Eine experimentelle Funktion für Chrome, die Google derzeit testet, hat in der vergangenen Woche zu unerwünschten Nebenwirkungen geführt. Über einen Zeitraum von fast zwei Tagen stürzten in bestimmten Unternehmensumgebungen Browser-Tabs wiederholt ab und machten Chrome damit unbrauchbar.
Erstmals trat das Problem am vergangenen Mittwoch auf. Es beschränkte sich auf Instanzen von Chrome, die auf Windows Server in einem Terminal Server ausgeführt wurden – was in Enterprise-Netzwerken eine häufige Konstellation ist. In Googles-Support-Forum, dem Chrome-Bug-Tracker und auch in sozialen Medien wie Reddit finden sich Hunderte Beschwerden, die die Vermutung nahelegen, dass die Zahl der Betroffenen in die Tausende oder gar Zehntausende geht.
Demnach sahen Nutzer nur leere Tabs, was bei Chrome auch als White Screen Of Death (WSOD) bezeichnet wird. In verwalteten Unternehmensumgebungen haben Mitarbeiter zudem oftmals nicht die Möglichkeit, den Browser zu wechseln. Genauso können Administratoren meist nicht sofort Chrome durch einen anderen Browser ersetzen.
In einem Fehlerbericht, der offenbar von einem Mitarbeiter der US-Handelskette Costco stammt, heißt es: „Das hatte erhebliche Folgen für alle Mitarbeiter in unserem Call Center. Sie waren nicht in der Lage, mit unseren Kunden zu chatten.“ „In unserem Unternehmen mit mehreren großen Handelsmarken waren tausend Call-Center-Mitarbeiter und mehrere IT-Leute zwei Tage lang betroffen. Das hatte auch große finanzielle Auswirkungen“, sagte ein anderer Nutzer. Ein weitere Anwender gab an, in seiner Firma seien rund 4000 Mitarbeiter betroffen gewesen.
Auslöser für die Abstürze war eine neue Funktion namens WebContentsOcclusion. Das Experiment sollte eigentlich den Ressourcenbedarf von Chrome reduzieren. Zu diesem Zweck sollte es Chrome-Tabs in einen Ruhezustand versetzen, sobald sie von einem anderem Fenster verdeckt werden. Zuvor war die Funktion bereits im Canary- und im Beta-Channel von Google Chrome getestet worden.
In der vergangenen Woche entschied Google dann, die Funktion auch bei mehr Nutzern im Stable-Channel freizuschalten, um mehr Rückmeldungen zu erhalten. Google zufolge war die Funktion zuvor bereits bei rund einem Prozent der Nutzer von Chrome 77 und Chrome 78 aktiv, ohne dass Probleme aufgetreten seien.
Der erweiterte Rollout deckte dann allerdings den offenbar auf Windows Terminal Server beschränkten Bug auf. Statt einen Tab nur in den Hintergrund zu versetzen, wurde er vollständig entladen, wodurch Nutzer nur noch eine weiße Seite sahen. Das erneute Laden der Seite behob den Fehler zwar, führte in Einzelfällen aber auch zum Verlust von in eine Website eingegebene Daten. Inzwischen wurde das Experiment von Google beendet.
Anwender, die die dafür benötigte neue Konfigurationsdatei noch nicht erhalten haben, können die Funktion WebContents Occlusion auch manuell über die Eingabe von „chrome://flags/#web-contents-occlusion“ und „chrome://flags/#calculate-native-win-occlusion“ abschalten.
Der Vorfall verärgerte vor allem Systemadministratoren, die bisher nicht wussten, dass Google ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung neue experimentelle Funktionen in Chrome ein- und wieder abschalten kann. „Sehr ihr die Auswirkungen, die Ihr ohne Vorwarnung oder Erklärung für Tausende von uns geschaffen habt? Wir sind nicht Eure Testpersonen“, sagte ein wütender Systemadministrator. „Wir bieten professionelle Dienstleistungen für Multi-Millionen-Dollar-Programme an. Wisst Ihr, wie viele Stunden an Ressourcen durch das Experiment verschwendet wurden?“
In einigen Fällen suchten IT-Abteilungen wohl zuerst nach Fehlern in ihrer eigenen Umgebung. Mindestens ein betroffenes Unternehmen ging sogar von einem Malware-Befall aus und initiierte systemweite Sicherheitsaudits. Von Google liegt bisher keine offizielle Stellungnahme vor.
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3 Kommentare zu Unternehmen weltweit betroffen: Experimentelle Chrome-Funktion lässt Browser-Tabs abstürzen
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Das zeigt mehr als deutlich, dass Chrome oder andere Apps von Google nicht für den Einsatz in professionellen Umgebungen geeignet sind. Wer „geheime“ Experimente bei Kunden veranstaltet, die mit dem Browsing Geld verdienen, der hat überhaupt keine Ahnung welche Konsequenzen sein Tun haben kann. Und das auch noch zahllose IT-Profis nach Ursachen suchen mussten. Seriosität geht anders.
Wie genau wurde dies eingeschaltet? Bei laufendem Chrome remote durch Google?
Oder durch die Installation einer neuen Version lokal bei den Unternehmen?
Features an und abschalten, Konfigurationen ändern, etc. kann Google aus der Ferne über einen Service Channel. Tun sie schon ne halbe Ewigkeit, wenn auch selten mit solchen Auswirkungen.
Ein Admin, der für 5ct Grips hat, setzt keine Google-Produkte im Unternehmen ein. Das weiß man aber nicht erst seit letzter Woche.
Datenschutz, Privatsphäre und Firmengeheimnisse kennt der Laden nicht. Ständige Experimente an lebenden Kundensystemen. Spontanes Abschalten irgendwelcher Dienstleistungen, oder Funktionen weil nicht mehr fancy genug. Etc. pp.
Braucht kein Mensch…