Nach EU-Kartellurteil: Google bittet europäische Android-Partner zur Kasse

Ein neues Geschäftsmodell sieht kostenpflichtige Lizenzen für die Google-Apps vor. Sie sollen die Entwicklung der Apps finanzieren. Im Gegenzug bündelt Google Android nicht mehr mit seinen Apps und seiner Suchmaschine – letztere finanziert derzeit die App-Entwicklung.

Google hat nach eigenen Angaben als Reaktion auf die Kartellentscheidung der Europäischen Kommission sein Geschäftsmodell für das Mobilbetriebssystem Android geändert. Um den Auflagen der EU zu entsprechen, wird Google künftig in Europa seine Apps nicht mehr mit dem Betriebssystem bündeln. Stattdessen sollen Smartphone- und Tablet-Hersteller Lizenzen für die Google-Apps inklusive Play Store und auch die Google-Suche kaufen.

Android (Bild: Google)Laut Hiroshi Lockheimer, Chef der Android-Sparte, wird Google die Lizenzen ab 29. Oktober anbieten, und zwar für alle ab dem Zeitpunkt neu eingeführten Geräte. Zu Preisen machte er indes keine Angaben. Es soll jedoch eine separate Lizenz für den Play Store sowie Apps wie Maps, Gmail und Youtube geben sowie eine eigene Lizenz für Googles Suchmaschine und den Browser Chrome.

„Da uns die Vorinstallation von Google Search and Chrome zusammen mit unseren anderen Apps geholfen hat, die Entwicklung und den kostenlosen Vertrieb von Android zu finanzieren, werden wir eine neue kostenpflichtige Lizenzvereinbarung für Smartphones und Tablets einführen, die in den Europäischen Wirtschaftsraum geliefert werden“, schreibt Lockheimer in einem Blogbeitrag. „Android wird frei und quelloffen bleiben.“

Vor zehn Jahren hatte Google sein Mobilbetriebssystem Android mit einem einfachen Konzept eingeführt: Das OS selbst ist kostenlos, wird aber von Google benutzt, um seine Dienste und Apps zu verbreiten, die wiederum über Werbung Geld in Googles Kassen spülen – rund 90 Prozent von Googles Einnahmen stammen aus dem Verkauf von Anzeigen. Das Geschäftsmodell kann insofern als Erfolg betrachtet werden, da Android inzwischen einen Marktanteil von rund 90 Prozent hat.

Die EU – und damit ist sie nicht allein – sieht in der Bündelung von Betriebssystem mit Apps und Diensten jedoch einen Verstoß gegen europäisches Wettbewerbsrecht. Unter anderem soll Google Partner wie Huawei, LG und Samsung gezwungen haben, bestimmte Apps, den Play Store und die Google Suche auf ihren Geräten vorzuinstallieren. Außerdem soll Google Geräte-Hersteller und auch Mobilfunkanbieter dafür bezahlen, dass sie ausschließlich die Google-Suche vorinstallieren. Außerdem soll Google auch die Entwicklung neuer Android-Distributionen einschränken.

Gegen die im Juli verhängte Kartellstrafe von 4,34 Milliarden Dollar geht Google inzwischen rechtlich vor. Trotzdem muss das Unternehmen auf die mit dem Urteil verbundenen Auflagen reagieren. Das hat nun zur Folge, dass Google die Kompatibilitätsvereinbarungen mit den Geräteherstellern lockert. Die Google-Apps dürfen künftig auch auf Geräten eingesetzt werden, die laut Google nicht kompatibel sind oder auf einer Android-Fork laufen.

Allerdings bietet Google seinen Partnern, die den europäischen Markt beliefern, auch „neue Geschäftsvereinbarungen“ an, die eine nicht-exklusive Vorinstallation und Platzierung der Google Suche und des Google-Browsers Chrome vorsehen. Wie diese Vereinbarungen aussehen werden, teilte das Unternehmen nicht mit. Wahrscheinlich kann Google die Vereinbarungen aber so gestalten, dass sie den Auflagen der EU entsprechen und zugleich die Lizenzgebühren für die Google-Apps ausgleichen.

