Autoren der Online-Enzyklopädie Wikipedia streiten im Web darüber, wie gut der deutsche Unterstützerverein Wikimedia wirtschaftet. Sie beklagen die „Entmachtung der einfachen Vereinsmitglieder“ und fehlende Transparenz.
Hintergrund der Diskussion ist der Vorstoß der US-Stiftung, die das Netz-Lexikon betreibt: 2010 verlangt die Wikimedia Foundation (WMF) erstmals einen Teil der Spendeneinnahmen der Landesorganisationen, wie Spiegel Online berichtet. Konkret muss der deutsche Verein die Hälfte seiner Gelder weiterleiten.
Bisher habe es keine Vereinbarung über den Transfer von Mitteln an die WMF gegeben, erklärte Geschäfsführer Pawel Richter gegenüber Spiegel Online. „Wir haben auch niemals kommuniziert, dass wir Gelder an die WMF überweisen würden.“
Die WMF ist für Netz-Lexikon samt allen Sprachversionen verantwortlich. Die Stiftung finanziert Personal und Technik aus Spenden – Spiegel Online zufolge sind es dieses Jahr rund 9,4 Millionen Dollar. Nationale Unterstützervereine sammeln ebenfalls. Die deutsche Wikimedia hat offenbar bis dato nie direkt Gelder an die US-Stiftung weitergeleitet.
Bei der nun entfachten Diskussion geht es etwa um jene 755.000 Euro, die der deutsche Verein 2009 von Spendern erhalten hat. Einen Teil dieser Einnahmen habe die hiesige Wikimedia „in Absprache“ mit der amerikanischen Stiftung ausgegeben und so ihren Beitrag „für die internationale Arbeit geleistet“, sagt Richter. In den Tätigkeitsberichten des Vereins sind Ausgaben aufgeführt, von denen auch die US-Stiftung profitiert.
Laut Spiegel Online sind 2009 insgesamt 216.877 Euro an Personalkosten angefallen; es gibt neun feste Mitarbeiter und derzeit vier Werkstudenten. Für Steuerberatung, Rechtsanwälte und eine externe Projektmanagerin hat der Verein im selben Jahr 77.683 Euro ausgegeben. „Der im Netz anonym erhobene Vorwurf der Bereicherung wirkt angesichts dieser Zahlen böswillig – wenn man sich die Bilanzen des Vereins ansieht, kann man den Verantwortlichen höchstens ungeschickte Kommunikation vorwerfen. Ob der Verein effizienter wirtschaften könnte, ist eine andere Frage“, urteilt Spiegel Online.
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