Das Enough Project hat eine neue Rangliste von Elektronikherstellern veröffentlicht, die ihre Bemühungen um „konfliktfreie“ Rohstoffe bewertet. Seit der ersten Rangliste aus dem Jahr 2010 haben sich die meisten führenden Unternehmen stärker engagiert, aber einige blieben auch völlig tatenlos.
Für elektronische Produkte unverzichtbare Mineralien kommen immer noch häufig aus umkämpften Regionen, in denen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen werden. Allein im rohstoffreichen Osten Kongos gibt es geschätzte 200 Minen, die überwiegend durch bewaffnete Gruppierungen kontrolliert werden. Wie bei „blutigen Diamanten“ finanzieren die Gewinne aus diesen Rohstoffen weitere Konflikte.
Mit 60 Prozent erfüllt Intel die gestellten Anforderungen am besten. Intels eigene Vorgabe lautet, bis Ende 2012 auf Tantal aus möglicherweise nicht konfliktfreien Quellen verzichten zu wollen. Bis Ende 2013 soll der erste Mikroprozessor als völlig konfliktfrei validiert werden, der ohne durch Kriegszustände belastetes Gold, Tantal, Zinn und Wolfram hergestellt wurde.
HP folgt an zweiter Stelle mit 54 Prozent. Apple erreicht mit 38 Prozent zwar keinen der vordersten Plätze, gehört aber zu den Unternehmen, die sich in diesem Bereich schon früh engagiert haben. Die der Rangliste zugrundeliegende Studie (PDF) bescheinigt Intel, HP, Motorola Solutions sowie Apple, dass ihre Programme zur Vermeidung von Konfliktmineralien weiteren Firmen zum Vorbild dienen. Mit SanDisk, Philips, Sony, Panasonic, RIM und AMD hätten sechs weitere Unternehmen ihre Bemühungen erheblich verstärkt.
Die gemeinnützige Organisation Enough Project stellt aber auch Unternehmen an den Pranger, die weniger als 10 Prozent ihrer Anforderungen erfüllen und damit „so gut wie nichts getan haben, um ihre Herstellungspraxis in Richtung konfliktfreier Rohstoffe aus dem Kongo zu ändern“. Ihnen sei vorzuwerfen, dass sie sich nicht um die „Nachverfolgung, Überwachung und Zertifizierung in ihrer Lieferkette“ kümmern.
Weit unten stehen Canon, Nikon und Sharp mit jeweils 8 Prozent sowie HTC mit 4 Prozent. Mit 0 Prozent besetzt Nintendo den untersten Platz der Rangliste. Gegenüber CNN erklärte das japanische Unternehmen, es habe die gesamte Produktion ausgelagert und sei daher „nicht direkt“ mit dem Bezug von Rohstoffen befasst. Es nehme seine gesellschaftliche Verantwortung jedoch ernst und erwarte das auch von seinen Herstellungspartnern. Die Nintendo-Sprecherin lehnte es zugleich ab, auf Konfliktmineralien einzugehen.
Die insgesamt zu konstatierenden Verbesserungen führt Sasha Lezhnev, Mitverfasser der Studie, auf die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema zurück. „Jeder hat eine persönliche Verbindung zum Krieg im Ost-Kongo durch sein Mobiltelefon oder seinen Computer, das wissen nur noch nicht alle“, sagte er gegenüber TechEye. „Die gute Nachricht besteht darin, dass jeder von uns etwas verändern und dafür sorgen kann, dass Unternehmen Missstände in ihrer Lieferkette nicht einfach übersehen können.“
Er verwies dazu auf die Website RaiseHopeforCongo, die über Konfliktmineralien und die andauernde Krise im Kongo informiert. Sie erlaubt es, die führenden Elektronikhersteller über den Wunsch nach konfliktfreien Geräten zu informieren: „Wenn Sie den Konflikt aus Ihrer Elektronik nehmen, dann werde ich sie kaufen.“
[mit Material von Matthew Finnegan, TechEye]
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