BBC-Tester zweifelt am Wert von Facebook-Werbung

Für 10 Dollar bekam die fiktive Londoner Firma eines Journalisten gut 3000 "Likes". Etliche Konten wirkten aber falsch. Viele Anwender stammten aus Ägypten und den Philippinen. Facebook zufolge lag es an der Strategie.

Ein Journalist der britischen Sendeanstalt BBC hat eine Anzeigenkampagne auf Facebook getestet und zweifelt nun am Marketing-Wert des Sozialen Netzes. Die erzeugten „Likes“ stammten von „verdächtigen“ Personen außerhalb der Zielgruppe. Facebook nennt die Erfahrung „höchst ungewöhnlich“.

VirtualBagel auf Facebook (Screenshot: BBC)
VirtualBagel auf Facebook (Screenshot: BBC)

Rory Cellan-Jones richtete für seinen Versuch eine fiktive Firma namens VirtualBagel ein und gab 10 Dollar für Anzeigen bei Facebook aus. Die Facebook-Seite enthielt nicht mehr als ein Bild eines Bagels und eine Adresse im Londoner Stadtteil Ealing. Von 3113 „Gefällt mir“-Stimmen kam aber die Mehrzahl aus Ländern wie Ägypten oder den Philippinen. Cellan-Jones zufolge erschien eine beträchtliche Zahl nicht echt zu sein.

Die BBC befragte dazu einen Social-Media-Marketing-Spezialisten, Michael Tinmouth. Er bestätigte ähnliche Erfahrungen bei Kampagnen mit globaler Zielgruppe. „Da gab es 13- bis 17-Jährige mit höchst verdächtigen Profilnamen, und als wir das näher anschauten, hatten viele davon 3000, 4000 oder 5000 Seiten mit ‚Gefällt mir‘ bewertet.“ Auf Beschwerden seiner Kunden hin habe Facebook aber die Authentizität der Mehrzahl der Konten bestätigt und eine Rückerstattung des Werbebudgets verweigert.

Eine ähnliche Stellungnahme erhielt auch der BBC-Reporter von Facebook:

Dies entspricht nicht der Erfahrung, die die Mehrzahl der Werbetreibenden auf Facebook macht. Die erwähnten Beispiele sind wirklich untypisch und scheinen auf einer schlechten Werbestrategie zu beruhen. In Ihrem Fall hat der Werber offenbar einen Schrotflinten-Ansatz für die Anzeigenverteilung verfolgt und sie in eine Vielzahl von Ländern verschickt, ohne gezielte demografische Angaben. Facebooks Page Insight dient dazu, Marketingspezialisten Statistiken zu liefern, wem ihre Klienten ‚gefallen‘. Wenn Sie in der Realität Flugblätter für eine Pizzeria in Birmingham an Menschen in Peking und Mexico City verteilen, bekommen Sie nicht die Kunden, die Sie wünschen. Das gilt auch für Online-Werbung.

Ein Sprecher sagte der BBC außerdem: „Wir sehen keine Hinweise auf eine ‚Welle an Likes‘, die von falschen Anwendern oder ‚obsessiv Herumklickenden‘ kommt.“ Facebook schätzt, dass fünf bis sechs Prozent seiner Konten falsch sind. Das lässt sich in etwa 50 Millionen falsche Profile umrechnen.

[mit Material von Charlie Osborne, News.com]

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2 Kommentare zu BBC-Tester zweifelt am Wert von Facebook-Werbung

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  • Am 29. September 2012 um 9:50 von MW

    WARNUNG VOR FACEBOOK UND DEN WERBEANGEBOTEN.
    Wir bezahlen für Facebook Ads seit einem halben Jahr. Die Zuwächse waren zunächst gut und die Erwartungshaltung schien sich zunächst zu bestätigen. Finanziell zwar aufwendig doch immerhin. Im Was wir bei der Zusammenarbeit mit Facebook feststellten und nun eine Vermutung hegen…Lauf der Zeit versuchten wir die „teuer erkauften Klicks“ dann für unsere Zwecke zu nutzen. Wie sich bei der Umsetzung doch dann zeigte waren etwa 80% der Klicker eher dann Pseudo-Accounts. ( Fakes ) Die Werbung bei Facebook wurde im Verlauf trotzdem noch teurer! wir bezahlten für 1 Like umgerechnet teilweise 1 Euro und mehr. Das Kuriosum endete damit nicht, nun verloren wir aus unerklärlichen Gründen und zigfach die zuvor gekauften Liker wieder. Wir schalteten erneut um die „Verlorenen“ aufzufangen. Ohne Erfolg. Erdrutschartig ist der Verlust. Ich vergass zu erwähnen: Wir stellten die Seite nun seit 2 Tagen auf „unpublished“ Damit ist diese laut Facebook von niemand ausser den Administratoren zu sehen. Wie kann es sein wenn die Seite von Niemandem zu sehen ist trotzdem die beworbenen „Likers“ abhanden kommen!!! Wie kann das sein. Wir verloren pro Tag um die 70 bis 100 der gkauften Werbe-Liker. Was mag man davon halten? Will man rausekeln. Wenn dem so wäre dann ist dieses Vorgehen trotzdem Betrug. Ein Liker kann die Page einfach nicht mehr sehen, dies auch nicht in seinen „Page-Likes“ . Er ist nicht in der Lage zu „Unliken“ Somit ist dies ein systemisches Problem oder eine Methode die dessen Geschäftsprinzip dann heissen könnte: Zahlen, Gewinnen, Verlieren, Kaufen, Zahlen. Nach Austausch mit befreundeten Partner sickerte Ahnliches durch. Böse Zungen würden vermutlich wohl eine Überprüfung die in die Sparte Wirtschaftskriminalität fällt empfehlen. Allerdings: Was dieses System mit Sozialem Netzwerk oder sozialem Engagement gemeinsam hat ist für uns jedenfalls schwer verständlich und irgendwie nicht mehr nachvollziehbar. Manch einer würde behaupten, da hat ein smarter jüdischer Emporkömmling mittlerweile die Bodenhaftung zum Guten verloren. Wie dem auch sei. Es bleibt zu hoffen dass „Heilbringer“ dieser Kategorie der Menschheit künftig medial verschont bleiben. Als hart arbeitendes kleines Projekt benötigen wir keine sektiererische Hilfe auf Basis von überbordendem Datenfetish inklusive überzogener Verwaltermentalität. Wir haben uns mittlerweile von dem UNSINN FACEBOOK verabschiedet und investieren anderweitig besser. Wir haben einfach kein Interesse uns mit unserem Investment ins NICHTS zu befruchten.

    MW

    • Am 24. Oktober 2012 um 10:54 von Marco Webber

      Naja, Ihre Art und Weise ist auch nicht ganz sauber.
      Die Seite zu verstecken und ein „unlike“ verunmöglichen, ist genau so grenzwertig, wie die Praktiken, die Facebook anwendet.
      Wenn nämlich Ihre Firma negative Schlagzeilen macht, will niemand mehr mit Ihnen in Verbindung gebracht werden und muss die Möglichkeit haben, sich von Ihnen zu distanzieren – egal was Sie für die Klicks bezahlt haben.

      Sie haben mit Ihrer Strategie voll auf die Unzulänglichkeiten von Facebook gesetzt und wollten sich darauf verlassen, Ihre einmal geköderten Nutzer immer wieder „spamen“ zu können. Für mich als Nutzer ist es schön zu wissen, dass dies nicht wirklich funktioniert. Sorry, aber es ist so und soll auch so sein :-)

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