Motherboard liegt offenbar der Bericht der Sicherheitsfirma vor, die mit der Untersuchung des Hackerangriffs auf das Smartphone von Amazon-CEO Jeff Bezos betraut war. Demnach fanden Forscher eine verdächtige Datei auf dem Telefon, jedoch keine Anzeichen für eine Schadsoftware.
Zusammengestellt wurde der Bericht von FTI Consulting. Darin heißt es, Forscher hätten sich zwei Tage intensiv mit dem Smartphone beschäftigt, ohne eine Malware zu finden. Bei der verdächtigen Datei handele es sich um ein Video in arabischer Sprache über Telekommunikation, das am 1. Mai 2018 an Bezos geschickt worden sei.
Das Vorschaubild des Videos zeige ein saudi-arabische Flagge und schwedische Flaggen. Zusammen mit dem Video sei auch ein verschlüsselter Downloader auf Bezos‘ Telefon angekommen. Der Code des Downloaders lasse sich aufgrund der Verschlüsselung nicht analysieren.
Als verdächtig werden beide Dateien eingestuft, weil das Telefon unmittelbar nach Erhalt von Video und Downloader begann, große Datenmengen zu übertragen. “ Innerhalb von Stunden, nachdem der verschlüsselte Downloader empfangen wurde, begann eine massive und unautorisierte Exfiltration von Daten von Bezos‘ Telefon, die noch Monate danach andauerte und eskalierte“, erklärten die Forscher.
„Forensische Artefakte zeigen, dass das Telefon von Bezos in den sechs Monaten vor dem Erhalt des WhatsApp-Videos durchschnittlich 430 KByte pro Tag ausgab, was ziemlich typisch für ein iPhone ist. Innerhalb weniger Stunden nach dem WhatsApp-Video stieg der Wert auf 126 MByte. Das Telefon hielt danach monatelang einen ungewöhnlich hohen Durchschnitt von 101 MByte pro Tag aufrecht, einschließlich vieler massiver und höchst untypischer Spitzen“, so wie Forscher weiter.
An dem Angriff, der über das WhatsApp-Konto des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ausgeführt wurde, war dem Bericht zufolge auch Saud al Qahtani beteiligt, ein Freund und enger Berater des Kronprinzen. Er soll die für den Angriff benötigten Hacking-Tools beschafft haben. In einer früheren Position als Chairman der Saudi Federation for Cybersecurity soll er unter anderem mit dem italienischen Unternehmen Hacking Team zusammengearbeitet haben.
Laut Motherboard bestätigt der Untersuchungsbericht jedoch nicht die Vermutung, dass die Hacking-Tools vom israelischen Sicherheitsanbieter NSO Group stammen. Die Forscher gingen lediglich davon aus, dass die Tools in der Lage seien, den beschriebenen Datendiebstahl ausführen. Dass treffe aber auch auf Tools der Hacking Team zu.
Die Sicherheitsexpertin Sarah Edwards vom Sans Institute erklärte gegenüber Motherboard, dass die Untersuchung von Bezos‘ Smartphone unvollständig sei. Die Forensiker hätten nämlich keinen Zugriff auf das vollständige Dateisystem gehabt. Genau dort sei jedoch eine staatlich geförderte Malware zu finden. Auf der letzten Seite ihres Berichts räumen die Forscher auch ein, dass die eigentlichen einen Jailbreak benötigten, um auch das Root-Dateisystem prüfen zu können.
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