Der zweitgrößte Internet Service Provider Frankreichs, Free, ist nach einer Untersuchung von Vorwürfen der willkürlichen Internet-Drosselung freigesprochen worden. Die Regulierungsbehörde Arcep urteilt, das Netzwerk des Zugangsanbieters sei einfach überfordert und Youtube-Traffic nur deshalb besonders langsam gewesen.
Die sechs Monate dauernde Untersuchung hatte die Verbraucherschutz-Organisation UFC-Que Choisir mit einer Beschwerde veranlasst. Ihr zufolge wurde Youtube zu Spitzenzeiten gedrosselt. Das konnte sie natürlich nur durch Indizien untermauern: In einer Umfrage unter 16.000 Webnutzern beklagten sich 83 Prozent über Probleme mit Youtube. Beim Marktführer Orange betrug die Quote nur 47 Prozent, bei SFR 46 Prozent.
UFC-Que Choisir spekulierte, Free könnte das Prinzip der Netzneutralität geopfert und speziell bandbreitenintensive Youtube-Zugriffe beschnitten haben. Die Behörde Arcep diskutierte dies unter anderem mit Iliad, dem Unternehmen hinter Free, mit der Youtube-Mutter Google sowie zwischengeschalteten Netzwerkfirmen. Ihr Fazit lautet, man habe „keine diskriminierenden Praktiken“ feststellen können.
„Die Untersuchung offenbarte keinen Einsatz von Traffic-Management-Techniken bei Free und keine Unterscheidungen nach Inhalten, Ursprung, Bestimmung oder Protokolltyp beim Routing. Das heißt, dass keine Praktiken beobachtet wurden, die dem Prinzip der Netzneutralität widersprächen.“ Vielmehr seien die Traffic-Routing-Kapazitäten zu Spitzenzeiten überlastet – „ein Problem, mit dem alle ISPs zu kämpfen haben.“
Frees Konkurrent Orange erhält nach eigenen Angaben schon Gebühren von Google, um die Menge des über sein Netz verbreiteten Traffics auszugleichen. Sein CEO will allerdings die Höhe der Vergütung nicht nennen. Frankreich hatte Anfang des Jahres eigentlich eine gesetzliche Verpflichtung zur Netzneutralität – also der Gleichbehandlung jeglichen Traffics – geplant, sie scheint aber derzeit auf Eis zu liegen.
[mit Material von Jo Best, ZDNet.com]
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