„Microsoft ist die Tonya Harding der Softwarebranche“

Im vom Sun angestrengten neuen Prozess bezichtigt der Richter den Softwarekonzern des Eisenstangenangriffs

Kurz vor den Winterspielen 1994: Die US-amerikanische Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan wird beim Training durch ein Attentat mit einer Eisenstange verletzt. Recherchen ergeben eine Verstrickung ihrer Rivalin Tonya Harding in den Anschlag. Dieses längst in die Sportgeschichte eingegangene Ereignis zitierte Richter Frederick Motz nun, um das Verhalten von Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) gegenüber seinem Rivalen Sun zu beschreiben.

Die Äußerzungen von Motz stellen definitiv den Höhepunkt der drei Tage Anhörung dar, die diese Woche im von Sun (Börse Frankfurt: SSY) angestrengten Prozess gegen Microsoft stattfanden. Motz hatte mit dieser Bemerkung die Aussage des Wirtschaftsprofessors Kevin Murphy von der Universität Chicago unterbrochen. Dieser hatte zugunsten der Firma von Bill Gates ausgesagt.

Sun-Boss Scott McNealy hatte im März dieses Jahres eine neuerliche Kartellklage gegen Microsoft eingereicht. Die Frage ist, ob Microsoft die plattformunabhängige Programmiersprache Java beziehungsweise die Java Virtual Machine regelgerecht in Windows XP integriert hat – oder, ob es sich vielmehr schuldig des Lizenzmissbrauches gemacht hat.

Dieses Verfahren wurde Anfang der Woche wieder aufgenommen. US-Bezirksrichter Motz, ein alter Bekannter von Microsoft, hat er doch bereits die Privatklagen gegen den Konzern verhandelt, nahm in Baltimore drei Tage lang Aussagen entgegen. Die Zeugen hatten aber kaum etwas beizutragen, dass nicht schon im Kartellrechtsprozess und dem gerichtsmassigen Java-Streit Ende der 90er Jahre gesagt worden wäre.

Übrigens: Die von der Eisenstange getroffene Läuferin Kerrigan absolvierte in Hamar die Kür ihres Lebens und holte die Silbermedaille. Harding landete auf einem der hinteren Plätze.

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