Angriff auf Virgin: Pirate Bay kritisiert Anonymous

Der britische Provider muss auf gerichtliche Anordnung hin den Zugang zum Torrent-Tracker blockieren. Anonymous bringt die Website von Virgin Media durch DDoS-Angriffe offline. The Pirate Bay aber hält DDoS ebenso wie Sperren für Zensur.

The Pirate Bay, das Magnet-Link-Verzeichnis, hat sich von DDoS-Attacken auf den britischen Provider Virgin Media distanziert. Dieser hatte zuvor auf gerichtliche Anordnung hin den Zugang zu The Pirate Bay für seine 4 Millionen Kunden blockiert.

Im letzten Monat hatte ein Gericht in Großbritannien entschieden, dass Internet Service Provider den Zugang zu The Pirate Bay blockieren müssen. Das Urteil betraf auch andere Provider wie O2 Broadband und TalkTalk. Das Gericht gab damit einer Klage des Branchenverbandes British Phonographic Industry (BPI) statt und verfügte eine Zugangssperre innerhalb „der nächsten Wochen“. Nur BT erhielt auf Antrag hin mehr Zeit, um eine rechtliche Prüfung vornehmen zu können.

Virgin Media setzte die gerichtliche Anordnung als erster Provider um, obwohl es sich nicht mit ihr identifizieren wollte: „Als verantwortlicher ISP hält sich Virgin Media an gerichtliche Anweisungen, die dem Unternehmen zugestellt werden. Es ist aber fest davon überzeugt, dass es zur Änderung des Verbraucherverhaltens hinsichtlich Urheberrechtsverletzungen auch überzeugender legaler Alternativen bedarf. Ein Beispiel dafür ist unsere Vereinbarung mit Spotify, das den Verbrauchern zum richtigen Preis den Zugang zu großartigen Inhalten erlaubt.“

Es folgte eine DDoS-Attacke auf Virgin Media, zu der britische Anonymous-Mitglieder aufgerufen hatten. Der Provider musste seine Website vorübergehend offline nehmen und bestätigte den erfolgreichen Angriff: „Uns ist bekannt, dass einige Gruppen die Attacken zur Antwort auf ein kürzlich ergangenes High-Court-Urteil erklären, das von ISPs verlangt, den Zugang zu The Pirate Bay zu sperren.“

Schon wenig später meldete sich The Pirate Bay bei Facebook zu Wort und distanzierte sich scharf von der Aktion. „Einige belanglose Anonymous-Gruppen“ stünden offenbar hinter der DDoS-Kampagne, aber The Pirate Bay wünscht das ausdrücklich nicht: „Wir glauben an das offene und freie Internet, in dem jeder seine Ansichten kundtun kann. Selbst wenn wir entschieden anderer Meinung sind und sogar, wenn sie uns hassen. Bekämpft sie also nicht, indem ihr ihre hässlichen Methoden einsetzt. DDoS und Sperren sind gleichermaßen Formen von Zensur.“

Wer helfen wolle, solle vielmehr zu anderen Mitteln greifen: „Starte einen Tracker, organisiere eine Kundgebung, schließe dich einer Piratenpartei an oder gründe eine, bring deinen Freunden die Kunst von Bittorrent bei, setze einen Proxy auf, schreib deinen Abgeordneten, entwickle ein neues P2P-Protokoll, drucke Pro-Piraterie-Poster und verschönere deinen Ort damit, unterstütze unsere Promo-Bay-Künstler oder sei einfach nett und ruf deine Mutter an, um ihr zu sagen, dass du sie liebst.“

UKAnonymous2012 ließ sich von diesem freundlichen Appell jedoch nicht abhalten. Über Twitter sagte das Hackerkollektiv weitere Angriffe an, die Virginmedia.com erneut unerreichbar machten.

[mit Material von Emil Protalinski, News.com]

Hinweis: Artikel von ZDNet.de stehen auch in Google Currents zur Verfügung. Jetzt abonnieren.

Themenseiten: Gerichtsurteil, Internet, Tauschbörse, Torrent, Urheberrecht, Zensur

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Angriff auf Virgin: Pirate Bay kritisiert Anonymous

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *