Sun will eine Linux-Company sein

Unklares Engagement für das Open-Source-Betriebssystem im Hause von Scott McNealy: Seit Monaten belegen die Zahlen von IDC und anderen Marktforschern, dass das Unix-Segment zu Gunsten von Linux am schrumpfen ist.

‚Sun ist Linux. Und das schon seit 20 Jahren.‘ So lautete der Tenor des Verkaufsmanagers Gisbert Vollmer von Sun Microsystems bei der Vorstellung der neuen Einstiegsserver Sun Fire V210 und V240. Diese werden mit Solaris angeboten, aber in der Definition von Sun ist Linux = Offenheit + Unix ( = Sun). Also gilt: Sun ist eine Linux-Company, und das – wie gesagt – schon seit 20 Jahren, behauptet Vollmer. Anders aber gleich hat es der Konzernpate Scott McNealy ausgedrückt: „Jede Linux-Applikation läuft auf Solaris, was nichts anderes als unsere Implementierung von Linux ist. Ist das so schwer zu verstehen?“

Vollmer versuchte, diese Aussagen durch eine Zeittabelle zu belegen. Diese weist nur fünf Schnittstellen mit der Linux-Welt auf, beginnend Ende des vergangenen Jahrhunderts. Sie zeigt damit, dass das Unternehmen lange, sehr lange sogar die Augen vor der Open Source-Konkurrenz verschlossen hat: Erst im vergangenen Jahr bot man den ersten hauseigenen Linux-Server an: Der LX50 wird von Pentium III-Chips angetrieben und kostet mit nur einem Prozessor sowie 512 MByte RAM knapp über 2000 Euro. Als Dual-Prozessor-Modell mit zwei GByte Arbeitsspeicher schlägt die Maschine mit 3800 Euro zu Buche.

Dass Solaris 8 bereits 1999 „Linux-kompatibel“ war – was Sun als ersten Meilenstein in der engen Verzahnung des eigenen Unternehmens mit der Linux-Community verstanden wissen will -, zeigt lediglich, wie eng Solaris/Unix und Linux verwand sind. Die jüngsten Auslassungen von SCO-Chef Darl McBride belegen dies spektakulär: Vor wenigen Tagen erst hatte er im Zuge seiner Auseinandersetzung mit IBM mitgeteilt, Anwälte damit beauftragt zu haben, die Kernel von Unix und Linux zu vergleichen: „Sie haben Passagen gefunden (…) in denen Zeile für Zeile des Linux-Kernels mit unserem Unixware-Code übereinstimmen“, so der SCO-Chef. Er sieht seine Firma nun unter anderem dazu berechtigt, von Linux-Distributoren Lizenzgebühren einzufordern.

Gescheitert ist auch der Versuch von Sun, ein eigenes Server-Linux zu kreieren, John Loiacono, Vice President von Suns Operating Platforms Group, berichtete Ende März, anstelle der eigens entwickelten Distribution werde man ähnlich wie die Konkurrenten IBM, Dell der Hewlett-Packard je nach Kundenwunsch eine Fremd-Distribution aufspielen. Heute, gibt Vollmer freimütig zu, unterstützt man einfach bestehende Distributionen von Red Hat und Suse. Aus dem Umfeld des Nürnberger Distributors war bereits im März zu hören, dass man diesen Schritt längst erwartet hat: Zu teuer ist die Entwicklung einer eigenen Betriebssystems-Version, als dass Sun diese Ausgaben über Lizenzen wieder herein holen hätte können.

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