Huawei-CEO Eric Xu hat in einem Interview mit dem Handelsblatt eine europäische Plattform als Alternative zu Google und Apple für smarte Geräte in Aussicht gestellt. „Wenn Europa sein eigenes Ökosystem für smarte Endgeräte hätte, würde Huawei es benutzen“, sagte Xu. Die Pläne diskutiere Huawei mit europäischen Firmen. „Ich gehe davon aus, dass wir die Details bis zum Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres geklärt haben werden“, sagte Xu. „Für uns hat es eine hohe Priorität, europäische Firmen beim Aufbau eines eigenen Ökosystems zu unterstützen. Wir sind bereit, langfristig zu investieren“.
Zudem rechnet Xu nicht damit, dass die Sanktionen der US-Regierung schnell beendet würden. „Wir dürfen uns nicht an die Illusion klammern, dass der Konflikt in den nächsten Wochen oder Monaten beigelegt wird. Wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, dass wir noch lange mit dem US-Druck leben müssen.“
Zu den seitens der US-Regierung vorgebrachten Spionage-Vorwürfe sagte der Huawei-Chef: „Unser Gründer hat mehrfach betont, dass es keine Hintertüren in unserer Ausrüstung gibt. In Großbritannien wird seit vielen Jahren der Quellcode unserer Produkte untersucht und niemals wurden irgendwelche Belege für Hintertüren gefunden. In Deutschland prüft das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik unsere Geräte. Rund 96.000 Mitarbeiter von Huawei halten Anteile am Unternehmen. Wir würden niemals etwas unternehmen, was den Wohlstand unserer Angestellten in Gefahr bringt.“
Im Mai hatte die US-Regierung Huawei auf die sogenannte Entity List gesetzt. Damit ist es US-Firmen untersagt, Geschäftsbeziehungen zu dem chinesischen Konzern zu unterhalten. Die kürzlich um weitere 90 Tage verlängerte Ausnahmeregelung betrifft nur bestehende Produkte. Dadurch ist es Huawei möglich, weiterhin Android-Updates für seine Smartphones auszuliefern. Allerdings gilt dies nicht für neue Produkte. So hat Google vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass Huawei für die kommenden Mate-30-Smartphones derzeit keine gültige Lizenz für die Nutzung von Google-Services wie Play Store und Maps habe.
Hintergrund: Handelskrieg zwischen USA und China
Die USA und China befinden sich im Handelskrieg. Die Amerikaner stören sich an dem größer werdenden Handelsbilanzdefizit mit China. Im Mai führte die Trump-Regierung einen Zollsatz von 25 Prozent auf chinesische Produkte im Wert von 250 Milliarden Dollar ein. Die Einführung von zusätzlichen Zöllen begann im März letzten Jahres, wobei Trump zu der Zeit erklärte, dass eine Untersuchung durch den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer zu dem Schluss gekommen sei, dass China Spionage zum Erwerb von geistigem Eigentum und vertraulichen Geschäftsinformationen betreibe.
Durch den Handelsstreit zwischen den USA und China ist auch Huawei inzwischen von Sanktionen direkt betroffen. Die USA argumentieren, dass durch die Verwendung von Huawei-Geräten der chinesische Staat durch eine Hintertür Zugriff auf Daten erlangen könnte. Huawei hat diese Möglichkeit stets bestritten und verweist auf zahlreiche Zertifizierung seiner Geräte. Kein anderer Hersteller habe mehr Zertifizierungen erhalten als Huawei. Bislang haben die USA auch keine Belege für ihre Behauptungen vorgelegt. Im Gegenteil: Eine von der US-Regierung 2012 erfolgte Untersuchung ergab keine Hinweise auf Hintertüren.
Kritik an Trumps Zoll-Politik
Der Handelskonflikt führt auch in den USA zu einem breiten medialen Echo. Der frühere Redenschreiber des US-Handelsbeauftragten und Forbes-Autor John Brinkley berichtet, dass eine Studie von Ökonomen der Harvard University, der University of Chicago und der Federal Reserve Bank of Boston vom Mai 2019 über die Auswirkungen von Zöllen auf die US-Wirtschaft ergab, dass die Kosten für Zölle „weitgehend auf die USA gefallen sind. Darin heißt es auch, dass die höheren Kosten der Importe für einige Waren, wie Waschmaschinen, an die Verbraucher weitergegeben werden“.
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