ANZEIGE

IT-Kosten im digitalen Zeitalter optimieren – Nutzen Sie innovative Technologien und generieren Sie neue Geschäftschancen

Erfahren Sie in diesem Whitepaper von Konica Minolta, wie sich durch die Nutzung innovativer Technologien neue Geschäftschancen generieren lassen. Jetzt herunterladen!

Themenseiten: Android, EU-Kommission, Google, Kartell, Smartphone, Suchmaschine, Tablet

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

10 Kommentare zu Nach EU-Kartellurteil: Google bittet europäische Android-Partner zur Kasse

Kommentar hinzufügen
  • Am 18. Oktober 2018 um 9:32 von Hansa

    Android wurde kostenfrei an jeden Hersteller abgegeben
    und über die Bündelung der Google Apps refinanziert.

    Man kann die G-Apps nutzen,
    aber es ist natürlich kein User gezwungen dies zu tun.
    Ein für alle Seiten gutes Geschäftsmodell.

    Vielen Dank liebe EU, das wir jetzt über den Gerätepreis
    für etwas zahlen dürfen, was wir vorher umsonst bekommen haben.

    Nichts gegen die EU,
    nur mit eurer digitalen Bremsklotz Tatik seit ihr einsame Weltspitze!

    • Am 18. Oktober 2018 um 11:36 von EU-konform

      Nichts war ‚umsonst‘, und auch kostenfrei war nix. Sie haben mit Daten bezahlt.

      Google war, und ist, kein heiliger Samariter, sondern ein Unternehmen, das knallhart seine wirtschaftlichen Interessen durchsetzt: sei es durch schamloses kopieren von Geschäfstideen, oder sei es, indem sie ihre Marktmacht missbrauchen, um Wettbewerber vom Markt fernzuhalten.

      Die EU Wettbewerbskommission hat das getan, wozu sie da ist: ein Unternehmen bestraft, das gegen Regeln verstoßen hat.

      • Am 18. Oktober 2018 um 13:33 von Hansa

        Das Betriebsystem wurde über die Vorinstallation von Apps refinanziert.
        Es schreibt niemand das Google ein Samariter ist.
        Allerdings war diese Art der Refinazierung eine runde Sache für alle Beteiligten.
        Klar ist Google ein Unternehmen das wie alle anderen Unternehmen am Markt auch, versucht Geld zu verdienen. Nennt sich Marktwirtschaft.

        Und ja, ich zahle lieber mit anonymisierten Daten,
        als mit meinem sauer verdienten Geld aus dem Portemonai.

        Ob dieser sogenannte Verstoß gerechtfertigt ist,
        sei mal dahingestellt.

        • Am 18. Oktober 2018 um 16:24 von Mark

          ‚Anonymisierte Daten‘?!? Bei Google?

          DER war gut. :-)

          Wo waren Sie in den letzten zehn Jahren, im tiefsten Urwald? Das wäre zumindest ein Grund.

          • Am 18. Oktober 2018 um 19:10 von Hansa

            Werbetreibende benötigen keine personifizierten Daten,
            um effektiv Zielgruppen ansprechen zu können.
            Die Zeiten sind lange vorbei.
            Vielleicht erst mal mit den Grundlagen beschäfigen, bevor man schlechte Witze verfasst. ;-)

          • Am 18. Oktober 2018 um 22:24 von Au-au

            Ach, ja? Und deswegen verdient Google mit personalisierter Werbung Milliarden Dollar? Weil Werbetreibende „keine personifizierten Daten benötigen“?

            Lustig, dann bilden wir uns vermutlich alle die exzessive Datensammelei ein, und Google macht das aus Spaß an der Freude?

            Ich glaube, Sie sind tatsächlich nicht von dieser Welt. :-D

            Hallelujah!

