Virtuelle Telefonanlage – praktisches Tool oder komplizierte Technik?

Wie funktioniert die virtuelle Telefonanlage?

Die virtuelle Telefonanlage als Telefonanlage des Arbeitsplatzes der Zukunft wurde bereits vorgestellt. Jetzt möchten wir uns dem zugrundeliegenden Prinzip näher widmen und verstehen, wie die virtuelle Telefonanlage funktioniert.

Während man früher das Telefon noch über die TAE-Dose an das Telefonnetz anschließen musste, ist dies für die virtuelle Telefonie nicht mehr notwendig. Der Anschluss über die TAE-Dose wird nun durch einen Router ersetzt. Die gesprochene Sprache wird dabei nicht über direkte Leitungen übermittelt, sondern als digitales Datenpaket über die Internetleitung verschickt. Virtuelle Telefonanlage bieten außerdem die Besonderheit, dass die Endgeräte der Nutzer im Büro und im Homeoffice direkt mit dem Rechenzentrum über eine Datenleitung verbunden sind.

Wenn nun ein virtuelles Telefongespräch zustand kommt, gibt es drei elementare Phasen:

  1. Aufbau der Verbindung
  2. Aushandlung des Codecs und andere Parameter
  3. Übertragung der Gesprächsdaten durch digitale Sprachpakete
  4. Abbau der Verbindung

(Bild: Wirecloud)

Aufbau und Abbau der Verbindung (Phase 1 und 4)

Für Telefongespräche regelt das sogenannte SIP (Session-Initiation-Protocol) sowohl den Aufbau, als auch den Abbau der Verbindung. Im Zusammenhang mit der virtuellen Telefonie ist SIP ein häufig angewandtes Protokoll, welches sich immer mehr zum Standard entwickelt.

Über das Computer-Interface Ihres Anbieters können Sie ganz einfach Ihr Endgerät mittels der SIP-Adresse mit der Cloud Ihres Anbieters verbinden. Jeder Teilnehmer des virtuellen Telefonats verfügt über eine eigenen SIP-Adresse mit der er sich anmeldet.

Damit nun ein Gespräch zustande kommen kann, müssen die Endgeräte der Teilnehmer (VoIP Telefone, Softphones et cetera) die IP-Adressen der anderen Empfänger kennen. Dazu müssen sich alle Teilnehmer mit Ihrer IP-Adresse und dem Benutzernamen samt Kennwort auf dem Server anmelden. Diese Art des Anmeldens über einen Server ermöglicht die globale Ortsunabhängigkeit, da der Nutzer für diesen Vorgang nichts außer einer Internetverbindung benötigt.

Wenn nun ein Anruf initiiert wird, sendet das Endgerät der anrufenden Person A eine Anfrage an den Server seines jeweiligen Providers. Diese Anfrage enthält die Rufnummer der angerufenen Person B. Der Server des Anrufers erkennt die Nummer des Angerufenen (Person B) und schickt die Anfrage automatisch weiter an den für Person B zuständigen Server. Dieser Server (von Person B) leitet die Anfrage wiederum weiter zum Endgerät dieser Person: Das Telefon von Person B klingelt.

War der Verbindungsaufbau erfolgreich, klingelt nun das entsprechende Endgerät, wodurch das Gerät des Anrufers eine Rückmeldung über den erfolgreichen Verbindungsaufbau erhält. Diese Rückmeldung resultiert wiederum in dem bekannten Tonsignal, welches man hört während man auf das Abnehmen des Hörers auf der anderen Seite wartet. Sobald nun die angerufene Person den Anruf annimmt, wird die das Gespräch fortan über die Endgeräte abgewickelt und nicht mehr über die SIP-Server der beiden Provider.

Beendet nun einer der beiden Gesprächsteilnehmer das Gespräch, schickt dessen Endgerät ein entsprechendes Signal an seinen eigenen Server. Der Server informiert das Endgerät des anderen Teilnehmers über den Abbruch der Verbindung und es erklingt ein durchgehendes Freizeichen, das vor und nach einem Telefonat auftritt.

Trotz einer scheinbar komplizierteren Technik geschieht dies alles transparent für den Nutzer. Den gesamten (beschriebenen) technischen Ablauf übernehmen die Endgeräte und die Rechenzentren der Anbieter. Kurzum: Für den Benutzer ändert sich bis auf die Sprachqualität nichts.

Gesprächsübertragung über IP durch die Verwendung von Codecs

Da virtuelle Telefonie durch das Versenden von digitalen Datenpaketen möglich wird, muss das Gesprochene von der analogen Form in digitale Pakete umgewandelt werden. Diese Datenpakete werden danach über die Internetleitung an den Gesprächspartner übermittelt. Sobald die einzelnen Datenpakete am Endgerät des Empfängers eintreffen, müssen sie zurück in die analoge Form gebracht werden, damit die Stimme des Sprechers wieder hörbar wird. Während die Verbindung zwischen beide Gesprächsteilnehmer steht, können beide Seiten gleichzeitig Datenpakete versenden und empfangen.

