Dr. Thomas Geisinger, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist Director Healthcare bei Dell Services in Deutschland (Bild: Dell).
Das Gesundheitswesen steht nicht zum ersten Mal vor gewaltigen Herausforderungen. Einerseits schwingen sich Medizin und Pharmakologie zu immer neuen Höchstleistungen auf, andererseits nimmt der wirtschaftliche Druck ständig zu, dem sich Krankenhäuser, Ärzte und Pflegepersonal, aber auch Krankenversicherungen und -kassen gegenübersehen. Trotz ständiger Reformen laufen die Kosten des Gesundheitswesens aus dem Ruder, nicht zuletzt, weil herkömmliche Sparmaßnahmen – etwa bei den Personalausgaben – in den vergangenen Jahren bereits weitgehend ausgereizt wurden.
Dementsprechend nehmen die Kosten des Gesundheitswesens weiter zu, und die Versicherten sind mit steigenden Prämien und Beiträgen konfrontiert. Die kürzlich erfolgte Schließung der City BKK zeigt, wie prekär die Lage mancherorts ist. Die Aufrechterhaltung einer hochwertigen Versorgung, also die Umsetzung dessen, was Wissenschaft und Medizintechnik ermöglichen, wird damit immer schwieriger.
Aber – und das ist die Besonderheit des Gesundheitswesens, die es von allen anderen Branchen unterscheidet – man kann den Patienten diese neuen Erkenntnisse und Verfahren nicht einfach vorenthalten. Bei der Qualität der Versorgung darf es keine Einschränkung geben, darüber herrscht in der Gesellschaft nahezu Einigkeit.
Zu den vielversprechenden Ansätzen, das Dilemma von Versorgungsqualität und Kostenreduzierung aufzulösen, gehört der verstärkte Einsatz von IT im Gesundheitswesen. Bisher wird die IT in Krankenhäusern und bei Ärzten primär bei der Steuerung von medizintechnischen Anlagen und für Verwaltungsaufgaben eingesetzt. Die Medizin-IT ähnelt hier der klassischen Aufgabenverteilung in Unternehmen anderer Branchen, wo seit langem technische (Maschinen-)Steuerungen und ERP-Systeme eingesetzt werden.
Im Gesundheitswesen entziehen sich nach wie vor viele Prozesse in der Diagnostik, der Therapie und der Pflege der Automatisierung. Auf einer Intensivstation kann das Messen des Blutdrucks beispielsweise von einer Maschine übernommen werden, aber im Alltag von Kliniken und Praxen ist es manuelle Dokumentationsarbeit, und auch die Roboter-OP bleibt vorerst Zukunftsmusik.
Röntgen-Bilder auf dem Notebook: Bildgebende Verfahren werden vollständig in die Klinik-IT integriert (Bild: Dell).
Große Möglichkeiten bietet IT aber auf einer anderen Ebene: All die aufwändigen und genuin manuellen Prozesse in Medizin und Pflege umfassen ja zu einem wesentlichen Teil einen ständigen Informationsfluss, und dieser „Datenschatten“ ist in hohem Maße digitalisierbar. Auch wenn das Blutdruckmessen persönlich durchgeführt werden muss, so können die Verarbeitung, der Austausch und die Dokumentation der Messdaten digital erfolgen.
Je besser die zur Diagnostik, Theapie und Pflege benötigten Informationen integriert werden und je schneller und flexibler sie dort bereitgestellt werden können, wo sie von Ärzten und Pflegepersonal benötigt werden, desto weniger treten Prozessunterbrechungen, Friktionen, Wartezeiten oder Doppeluntersuchungen auf – und desto effizienter ist damit auch der Gesamtprozess.
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