Telefónica hat ein erstes Vorserienmodell eines Smartphones mit dem von Mozilla entwickelten Mobilbetriebssystem Firefox OS gezeigt. Laut Matthew Key, CEO von Telefónica Digital, setzt der Mobilfunkanbieter auf das offene, auf HTML 5 basierende OS, um einen Ausgleich zur „strategischen Abhängigkeit von Android“ zu schaffen. Zudem ermögliche Firefox OS die Entwicklung günstiger Handys mit einem mit Android vergleichbaren Nutzererlebnis, sagt er.
Telefónica hat einen ersten Prototyp eines Smartphones mit Mozillas Firefox OS vorgestellt (Bild: Telefónica).
Vor allem in aufstrebenden Märkten sieht Telefónica Firefox OS als einen möglichen Schlüssel für künftiges Wachstum an. Das Betriebssystem habe zudem einige Vorteile, weswegen es sich nicht als ein weiteres gescheitertes OS erweisen werde. „Wir unterschätzen den Umfang der Aufgabe nicht“, sagte Key. Er forderte zudem andere Mobilfunkprovider auf, Firefox OS zu unterstützen.
In der vergangenen Woche hatte Mozilla sieben Mobilfunkanbieter und zwei Handyhersteller als Partner für Firefox OS vorgestellt. Key zufolge laufen Verhandlungen mit drei oder vier weiteren Herstellern, die Geräte mit Firefox OS auf den Markt bringen wollen.
Carlos Domingo, Direktor für Produktentwicklung bei Telefónica Digital, sagte, sein Unternehmen habe schon länger nach einer webbasierten Lösung gesucht. Als Mozilla sein Projekt angekündigt habe, hätten beide Parteien ihre Produkte zusammengelegt, um unter Aufsicht der Mozilla Foundation ein Betriebssystem zu entwickeln.
Da Firefox OS auf Webstandards basiere, sei es anspruchslos und benötige wenig Rechenleistung. Letztlich laufe es auf derselben Hardware besser als Android, und auf billiger Hardware biete es dasselbe Nutzererlebnis wie Android auf teurerer, ergänzte Domingo.
Der Prototyp sei in Zusammenarbeit mit Qualcomm entstanden, erklärte der Manager. Im Gespräch mit TechWeekEurope demonstrierte er Funktionen wie Multitasking, Messaging, Facebook und Spiele. Alle vorgeführten Anwendungen waren laut Domingo in HTML 5 geschrieben.
Telefónica erwartet, dass es leicht sein wird, Entwickler für Firefox OS zu gewinnen, da viele Apps für Android und iPhone schon jetzt auf HTML 5 basierten. Außerdem stehe die Marke Mozilla hinter dem Projekt. Mozilla selbst arbeite auch an einem Marktplatz für Firefox-OS-Anwendungen. Telefónica werde es seinen Kunden ermöglichen, dort gekaufte Apps über die Telefonrechnung zu bezahlen.
„Wir wollen Alternativen zu Android zur Verfügung stellen, weil wir glauben, dass das gut für die Branche ist, und nicht, um Google zu schaden“, sagte Domingo. Google sei ein Unternehmen, das sein Geld im Web verdiene. Mehr Zugänge zum Internet zu schaffen, sei in Googles Interesse. Google habe zwar den Quellcode von Android freigegeben, es aber die volle Kontrolle über die Verwaltung der Plattform behalten.
Das erste Mobiltelefon mit Firefox OS soll Domingo zufolge im kommenden Jahr in Brasilien in den Handel kommen. Es werde weniger als 100 Dollar kosten.
[mit Material von Steve McCaskill, TechWeekEurope]
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