Sharp arbeitet bereits seit längerem an einem Handheld auf Linux-Basis, das Ergebnis mit dem Namen SL-5000D ist jedoch erst seit kurzem auf dem Markt. Sharp ist zwar nicht der einzige Handheld-Hersteller mit einem Interesse an Linux, dürfte aber als Erster entsprechende Hardware auf den Markt bringen: Das Unternehmen plant die offizielle Vorstellung des Geräts Anfang des 2. Quartals 2002, und eine begrenzte Anzahl gibt es bereits zum Preis von 539 Euro zu beziehen.
Wir hatten das Glück, ein Entwicklungsgerät zum Spielen zu bekommen. Unsere hier veröffentlichten Anmerkungen stellen keine Bewertung im üblichen Sinne dar; bei der endgültigen Version des SL-5000D könnte es hier und da Abweichungen geben – obwohl das Aussehen, die Bedienung und viele der technischen Einzelheiten bereits schon jetzt feststehen.
Nicht nur bei der Wahl des Betriebssystems für das SL5000D hat Sharp Innovationsgeist gezeigt. Wie das neue Treo von Handspring verfügt auch das SL-5000D über eine komplette „QWERTY“-Tastatur. Sie wird freigelegt, indem man das Bedienfeld mit den Programm-Shortcuts und den Richtungstasten am unteren Teil des Geräts nach unten schiebt. Das SL-5000D ist nicht breiter als andere Handhelds – tatsächlich ist es schmaler als manche – so dass die Tastatur mit einem beengten Feld von 68 x 28 mm auskommen muss. Zum Verfassen großer Abhandlungen eignet sich das Gerät sicher nicht, aber zum Schreiben einer gelegentlichen E-Mail oder zur Eingabe einer neuen Adresse oder einer kurzen Notiz reicht’s allemal. Alternative Eingabemethoden wie etwa ein Zeichenerkenner oder eine im Bildschirm integrierte Soft-Tastatur sind ebenfalls verfügbar. Bei freigelegter Tastatur misst das SL-5000D ganze 165 mm, aber in diesem Modus wird das Gerät ohnehin nicht ständig benutzt werden.
Linux wird ergänzt durch Jeode PersonalJava, während die Benutzeroberfläche von QT Embedded stammt. Bei unserem Gerät erwies sich die Installation der Desktop-Verbindung als problematisch, so dass wir keine Gelegenheit hatten, das Gerät mit der Desktop-Software oder mit Outlook zu synchronisieren, aber das Handheld selbst enthielt eine reiche Auswahl an Anwendungen. Hierzu zählen Kalender, Adressbuch, Aufgabenliste, Texteditor, der Webbrowser Opera, E-Mail-Tools, ein Dateimanager, Media-Player (MP3 und MPEG-1), Image-Viewer, Rechner, internationale Zeitangaben und eine Uhr.
Die Benutzeroberfläche ist pfiffig und intuitiv. Es gibt vertraute Elemente wie die Programmauswahl über Symbole und eine „Startleiste“ entlang des unteren Bildschirmrands, die unter anderem eine Programm-Aufruffunktion ähnlich der „Start“-Schaltfläche von Windows enthält und das Umschalten zwischen Anwendungen mittels Symbolen gestattet. Unter den Systemprogrammen gibt es sogar ein Applet, mit dem man das Farbschema des Geräts ändern kann.
Auch die Hardware-Spezifikationen können sich sehen lassen. Der Prozessor ist derselbe 206-MHz-StrongARM-Chip, der all die neuesten Pocket PC 2002-Geräte antreibt, während das von uns in Augenschein genommene Gerät mit 32 MB SDRAM ausgestattet war. Der Bildschirm ist ausgezeichnet – 240 x 320 Pixel und 65.536 Farben können mit den Besten mithalten. Ebenfalls wie das beste der Pocket PC 2002-Geräte verfügt das SL-5000D über Steckplätze für eine Type II Compact Flash- und eine MultiMedia-Karte (MMC).
Das SL-5000D von Sharp zeigt, was möglich ist, wenn man an die Grenze einer Idee vorstößt und sich nicht scheut, neue Maßstäbe zu setzen. Letzen Endes steht und fällt das Gerät – wie auch alle anderen Handhelds auf Linux-Basis, die 2002 auf den Markt kommen werden – jedoch mit der Qualität der Software von Drittanbietern. Der Erfolg von Palm und Pocket PC beruht nicht zuletzt auf der großen Auswahl an Software, die sowohl für geschäftliche als auch für private Zwecke verfügbar ist. Geräte auf Linux-Basis werden mit dieser Auswahl zumindest mithalten müssen. Auch mit Hardware-Treibern könnte es hapern: Die CompactFlash- und MMC-Steckplätze des SL-5000D könnten zu Datenspeicheroptionen werden, wenn mit den neuen Geräten nicht auch neue Treiber auf den Markt kommen.
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