Der Codec entscheidet hierbei über die Übertragungsqualität, mit der die Datenpakete an den Gesprächspartner geschickt werden. Wie bereits vorab erwähnt, regelt dieser Algorithmus auf welche Weise die Daten und Signale digital COdiert und DECodiert werden. Welcher Codec genutzt werden sollte, hängt immer von den speziellen Gegebenheiten ab. Einige Codecs dienen dazu, möglichst wenig Kapazität der Breitbandverbindung zu beanspruchen. Dies ist in Fällen ratsam, in denen dem Nutzer eine schwache Internetverbindung zur Verfügung steht. Weitere Codecs dienen dazu, um Telefonate in HD-Qualität zu ermöglichen. Dies geht natürlich auf Kosten einer erhöhten Datenübertragungsrate, sprich das Internet muss für diesen Codec deutlich schneller sein. Für HD-Telefonate wird normalerweise der Codec G722 genutzt. Die Übertragungsrate ist der des Standard-Codecs G711 ähnlich, jedoch ist die Frequenz höher. Dadurch klingen Sprache und Musik noch natürlicher und besser. Der Codec G722 ermöglicht demzufolge eine bis dato nicht dagewesene Sprachqualität, jedoch mit einer wichtigen Einschränkung: Die HD-Qualität wird oft nur innerhalb der geschlossenen, virtuellen Telefonanlage erreicht, beim Übergang ins externe Festnetz oder Mobilfunknetz erreicht man trotz des Codecs oftmals nur ISDN-Qualität. Sollte ein Unternehmen weltweit Niederlassungen haben mit Endgeräten, die alle über eine Cloud registriert sind, ist HD-Qualität kein Problem.

Themenseiten: IP-Telefonie, Telekommunikation, VoIP, Wirecloud

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Neueste Kommentare 

3 Kommentare zu Virtuelle Telefonanlage – praktisches Tool oder komplizierte Technik?

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  • Am 17. Mai 2019 um 10:27 von Rechtsanwaltservice

    Wie funktioniert eine Telefonanlage: die kann ja nur funktionieren, wenn sie physikalisch im Haus sitzt! Woher soll die Software irgendwo auf einem Server rein physikalisch zu einem internen Teilnehmer über nur einen Anschluß durchschalten?
    Und dann – warum sollte ich ein rein internes Gespräch über den Umweg außer Hauses durchführen – eine absurde Idee!

  • Am 17. Mai 2019 um 7:48 von Jan Schulze

    Schönen guten Tag.

    Die Umstellung von ISDN auf AllIP ist in Unternehmensumgebungen nicht zwingend ein Grund für eine Umstellung.

    Wir haben in der Firma eine Octopus Open 830 der Telekom seit Ende 2009 im Einsatz. Wir sind zunächst nicht auf die wiederholten Verkaufsversuche der Telekom eingestiegen, sondern haben uns kundig gemacht. Die Telekom hat auf unseren Wunsch den VoIP-Router Lancom V884RA _vor_ die Telefonanlage geschaltet, für relativ kleines Geld. Dieser Adapter übernimmt die Umsetzung des am DSL-Anschluss anliegenden AllIP-Signals auf ISDN – die Telefonanlage läuft ganz normal weiter – ohne Probleme, selbst das Faxen klappt wie bisher.

    Sicher ist der Bruch von ISDN auf AllIP somit eine _Gelegenheit_, seine bisherigen Kommunikationsformen zu _überdenken_, aber kein Grund für überhastete Entscheidungen. Umstellen auf eine modernere Anlage kann man auch später noch.

    Mit freundlichen Grüßen

  • Am 17. Mai 2019 um 6:07 von meRalle

    Im Bereich ISDN sollte der Autor nochmal recherchieren und nachbessern!

    – 2 B-Kanäle für 2! gleichzeitige Gespräche/Fax oder 2! gleichzeitige Datenverbindungen je bis 64kbps ODER AUCH je 1 Gespräch/Fax und gleichzeitig Daten

    – Kanalbündelung beider B-Kanäle für Datenübertragung bis 128kBits/s

    – der D-Kanal dient der B,-Kanal-Steuerung und optional für Daten bis 16kbps – auch beim P2M

    On-Premise-ISDN-Anlagen werden auch zukünftig ohne großen Umbau am All-IP einsetzbar sein, mit entsprechenden Routern/Gateways und einem VOIP-Anschluss – z.B. an einer Fritz!Box 7590/7590

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