3DMark-Hersteller UL, ehemals Futuremark, hat einige Huawei- und Honor-Smartphones aus seinen Bestenlisten gestrichen. Betroffen sind die Modelle P20 Pro, P20, Nova 3 und Honor Play. UL begründet die Entscheidung mit der Manipulation von Benchmarkergebnissen seitens Huawei.
Aufmerksam wurde UL durch Testergebnisse des angesehenen IT-Magazins AnandTech. Dort erschien Anfang der Woche ein Testbericht, der über ungewöhnliche Ergebnisse der Huawei-Smartphones berichtete. UL hat diese Ergebnisse überprüft und festgestellt, dass die untersuchten Huawei-Smartphones über eine Benchmark-Erkennung verfügen und die Taktrate des Prozessors während des Benchmarks erhöhen und damit deutlich bessere Ergebnisse erzielen.
Mit aktiviertem Performance-Modus erzielen die Huawei-Smartphones im 3DMark ein um 47 Prozent höhere Performance. UL hat dies anhand einer öffentlich nicht zugänglichen 3DMark-Version, die vermutlich lediglich einen anderen Namen trägt, nachgewiesen. So erzielt das Huawei P30 Pro im Sling Shot Extreme Test mit aktivierten Performance Mode einen Wert von 2988, während das Telefon mit der umbenannten 3DMark-Variante nur 1930 Punkte erzielt.
Huawei hat gegenüber UL und AnandTech die Manipulation der Benchmarkergebnisse eingeräumt und darauf verwiesen, dass andere, vor allem chinesische Anbieter, ebenfalls so verfahren würden. Dennoch möchte der weltweit zweitgrößte Smartphonehersteller in Zukunft für mehr Transparenz sorgen und Anwendern den Performance-Modus zugänglich machen, sodass dieser nicht nur für Benchmarks, sondern für reale Spiele verwendete werden kann. Mit dieser Verfahrensweise, die laut UL auch von anderen Smartphoneherstellern verwendet wird, würden die Huawei-Smartphones die Richtlinien von UL erfüllen.
Benchmark-Betrügereien sind nicht neu und betreffen nicht nur die Rechenleistung des Prozessors. Nokia hatte 2012 beispielsweise die besondere Leistungsfähigkeit seiner im Lumia 920 verbauten Pure-View-Kamera mithilfe einer Spiegelreflexkamera „simuliert„.
Generell sollten Anwender misstrauisch werden, wenn Smartphhones einer Leistungsklasse große Performanceunterschiede aufweisen. Geräte mit beispielsweise einem Snapdragon 845 unterscheiden sich hinsichtlich der Performance kaum voneinander. Zudem sind aktuelle Smartphones in Sachen Rechenleistung in der Regel völlig ausreichend, wenn es um die alltäglichen Nutzung geht. Lediglich anspruchsvolle Anwendungen wie 3D-Spiele stellen an die Geräte höhere Anforderungen, sodass es zu Leistungsengpässen kommen kann.
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2 Kommentare zu Benchmark-Betrug: Huawei P20 Pro fliegt aus 3D-Mark-Bestenliste
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Es ist ein Unterschied ob ich sage „dieses Bild wurde mit der Smartphonekamera gemacht“ und es ist in Wirklichkeit eine Spiegelreflex oder ob eine CPU erkennt, dass es ein Test ist und die volle Leistung ausgibt. Schließlich hat die CPU diese Leistung. Dass die im Alltag nicht zur Verfügung steht kennen wir doch zur genüge. iPhones kappen die CPU Leistung bei allen möglichen Anlässen um Temperaturen zu vermeiden, Akkulaufzeiten zu erhöhen oder sonst was. KEINE Benchmarkleistung ist eine Dauerleistung, KEIN Gerät ist auf dauerhafte Volllast ausgelegt. Was soll also die Aufregung?
Schlimm waren die Chinesen früher, als ein Chinaklopper mind. den doppelten Speicher anzeigte des echten, höhere Taktraten anzeigte, sogar höhere Auflösungen der Bildschirme. Das ist Beschiss.
Ich finde die sind einfach Doof – sie brauchen keine Software die den Test erkennt, sich brauchen ja „nur“ beim Temperaturanstieg, Akkuverbrauchsanstieg die Leistung zu drosseln wie das sonst üblich ist und Niemand regt sich auf, obwohl sie auch da nie die volle Leistung bekommen….
Ein Benchmark wäre nur Sinnvoll, wenn er eine Langzeitauswertung vornehmen würde, genauso wie eine Verbrauchsermittlung beim PKW nur Sinn macht, wenn der Verbrauch über einen langen Zeitraum ermittelt wird. Die „Normverbrauch“ Vorgaben sind doch das Problem, nicht eine Software die das erkennt und sich darauf einstellt. Es werden ja keine falschen Werte an irgendwelche Sensoren gegeben, sondern nur der Situation angepasste Einstellungen vorgenommen. Es regt sich ja auch Niemand auf, dass der Bordcomputer erkennt, dass man auf der Autobahn unterwegs ist und beim Kickdown mehr Leistung abruft und dabei das 5-fache des Normverbrauchs säuft. Das ein Golf unter Last eigentlich 35 Liter schluckt ist egal, wenn der Golf Diesel aber im Testlabor (so wie es der Gesetzgeber vorschreibt) einen Liter weniger verbraucht, regt man sich auf. Die Methode ist das Problem.
Sehr weise und vernünftig!
Aber das ist nicht gefragt: man versucht ein Unternehmen als „kriminell“ darzustellen. da haben andere Interesse daran … und die Boulevard und Boulevar ähnliche Medien freuen sich.
Ja, die Methode ist das Problem, aber auch Anwender, die in der obersten Liga protzen wollen und meistens nicht wissen, um was es eigentlich geht.
Kommt mir vor, wie wenn Männer über Schwangerschaft berichten.
::)))))