Mit re:ClaimID stellt das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC eine freie und dezentrale Alternative zur Anmeldung über Plattformen wie Facebook oder Google bereit. Der neue Dienst soll helfen, die mit der Nutzung solcher Identitätsprovider verbundenen Risiken zu vermeiden.
Als einen entscheidenden Nachteil zentraler Identitätsprovider hat die Einrichtung für angewandte Forschung im Bereich IT-Sicherheit ausgemacht, dass Google-, Facebook- oder Twitter-Accounts an sich schon Hackerangriffe auf sich ziehen, wie es vor Kurzem erst wieder beim Datenleak sichtbar wurde, von dem rund tausend deutsche Politiker, Journalisten und Künstler betroffen waren. Ihre Nutzung für die Anmeldung bei zahlreichen weiteren Diensten kann daher für einen Dominoeffekt sorgen und den Schaden potenzieren, den schon ein 20-jähriger Hacker anzurichten vermag.
Darüber hinaus geben die Sicherheitsforscher zu bedenken, dass solche Identitätsprovider ihre Authentifizierungsservices kostenlos bereitstellen, um selbst weitere sensible Daten über die Nutzer zu sammeln. Die Nutzer könnten somit über Dienste hinweg getrackt werden. Durch die Datenkonzentration bei zentralen Identitätsprovidern käme diesen praktisch die traditionelle Aufgabe einer Meldebehörde zu. „Die Plattformen werden so zu demokratisch nicht legitimierten Identitätshütern“, stellt Julian Schütte fest, Leiter der Abteilung Service & Application Security am Fraunhofer AISEC.
Unternehmen wiederum riskierten Abhängigkeiten, da ein zentraler Identitätsprovider seine Nutzungsbedingungen ändern oder das Angebot kostenpflichtig machen könnte. re:claimID soll sowohl Nutzern die Kontrolle über ihre digitale Identität geben als auch Unternehmen bei der Einhaltung von Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) unterstützen. Die dezentrale Architektur vermeidet eine zentrale Datenspeicherung, was Angriffe erheblich erschwert.
Der als Open-Source-Software frei verfügbare Dienst erlaubt den Nutzern, einzelne Identitätsattribute sicher und selbstbestimmt für andere Parteien bereitzustellen. Identitäten werden im Peer-to-Peer Namenssystem GNS (GNU Name System) dezentral verwaltet. wobei der Nutzer für seine Identitäten einzelne Attribute wie zum Beispiel E-Mail-Adresse oder Name ablegen kann. Für das sichere Speichern und Teilen der personenbezogenen Daten sorgt Attribute-Based Encryption (ABE). Fragt ein Diensteanbieter an, kann der Nutzer eine ausgewählte Teilmenge der Attribute für ihn freigeben – aber diesen Zugriff jederzeit widerrufen oder einschränken.
Als Vorteil für Diensteanbieter stellt AISEC heraus, dass Kundendaten im Sinne der DSGVO bedarfsgerecht und mit Einwilligung erhoben und genutzt werden. re:claimID ist über den etablierten Standard OpenID Connect in Webseiten zu integrieren und ab sofort als Authentifizierungsdienst füŕ Webangebote einzusetzen. Auf GitLab steht ein Software Repository des Projekts re:Claim bereit.
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