Sony-Entwickler Tim Bird hat die Diskussion um die GPL neu angeheizt. Er fordert einen Busybox-Ersatz, der nicht unter der GPL steht. Busybox ist eine Sammlung von Linux-Kommandozeilenutilities, die auf Embedded Systems zum Einsatz kommt. Es sind nicht alle Features und Optionen enthalten, dafür geht Busybox sparsam mit dem Speicher um.
Das Programm kommt etwa in der Fritzbox, der Dreambox und zahlreichen NAS-Würfeln zum Einsatz. So kann man sich in einer Shell anmelden und über Standard-Unix-Befehle auf dem Gerät arbeiten. Auf der Fritzbox ist etwa das manuelle Ändern der Datei /var/flash/ar7.cfg bei den Benutzern beliebt, um Features zu aktivieren, die man über die offizielle Oberfläche nicht erreicht.
Da Busybox wie zahlreiche andere Komponenten unter der GPL steht, müssen Gerätehersteller den Source Code veröffentlichen. Das führt häufig dazu, dass nahezu die gesamte Firmware offengelegt werden muss.
Hobbyisten können leicht Veränderungen und Erweiterungen der Firmware vornehmen. So entstanden etwa Freetz, eine alternative Firmware für die Fritzbox, sowie spezielle Images für die Dreambox, die nützliche Zusatzfunktionen bereitstellen, etwa das Anschauen von YouTube-Videos.
Manche Firmen mögen das überhaupt nicht. Wer neue Features will, soll sich neue Hardware kaufen, lautet die Devise. Deswegen suchen sie Alternativen, die ohne GPL auskommen. Google hat beispielsweise mit Ausnahme des Linux-Kernels alle GPL-Komponenten aus Android verbannt. So ist der Suchmaschinenriese davon befreit, den Source Code seines Mobilfunkbetriebssystems zu veröffentlichen. Er tut das zwar trotzdem, aber auf freiwilliger Basis und nur mit einer gewissen Verzögerung.
Viele Firmen wollen gerne Open-Source-Komponenten einsetzen, um nicht alles selbst entwickeln zu müssen, suchen sich aber bewusst nur Software heraus, die unter einer Apache- oder BSD-Lizenz steht. So müssen sie Verbesserungen, die sie vornehmen, nicht im Source Code veröffentlichen.
Ich muss zugeben, ich bin ein Fan der GPL. Wenn eine Firma für ihre Geräte die Arbeit anderer kommerziell nutzt, ohne die Autoren dafür zu vergüten, ist es das Mindeste, dass sie ihren Teil zum Gesamtwerk ebenfalls kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Daraus folgt konsequenterweise, dass es irgendwann von Hobbyisten modifizierte Firmware mit Verbesserungen gibt.
Wenn etwa ein Handyhersteller keine Updates mehr für ein bestimmtes Modell anbietet, können Community-Builds wie CyanogenMod weiterhelfen. Möglicherweise verkauft der Hersteller dann weniger Neugeräte. Einerseits sieht es im Smartphonemarkt aber derzeit gar nicht danach aus und andererseits ist das ein fairer Preis dafür, dass man große Teile seiner Firmware aus kostenlosen Komponenten aufbaut. Außerdem kann die Verfügbarkeit alternativer Firmware durchaus ein Kaufargument sein.
Ich fordere jedenfalls alle Open-Source-Entwickler auf, ihre Software unter die GPL zu stellen. Nur so ist gewährleistet, dass abgeleitete Arbeiten auch frei bleiben. Unternehmen, denen das nicht passt, müssen in den sauren Apfel beißen und ihre Firmware komplett selbst entwickeln. Sony sollte mehr Offenheit zeigen, anstatt nach einer Alternative zu Busybox zu suchen oder gar Entwickler wie Geohot zu verklagen. Das kann heute sehr schnell zu massiven Imageproblemen bei sogenannten Digital Natives führen, auf die man als Kunden und Meinungsmacher angewiesen ist.
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu Streit um die GPL: Warum Firmen sie nicht mögen
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.