Vom Ende der deutschen PC-Industrie

Erinnern Sie sich noch an Escom oder Vobis? Ende der 80er bis Mitte der 90er gehörten diese Handelsketten nach Stückzahlen zu den größten Computerherstellern Deutschlands. Auch im internationalen Vergleich standen sie nicht schlecht da. Doch das ist lange Vergangenheit. Seitdem sind viele Firmen aufgetaucht und wieder verschwunden. Namen wie Commodore, Schneider, Peacock (später Actebis) oder Waibel standen für PCs made in Gemany. Nun ist nach Lintec offenbar auch Maxdata an der ...

Erinnern Sie sich noch an Escom oder Vobis? Ende der 80er bis Mitte der 90er gehörten diese Handelsketten nach Stückzahlen zu den größten Computerherstellern Deutschlands. Auch im internationalen Vergleich standen sie nicht schlecht da. Doch das ist lange Vergangenheit.

Seitdem sind viele Firmen aufgetaucht und wieder verschwunden. Namen wie Commodore, Schneider, Peacock (später Actebis) oder Waibel standen für PCs made in Gemany. Nun ist nach Lintec offenbar auch Maxdata an der Reihe, sich wenig ruhmvoll zu verabschieden.

Da fragt man sich, warum es im deutschsprachigen Raum kaum einem PC-Hersteller gelingt, auf lange Sicht zu überleben. Wobei FSC vielleicht die Ausnahme ist, die die Regel bestätigt. Sicher, die Herstellung und der Vertrieb von PCs sind extrem preissensitiv und die Margen verschwindend klein. Aber dass man unter diesen Bedingungen nicht nur überleben, sondern sogar erfolgreich sein kann, zeigt beispielsweise Dell.

Gegründet 1984 von Michael Dell, hat dieser Konzern ganz bescheiden als „Kistenschieber“ angefangen. Heute gibt es vermutlich kein einziges Land auf der Welt, in dem nicht Dell-PCs massenhaft ihren Dienst verrichten.

Allerdings haben auch international manch große Namen das Zeitliche gesegnet. Allen voran Gateway. Andere wiederum wurden von Mitbewerbern geschluckt und hörten auf zu existieren. Etwa Compaq und Zenith. Nicht zu vergessen die PC-Sparte von IBM, die ihr Dasein mehr oder weniger gut unter dem Dach von Lenovo fristet.

Das alles ist insofern erstaunlich, als der Absatz von PCs keinesfalls stagniert, sondern weltweit rapide wächst. Zumindest in den aufstrebenden Staaten der Zweiten und Dritten Welt. Aber auch in den Industriestaaten ist Wachstum angesagt, wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Schaut man sich die „überlebenden“ – oder vielmehr: die prosperierenden – PC-Hersteller wie Dell, Hewlett-Packard oder Acer an, wird aber klar, warum sich diese Konzerne bester Gesundheit erfreuen und die deutschen PC-Hersteller einer nach dem anderen in der Versenkung verschwinden. Als erfolgreicher PC-Hersteller muss man meiner Meinung nach …

  1. … eine starke Marke schaffen und mit Leben füllen.
  2. … im Haus entwickeln sowie in Fernost nach eigenen Angaben produzieren lassen – und nicht einfach von der Stange kaufen und lediglich das eigene Label aufkleben.
  3. … sich rechtzeitig auf dem Notebookmarkt etablieren. (Dieses Jahr wurden erstmals mehr Notebooks als Desktop-PCs verkauft).
  4. … an die Bedürfnisse von Unternehmen denken. Das heißt: Beratung, Service, Einrichtung – und die gesamte Produktpalette anbieten, vom Server über Speichersysteme bis zum Mini-Notebook.

Ich glaube, dass die mitteleuropäischen Unternehmen besonders die ersten beiden Punkte vernachlässigt haben.

