Wer die Edition 5 startet, den begrüßt die bekannte eigenwillige, etwas abgehobene Benutzeroberfläche. Erfreulich ist allerdings, dass diese jetzt nicht mehr den gesamten Desktop für sich in Anspruch nimmt – die Windows-Taskleiste bleibt sichtbar, und die eigene Taskleiste von Edition 5 erscheint darüber. Inzwischen gibt es Unterstützung für UXGA-Anzeige (1600 mal 1200 Pixel), wodurch man die Vorschaufenster für Source und Master auf einem einzigen Monitor betrachten kann (mit einer Auflösung von 720 mal 576 Pixeln). Es werden aber auch Dual-Monitor-Systeme unterstützt.
Das Capture-Tool hat einige umfangreichere Verbesserungen erfahren und umfasst nun Scan/Capture nach Timecode und Open-end-Capture mit Szenen-Erkennung neben manuellem Logging und Capture. Eine weitere nützliche Neuerung für alle, die regelmäßig mit mehreren Kameras arbeiten, ist die Timecode Shift-Funktion, mit der sich Filmmaterial von zwei Bändern mit exakt identischen Timecodes bearbeiten lässt, indem man vor dem Capturing den Offset zwischen den beiden Bändern eingibt. Edition 5 wird mit einer Standard-Firewire-Karte ausgeliefert, deren Verwendung jedoch nicht obligatorisch ist, denn die Software funktioniert mit jedem OHCI-gemäßen Firewire-Anschluss, also auch auf einem entsprechend leistungsfähigen Notebook.
Die wichtigste Verbesserung am Funktionsumfang von Edition 5 ist die Echtzeitvorschau – eine wichtige Funktion, die in den Vorgängerversionen fehlte. Pinnacle hat Edition 5 mit einem System ausgestattet, das nicht nur die Leistungsfähigkeit der Rechner-CPU für Vorschauen in Echtzeit nutzt, sondern auch auf den Grafik-Chipsatz zurückgreift. Damit ist es vollständig skalierbar und profitiert von jedem Hardware-Upgrade des Systems, was auf einem entsprechend ausgestatteten PC zu erstaunlicher Leistungsfähigkeit führt. Alles, was den Rechner überfordern würde, wird einfach auf geringere Frameraten herunterskaliert, um die Vorschaufunktion zu erhalten, oder man lässt es vom nützlichen Background-Renderer der Edition rendern.
Als Beispiel wurde auf dem Testrechner (einem Dual Athlon MP 1900 mit 1 GByte RAM) eine 5-Spur-Sequenz erstellt – mit drei statischen Picture-in-Picture-Videos über einer farbkorrigierten Ebene mit dem Basis-Video plus einem transparenten Titel-Overlay. Zu keiner Zeit mussten die Tester auf das Rendern durch das System warten, und die niedrigste Framerate beim Playback betrug 15 fps. Viele Effekte können entweder von der CPU oder GPU erzeugt werden, so dass man die Rechenlast manuell aufteilen kann, indem man auswählt, welcher Hardware-Bestandteil was macht. Frustrierend kann allerdings die Detailarmut der statischen Symbole für die Effekt-Voreinstellungen sein. Da Beschreibung und Animation fehlen, bleibt einem nichts anderes übrig, als den Effekt anzuwenden, um zu sehen, ob es der gewünschte ist, und das kann bei mehr als 1000 Effekten recht zeitraubend werden.
Edition 5 ist außerdem der erste NLE, der echtes integriertes DVD-Authoring direkt von der Timeline bietet, statt nur ein separates Utility oder Zusatztool zu sein. Die DVD erhält ihre eigene Spur auf der Timeline und ist vollständig anpassbar mit Transparenz, Highlights, animierten Buttons und Motion-Menus, und sie kann bearbeitet und per Vorschau betrachtet werden, ohne dass man die Hauptanwendung verlassen muss. So wie bei Pinnacles Impression DVD Pro lassen sich Menüs mit Adobe Photoshop erstellen.
Darüber hinaus bringt Edition 5 selbstverständlich all die Features mit, die es auch schon vor diesen Neuerungen zu einem der beliebtesten Programme machten: unbegrenzte Anzahl von Spuren, 3 Punkt-Editing, Sub-Pixel-Rendering, InstantSave, Mehrbenutzer-Unterstützung, Farbkorrektur und Chroma/Luma Keys. Die Benutzeroberfläche ist zwar immer noch nicht so recht überzeugend, und in der DVD-Abteilung würde man sich AC3-Encoding und DLT-Unterstützung wünschen, aber wenn man sich den Preis dieses Produkts im Vergleich zu Premiere 6.5 anschaut, sind diese Mängel durchaus zu verschmerzen.
Hersteller von Echtzeit-Hardware wie Matrox und Canopus dürften bereits in den Startlöchern stehen, um sich dieser Herausforderung mit ihren eigenen Lösungen zu stellen, und man kann nur vermuten, was die nächste Version von Premiere beinhalten wird. Aber solange diese Entwicklungen noch nicht auf dem Markt sind, dürfte Edition 5 für alle Semiprofis oder ambitionierten Hobbyfilmer, die noch keinen Lieblings-NLE besitzen, definitiv die Software der Wahl für die digitale Video-Bearbeitung auf dem PC sein.
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