Kommentar: Am vergangenen Donnerstag hat die US-Regierung den chinesischen Mobilfunkkonzern Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt, wonach sehr strenge Auflagen für US-Unternehmen gelten, die mit dem Unternehmen Geschäfte machen wollen. Diese Maßnahme hat nun dazu geführt, dass Google die Zusammenarbeit mit dem zweitgrößten Smartphonehersteller größtenteils beendet. Dadurch hat dieser keinen Zugriff mehr auf wesentliche Teile von Android, wodurch sein Smartphonegeschäft mittelfristig erheblich leiden dürfte.
Neben Google stehen weitere US-Firmen Gerüchten zufolge kurz vor einer Beendigung ihrer Geschäftsbeziehungen mit Huawei. Dadurch wären weitere Produktbereiche wie etwa das Notebook-Geschäft von den Sanktionen bedroht.
Ohne Beweise zu liefern, beschuldigt die US-Regierung den chinesischen Konzern der Spionage und setzt Sanktionen gegen das Unternehmen als Mittel im Handelsstreit mit China ein. Offenbar wollen die USA den Aufstieg Chinas als führende globale Wirtschaftsmacht verhindern.
Die Sanktionspolitik der US-Regierung hat aber nicht nur Auswirkungen auf Huawei und US-Konzerne, sondern betrifft auch Hersteller in Europa. So muss der französische Konzern ST Microelectronics heute einen Kursverlust in Höhe von acht Prozent hinnehmen. Auch das im DAX gelistete deutsche Unternehmen Infineon verbucht Kursverluste, obwohl es beteuert, dass nur in den USA hergestellte Produkte, die nur einen Bruchteil im Geschäft mit Huawei ausmachen, von den Sanktionen betroffen sind.
Die Reaktion der internationalen Börsen zeigt, dass der Markt durch die US-Sanktionen erheblich verunsichert ist. Sanktionen und Strafzölle können womöglich eine weltweite Rezession mit gravierenden Folgen auslösen. Ähnlich sieht das auch Bitkom-Präsident Achim Berg: „Der Welthandel ist kein Nullsummenspiel. Der sich weiter verschärfende Handelskonflikt kennt auf allen Seiten nur Verlierer. Politik und Wirtschaft sollten alles dafür tun, dass aus diesem Feuer kein Flächenbrand wird, der die gesamte Tech-Welt erfasst. Gerade die digitale Wirtschaft lebt vom internationalen Austausch. Dieses Global Sourcing ist Basis der einzigartigen Innovationsstärke der digitalen Wirtschaft. Keine Region, kein Land und kein Unternehmen der Welt kann auf dieses weltweite digitale Ökosystem verzichten. Werden kritische Bauteile oder Software-Module nicht mehr geliefert, kann dies einen kompletten Produktions- oder Wartungsprozess zum Erliegen bringen, Unternehmen existentiell gefährden und im Extremfall ganze Volkswirtschaften ins Straucheln bringen. Diese gegenseitigen technologischen Abhängigkeiten sind eine politische Verpflichtung: zum Verzicht auf willkürlichen Konflikt und zur unbedingten Suche nach Konsens. Ideologischer Nationalismus und wirtschaftlicher Protektionismus sind ein brandgefährlicher Irrweg.“
Neben den Folgen der US-Sanktionspolitik gegenüber China könnte in Zukunft Europa zudem auch direkt von US-Sanktionen getroffen werden. Mögliche Konfliktpunkte sind etwa die Gaspipeline Nord Stream 2, mit der Europa russisches Gas importiert oder die nach Ansicht der US-Administration zu niedrigen Rüstungsausgaben. Beides mag Trump überhaupt nicht.
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