Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Automotive Cyber Security – Consumer Attitudes“ des Center of Automotive Management (CAM) in Kooperation mit Cisco. 77 Prozent der befragten Autofahrer empfinden Cybersicherheit als ein wichtiges Thema, um das sich die Fahrzeughersteller kümmern sollten. 42 Prozent sind sehr besorgt oder besorgt über einen Cyberangriff auf ihr Fahrzeug. Als besonders kritisch sehen 46 Prozent der Autofahrer die Manipulation von digitalen Schlüsselsystemen, gefolgt vom Diebstahl persönlicher Daten sowie der Gefahr der Manipulation von Fahrzeugfunktionen und Sicherheitssystemen.
„Cyberangreifer gehen inzwischen äußerst professionell vor. Rund um den Bereich “Automotive” hat sich eine eigene Hacker-Industrie entwickelt, die hochgradig arbeitsteilig und skruppellos agiert. In komplexen IT-Systemen der Fharzeugbranchen haben Angreifer gute Chancen, Sicherheitslücken zu finden,” sagt Holger Unterbrink, Technical Leader bei Cisco Talos Intelligence Group.
Mercedes, BMW und VW: Größtes Vertrauen in Qualität der Cybersecurity
Im Mittel beurteilen nur 22 Prozent der Autofahrer die Qualität der Cyber-Sicherheit von Fahrzeugen der Automobilhersteller als „gut“ oder „sehr gut“. Dabei sehen die Befragten allerdings große Unterschiede zwischen den untersuchten 19 Marken. Das größte Vertrauen in die Qualität der Cybersecurity legen die Befragten in heimische Fahrzeughersteller wie Mercedes-Benz (54 Prozent) und BMW (51 Prozent) und auch VW (44 Prozent). Tesla belegt mit 40 Prozent Zustimmung Platz sechs in der Wertung. Die chinesischen Marken – MG (26 Prozent), BYD (29 Prozent) und NIO (25 Prozent) – landen auf den letzten Plätzen. Auch hier sind die jüngeren AutofahrerInnen etwas positiver in ihren Urteilen.
Ein IT-sicheres Fahrzeug ist den Deutschen so wichtig, dass dieser Aspekt grundsätzlich sogar ihre Kaufentscheidung beeinflusst, wie 34 Prozent der Befragten sagen. Für 37 Prozent der Befragten spielen Sicherheitsaspekte bei Elektroautos eine so große Rolle, dass sie sich gegen den Kauf eines Elektroautos entscheiden würden, da sie Risiken beim Laden an öffentlichen Ladestationen befürchten. Tatsächlich, so die Ergebnisse der Studie, weist die E-Auto-Ladeinfrastruktur Sicherheitslücken auf und Hacker-Angriffe nehmen zu.
„Das Vertrauen von Endkunden in Automarken wird künftig daran gemessen, wie sie mit Cyber-Security umgehen und Angriffe von außen verhindern. Es existiert heute eine starke Diskrepanz zwischen einer steigenden Zahl an Cyber-Angriffen auf vernetzte Autos und der geringen Kommunikation und Transparenz der Automobilhersteller zum Thema Cyber-Security“, sagt Professor Stefan Bratzel vom vom Center of Automotive Management. „Die Fallhöhe der deutschen Marken ist jetzt natürlich am höchsten: Sollten die Erwartungen in Cybersicherheit an sie nicht erfüllt werden, entfällt ein wichtiges Kaufkriterium und Kunden könnten auch andere Marken stärker in Betracht ziehen.“
Die Angriffsfläche im Auto wächst
Zu den am meisten genutzten Online-Diensten zählen die Smartphone-Kopplung (46 Prozent) und Verkehrsdaten für Navigationsdienste (39 Prozent). 20 Prozent der AutofahrerInnen verwenden regelmäßig Smartphone-Apps eines Fahrzeugherstellers, beispielsweise zur Fernsteuerung von Fahrzeugfunktionen. Allerdings setzen viele bisher nur einen Bruchteil der verfügbaren Connectivity-Features in ihren Fahrzeugen ein. Funktionen wie Video-Streaming, Bezahlsysteme oder Online-Spiele im Multimedia-System des Fahrzeugs nutzt die Mehrheit der FahrerInnen nicht. Die Jüngeren (18 bis 34 Jahre) bilden eine Ausnahme: Hier macht der Anteil der IntensivnutzerInnen bereits ein Drittel aus, während er insgesamt bei 20 Prozent liegt. Audio- und Video-Streaming sowie Online-Spiele nutzen sie etwa doppelt so häufig – wahrscheinlich aber auch nur als BeifahrerInnen. Zudem greifen jüngere FahrerInnen deutlich häufiger auf Bezahlsysteme im Fahrzeug zurück.
