Richter Ronald Whyte hat im sogenannten „Java-Fall“ einen weiteren Antrag von Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) zurückgewiesen, in dem der Softwareriese eine von Sun Microsystems (Börse Frankfurt: SSY) unabhängige Entwicklung von Java einforderte. Damit ging eine weitere Runde in dem unendlich scheinenden Verfahren an Sun.
Gleichzeitig lehnte der Richter aber einen Gegenantrag von Sun ab, in dem die Firma von Scott McNealy eine generelle Oberhoheit über die Richtlinien für die Programmiersprache beanspruchte. Die Sache müsse vor Gericht und nicht über Anträge ausgefochten werden, so Whyte. Einen neuen Termin für eine Verhandlung gab er dafür allerdings nicht an.
Zuletzt hatte der Richter im Januar entschieden, dass sich Microsoft den Kompatibilitäts-Tests von Sun unterwerfen müsse. Allerdings dürfe die Firma von Bill Gates mit Dritten kooperieren, um Java-Erweiterungen für das Betriebssystem Windows zu entwickeln.
Der Java-Prozess hat eine mittlerweile jahrelange Vorgeschichte: Sun Microsystems hatte im Herbst 1997 gegen Microsoft Klage wegen vertragswidrigen Einsatzes von Java im MS-Browser Internet Explorer eingereicht. Damit wollte Sun der Firma von Bill Gates verbieten, das „Java Compatible“-Logo in ihrem Browser zu verwenden und sie zwingen, alle Produkte mit Java kompatibel zum Java Development Kit 1.1 zu machen.
Am 18. November 1998 entschied der Richter dann, dass Microsoft keine Produkte mehr verkaufen darf, die eine inkompatible Version der Programmiersprache Java enthalten. Entsprechend verfügte Whyte, dass Microsoft den Verkauf seines Betriebssystems Windows 98 und den Vertrieb des Internet Explorer 4.0 in 90 Tagen einstellen muss, sollten beide nicht die Java-Kompatibilitätstests von Sun bestanden haben.
In der Folge bat Microsoft mehrmals um einige Tage Aufschub, hielt sich jedoch an das Urteil. Das Unternehmen veröffentlichte beispielsweise im Dezember vergangenen Jahres eine neue Java Virtual Machine (JVM) für seine Windows-Betriebssysteme und den Explorer. Beide Versionen unterstützen das Java Native Interface (JNI) von Sun. Dieses sorgt dafür, dass Java-Anwendungen und andere Programme miteinander arbeiten können.
Im Mai 1999 hatte Whyte dann in einer Berufungsverhandlung entschieden, dass die Java-Implementierung beispielsweise in Microsofts Internet Explorer 4.0 und Windows 98 den Lizenzvertrag mit Sun verletze. Entsprechend müsse die Firma von Bill Gates alle Produkte, die eine „verfälschte“ Version der plattformunabhängigen Programmiersprache enthalten, vom Markt nehmen und durch Versionen mit „reinem“ Java ersetzen. Microsoft dürfe aber weiterhin eigene, von Sun unabhängige Java-Technologien entwickeln.
Der 9th U.S. Circuit Court of Appeals hatte im August vergangenen Jahres allerdings das Urteil gegen den Softwareriesen wieder aufgehoben und Whyte mit einer Neuverhandlung beauftragt. Im November dann erging die Order, Microsoft müsse dem Diktat von Sun weitgehend Folge leisten. Dieses Urteil bestätigte Whyte im Januar nochmals.
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