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5 Kommentare zu Vom Ende der deutschen PC-Industrie

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  • Am 5. Juli 2008 um 23:39 von MXH

    nuja siehe FSC ich bin mit der ware von denen nicht sehr zufrieden, bzw muss freunden immer wieder helfen, weil bios so gepatcht wurde das zB auf einem normal pc sich kein xp installieren läst…oder bei notebooks kein xp treiber geliefert werden.
    da muss man sagen schlechter usersupport… und da is es logisch das de hersteller verlierebn werden, da si unfähig sind richtigen service zu bieten (grade in der it branche gastiert momentan der virus des abzockens (alte technik wird verscherbelt, neuere kostet mehr als das 3 fache wie in einzelteilen gekauft).
    das sich das die kunden nicht gefallen lassen ist klar.
    muss sich also keiner wundern wenn die breite masse bei de herstellern nix mehr kauft ;-)

  • Am 4. Juli 2008 um 10:31 von Wollfisch

    Apple würde ich aber auch nicht als Hersteller von PCs bezeichnen. Hier handelt es sich eher um einen Händler für Lifestyle-Produkte. Apple hat es geschafft, seine Produkte zu (fragwürdigen) „must haves“ zu machen und kann ganz andere Margen generieren als ein Hersteller von Standard-PCs. Allerdings glaube ich auch, dass das mittelfristig wieder vorbei geht.
    Meiner Meinung nach hat ein PC-Hersteller heute zwei Möglichkeiten zu überleben: 1) über den Preis – dann aber ganz sicher nicht von Europa aus oder 2) über den Businessmarkt. Wenn (Beispiel Dell) eine Marke erst in unzähligen Büros etabliert ist, dann hat man auch bei Privatanwendern einen riesigen Vorteil -> wenn die IT-Abteilung meiner Firma Dell kauft, dann kann ich damit ja schliesslich nichts falsch machen. Escom und Vobis waren eher im Feld „Preis“ unterwegs, was spätestens seit Preisvergleiche im Internet existieren zum Scheitern verurteilt war. Bei Maxdata kann ich das nicht einschätzen, ich habe nie mit Hardware dieser Firma Kontakt gehabt. Ich kenne auch niemanden, der je ein Gerät der Firma esessen hat – vielleicht ist das das Problem.

  • Am 2. Juli 2008 um 8:59 von SR

    Das Problem ist einfach, dass die Mehrheit der Käufer nach dem Preis schaut. Die wenigsten Menschen haben Bedarf für einen Alienware PC oder Notebook.
    Aber der günstige Preis darf nicht deswegen zustande kommen, weil sich veraltete oder leistungsschwache Komponenten in dem Gehäuse befinden.
    Es ist also wichtig das Mittel zu treffen – ein Bereich womit sich der Käufer arrangieren kann.

  • Am 2. Juli 2008 um 1:00 von zabel

    Dieser Beitrag liest sich als würdet ihr euch über das Ende der deutschen PC-Industrie und somit dem Abbau von Arbeitsplätzen freuen! Traurig traurig
    Schon mal darüber nachgedacht, dass es auch an den extremen Gesetzesauflagen in Deutschland liegen könnte?!
    Gerade die Marken Dell und Acer mit den Punkten 1, 2 und 4 zu verbinden hört sich eher nach „Sponsoring by“ an als nach einer unabhängigen Meinung!

  • Am 1. Juli 2008 um 20:43 von HighTech Junkie

    Nun gut, nicht jedes Unternehmen kann ein zweites Apple werden. Sieht man sich an in welcher Miesere der Hersteller aus Kalifornien Ende der 90iger Jahre war (Computer in grau-beigen Boxen, und damals unpopuläres OS), so ist die Wandlung der Marke erstaunlich.

    Billig reicht eben nicht – und ich denke um sich zu etablieren – wie z.B. Alienware – muss man in die Nische gehen, und sich dort seine Sporen verdienen – bevor man es auf dem Massenmarkt mit billigen Preisen á la Vobis oder Escom versucht.

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