Sehr unterschiedlich ist das Nutzungsverhalten auch nach Automarken: Auffällig ist die deutlich überdurchschnittliche Nutzung von Online-Diensten der FahrerInnen der Premiumhersteller BMW und Audi. Bei Mercedes-FahrerInnen ist die Nutzung der Online-Dienste dagegen noch deutlich geringer. Spitzenreiter der Online-Nutzung sind Tesla-FahrerInnen. Bei FahrerInnen von Volumen-Herstellern spielt vor allem die Smartphone-Kopplung (z.B. Android Auto/ Apple-Carplay) eine wichtige Rolle. Ansonsten ist die Nutzungsrate der Dienste bei fast allen Volumenmarken deutlich niedriger.
Datenschutz und Regulierung
Je mehr vernetzte Dienste im Auto im Einsatz sind, desto mehr Daten werden ausgetauscht. Beim Thema Vertrauen in Sachen Datenschutz zeigen sich ähnliche Ergebnisse wie bei der Qualitätseinschätzung der Cybersicherheit: Am meisten Vertrauen in die Gewährleistung des Datenschutzes genießt Mercedes, denen 39 Prozent ein „hohes oder sehr hohes Vertrauen“ attestieren, gefolgt von BMW (37 Prozent) und VW (32 Prozent). Die drei chinesischen Marken MG (17 Prozent), BYD (16 Prozent) und NIO (16 Prozent) belegen erneut die letzten Plätze. Für chinesische Automobilhersteller in Deutschland könnte sich hier ein Problem auftun: 43 Prozent der Befragten geben an, dass die Datensicherheit schon heute ein Ausschlusskriterium für den Kauf eines Fahrzeugs aus China ist. Nur 22 Prozent haben dagegen keinerlei Datensicherheitsbedenken beim Kauf eines Autos einer chinesischen Marke.
Gerichtet an die Hersteller erwarten Autofahrer vor allem eine stärkere Verschlüsselung der Daten (56%) und regelmäßige Software-Updates (52%). Auch transparente Informationen über Sicherheitsmaßnahmen sind wichtig (48%). Automobilhersteller sollten verpflichtet werden, Cyber-Vorfälle zu veröffentlichen (62 %), Transparenzpflicht zur Verwendung von Kundendaten (60 %) und ein Verbot der Nutzung von Informationen wie Fahrzielen oder Geschwindigkeit durch die Hersteller (59 %).
Die Studie
„Automotive Cyber Security– Consumer Attitudes: Einstellungen und Erwartungen von AutofahrerInnen in Deutschland in Bezug auf die Cybersicherheit von Fahrzeugen“ wurde vom Center of Automotive Management (CAM) in Kooperation mit Cisco verfasst. Die Befragung wurde online im Juli 2024 in Deutschland unter 1.149 Probanden durchgeführt, die einen Führerschein sowie einen PKW im Haushalt haben und diesen nutzen. Die Stichprobe ist repräsentativ für Autofahrer hinsichtlich ihres Alters (ab 18 Jahren), Geschlechts und der Region in Deutschland, in der sie wohnen.
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