sind, hat auch AMDs Bilanz für das zweite Quartal bestätigt. Der Umsatz des Unternehmens legte um 53 Prozent zu. Das bescherte AMD zudem einen Gewinn von 116 Millionen Dollar – im Gegensatz zu einem Verlust von 42 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum.
Auch Intels Aktionäre zeigten sich nun wenig erfreut über die erneute Terminverschiebung. Am Freitag verlor die Intel-Aktie 8,59 Prozent ihres Werts und notierte bei Börsenschluss bei 47,68 Dollar. In den vergangenen 52 Wochen kostete das Papier zwischen 34,38 und 57,60 Dollar.
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