In einem offenen Brief haben rund 300 Google-Mitarbeiter die Leitung ihres Unternehmens aufgefordert, die Arbeit an einer zensierten Suchmaschine für China einzustellen. Sie befürchten, dass sich Google mit der als Dragonfly bezeichneten Version seiner Suchmaschine, die sich an rechtliche Vorgaben in China hält, zum Komplizen bei Menschenrechtsverletzungen in China macht.
„Der chinesischen Regierung einen einfachen Zugang zu Benutzerdaten zu gewähren, wie es das chinesische Recht vorschreibt, würde Google mitschuldig an Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen machen“, heißt es in dem Brief der Gruppe Google Employees against Dragonfly. „Bei unserem Widerstand gegen Dragonfly geht es nicht um China: Wir wenden uns gegen Technologien, die den Mächtigen helfen, die Schwachen zu unterdrücken, wo immer sie sich befinden.“
In dem Brief weisen die Unterzeichner auch darauf hin, einige von ihnen hätten sich Google angeschlossen, weil das Unternehmen bereit sei, seine Werte über die Gewinne zu stellen. Dazu gehöre die 2010 getroffene Entscheidung, die Suchresultate in China nicht zu zensieren. Diese Einstellung habe Google aber inzwischen aufgegeben.
Die Behauptung belegen die Verfasser des Briefs mit zwei Beispielen. Zum einen führen sie Googles Beteiligung an einem AI-Dronen-Projekt des US-Verteidigungsministeriums an, das nach Protesten von mehreren Tausend Mitarbeitern nicht verlängert worden sei. Zum anderen kritisieren sie die Abfindung in Höhe von 90 Millionen Dollar, die Google dem Android-Gründer Andy Rubin gezahlt haben soll, nachdem dieser wegen angeblichen sexuellen Fehlverhaltens das Unternehmen verlassen musste.
„Wir fordern auch, dass sich die Führungskräfte zu Transparenz, klarer Kommunikation und echter Verantwortlichkeit verpflichten. Google ist zu mächtig, um nicht zur Verantwortung gezogen zu werden“, heißt es weiter in dem Brief. „Wir verdienen es zu wissen, was wir bauen, und wir verdienen ein Mitspracherecht bei diesen wichtigen Entscheidungen.“
Im August hatte The Intercept berichtet, Google erwäge eine Version seiner Suchmaschine für den chinesischen Markt. Sie soll sich an die strengen Zensurregeln des Landes halten. Außerdem soll es erforderlich sein, dass sich Nutzer vor eine Sucher anmelden, um eine Erfassung ihres Standorts zu ermöglichen.
Es ist bereits die zweite firmeninterne Initiative gegen eine chinesische Suchmaschine. Schon Mitte August hatten 1400 Mitarbeiter ein ähnliches Protestschreiben mit ihrer Unterschrift unterstützt.
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