          • Am 22. Oktober 2018 um 8:19 von Marco

            Google (!) braucht mittlerweile keine personifizierten Daten mehr, die finden binnen weniger Stunden alle Zusammenhänge im Netz mit einer Person:

            https://zdnet.de/88340201/

            Lieber selbst mal mit den Grundlagen beschäftigen und den Wert der eigenen Daten bewerten. Die Angebote, Webseiten, Apps und Vorschläge die DU siehst, sind nicht neutral.

        • Am 23. Oktober 2018 um 8:02 von Jörg

          Es geht nicht allein ums Datensammeln. Sondern darum, dass Google durch seine Vormachtstellung den Wettbewerb verzerrt oder gar gänzlich verhindert. Wie findest du es denn, wenn auf deine Suchanfrage die ersten 10 Treffer nur Werbeanzeigen sind und nicht wirklich etwas mit deiner Frage zu tun haben, wenn es nur noch Einheitsbrei statt Vielfalt gibt. Und ganz nebenbei: Personenbezogene Daten sammeln wird dann gefährlich, wenn unseriöse Organisationen und totalitäre Systeme in deren Besitz gelangen. Die Freiheit und die Unverletzung unseres Persönlichkeitsrecht darf auch etwas kosten.

  • Am 18. Oktober 2018 um 5:34 von Jochen aus Erfurt

    Alles umsonst. Überall Werbung. Die Trotzreaktion hätte sich Google sparen können. Mehr noch, sie scheiden sich ins eigene Fleisch, denn jetzt suchen immer mehr eine Alternative.

    Bzgl. Werbung: wenn man mal einige Zeit kein Fernsehen gesehen hat, und auch sonst mit Werbeblocker surft, der bekommt ja die Werbung überhaupt nicht mehr mit… aber wenn man dann mal nach Monaten wieder den Fernseher einschaltet, oder aus Versehen ein paar Webseiten one Blocker besucht, da bekommt man die volle Breitseite von dem mit, womit unsere Kinder bombardiert werden. Es ist ja einfach nur noch Wahnsinn… alle 20 Minuten Werbung, für 10 Minuten, und auf den Webseiten 12 Werbebanner und blinkende Anzeigen.

    Schnell wieder versehen aus, Werbeblocker eingeschaltet und bei Youtube gemütlich Unterhaltung konsumiert. Was im Fernsehen läuft, gerade bei den privaten, ist nur noch Volksverdummung, mit System. Da lob ich mir die 80er. Als die Welt zwar von Russland, sowie von den Atommeilern bedroht wurde, aber ansonsten alls in Ordnung war, wo noch Ordnung und Begrenzung herrschte. Heute seiht man mehr Fahrradfahrer auf Gehwegen als auf Radwegen, Russland erobert und versucht Länder zu erobern, und die Jugend wird mit Medien zugebommt. Und die meisten Erwachsenen verhalten sich auf der Strasse wie Arschlöcher. So sieht liberale Politik aus. Ausufern, bis die Bombe platzt.

  • Am 17. Oktober 2018 um 17:33 von Yo-Man

    Warum die vorsichtige Formulierung ’soll‘? Laut EU der Kommission hat Google das getan, und wurde deswegen auch bestraft. Solange es kein anderslautendes Urteil gibt, ist ein ‚Google hat gege Wettbewerbsrecht verstoßen‘ sachlich richtig.

    Ansonsten fehlt ein wichhtiger Punkt, um den es ging: dass Google Herstellern, die die Google Apps installieren wollten, verboten hat gleichzeitig Geräte mit Android Forks anzubieten.

    Samsung durfte daher beispielsweise Smartphones mit Tizen nicht gleichzeitig mit Android (TM) Smartphones anbieten.

    Durch das Urteil dürfte nun mit etwas Glück Bewegung in den Markt kommen. Man wird also Geräte auch ohne die Google Apps kaufen können, und wer das haben will, muss es eben selber installieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *