Amazon will angeblich ein Smartphone auf den Markt bringen und kostenlos anbieten, ohne dabei den Abschluss eines Mobilfunkvertrags vorauszusetzen. Das berichten die renommierten Reporter Jessica Lessin und Amir Efrati, die noch vor Kurzem für das Wall Street Journal tätig waren und sich dort einen guten Ruf durch exklusive Meldungen erwarben. Sie berufen sich auf „Personen, die mit den Bestrebungen von Amazon vertraut sind“.
Lessin bereitet eine eigene „Premium-Tech-Publikation“ vor und veröffentlicht derzeit Berichte auf ihrem Blog Jessicalessin.com. Schon seit rund zwei Jahren meldeten Bloomberg sowie das Wall Street Journal, der Onlinehändler wolle nach den Kindle-Fire-Tablets auch ein eigenes Smartphone anbieten. Zuletzt hieß es in einem WSJ-Bericht, Amazon arbeite an zwei Smartphones – darunter einem High-End-Modell, das dreidimensionale Bilder wiedergeben kann.
Nach Lessins Informationen sind allerdings noch viele Fragen ungeklärt, was Amazons Smartphone-Pläne angeht. So sei die Mitgliedschaft bei Amazon Prime, das den Kunden für eine Jahresgebühr kostenlosen Premiumversand und weitere Vorteile verspricht, eine mögliche Voraussetzung für das kostenlose Gerät. Das Angebot solle aber keinesfalls mit einem obligatorischen mehrjährigen Laufzeitvertrag gekoppelt sein, wie von Mobilfunkanbietern praktiziert. Amazon soll auch über einen möglichen Verkauf seines Mobiltelefons über Netzbetreiber verhandelt haben. Es sei aber zu erwarten, dass es den Verbrauchern direkt über seine Website angeboten wird.
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Einer der Informanten bezweifelte, dass Amazon tatsächlich ein völlig kostenloses Gerät anbieten könne. Beschwerlich sei es außerdem, überhaupt einen Herstellungspartner zu finden, der nicht durch eine Abmachung gebunden ist, ausschließlich von Google zugelassene Android-Smartphones zu produzieren. Wie beim Tablet Kindle Fire wolle Amazon auch beim Smartphone mit einem eigenen Android-Fork auf der Open-Source-Grundlage von Googles Mobilbetriebssystem aufsetzen und auf Googles vorinstallierte Anwendungen verzichten.
Amazons Kostenlos-Strategie könnte insbesondere Apple vor neue Probleme stellen, das seine Gewinne vor allem durch den Verkauf der Hardware erzielt. Marktteilnehmer wie Amazon und Google hingegen erzielen ihre Gewinne primär durch E-Commerce, digitale Medieninhalte und Werbung. Sie können daher leichter auf eine bessere Marge verzichten, um sich Marktanteile zu sichern. Im chinesischen Markt wurde der iPhone-Hersteller bereits von Xiaomi überholt, das Smartphones mit einer nur minimalen Gewinnspanne anbietet und auf zusätzliche Einnahmen durch Software und Dienste setzt.
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3 Kommentare zu Bericht: Amazon will Smartphone kostenlos anbieten
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Je länger ich darüber nachdenke, desto eher komme ich zum Schluss, dass nicht Apple dadurch getroffen würde, sondern die Hersteller, die besonders günstig sein wollen oder müssen, um ihre Produkte vermarkten zu können.
Der Marktführer ist Apple. Samsung, Microsoft und alle anderen folgen Apple. Nicht umsonst ist das Galaxy S4 mit 64 GB wesentlich billiger, als Apples iPhone 5 mit 64 GB, dass 899 Euro kostet.
Die Menschen, die sich für ein iPhone entschieden haben, wollten es nicht, weil es das billigste Gerät am Markt war. Etwas anders sieht es bei den preisbewussten Samsung-Käufern aus, denn Samsung Geräte sind durch die Bank billiger. Nicht billig, aber billiger als Apple-Geräte. Dann gibt es da noch den untergehenden Riesen Microsoft, der sich jetzt mit Hardware versuchen will. Den Jungs würde die Amazon-Idee noch stärker einen Strich durch die Rechnung machen. Zuletzt verdienten sie Geld mit Software, was offenbar nicht mehr so recht funktioniert in den mobilen Szenarien von morgen. Wenn Amazon auch nur ansatzweise seiner Linie treu ist und auch mit einem Smartphone umsetzt, was Jeff Bezos sagte (siehe Bild), dann ist das weniger ein Nightmare für Apple, sondern eher für die Hardwarehersteller, die auch über den Preis verkaufen. Es liegt auf der Hand, dass sich Microsoft und Samsung am meisten fürchten müssten, während Apple mit seiner Strategie intelligenter Spitzenprodukte mit Designsignifikanz damit umgehen könnte und kann. Den Wettbewerb würde es jedoch am härtesten treffen.
Also würde SAMSUNG am härtesten getroffen werden und nicht Apple.
Hi Harry, aber sehr lange hast Du diesmal nicht darüber nachgedacht – 07:58 bis 09:19 Uhr? :-)
Ja, klar. Das zielt auf die Anbieter von Billigheimer Smartphones ab. Letztendlich wäre es wie eine Clubmitgliedschaft, in der man ein kostenloses Smartphone erhält, sich dafür nu rin der Amazon Welt aufhält, und seine jährliche Mitgliedschaft bezahlt. Das Smartphone dürfte sicher kein Premium, noch ein Mittelklasse Smartphone sein.
Wer eh Premium Kunde ist, wird das sicher mitnehmen, als Notfallhandy ohne Pflicht eine SIM Karte dauernd geladen zu halten, sicher akzeptabel. Ob damit neue Kunden erschlossen werden, oder die vorhandenen Kunden mehr kaufen würden? Schwer zu sagen.
Nur zu. Unternehmen, die Produkte verschenken im virtuellen Raum können damit unter dem Strich prima Gewinne einfahren, doch wer harte Ware verschenkt, muss im Nachhinein schon ganz schön viel Content verkaufen.
Das ist ähnlich, als würde ein Mineralölkonzern Autos verschenken. Selbst wenn die Kisten ganz billig sind, wird diese Rechnung nicht aufgehen.
Ich habe keine Amazon Aktien mehr, weil ich sie sehr gewinnbringend verkauft habe. Wenn ich noch welche hätte, würde ich sie jetzt schleunigst los werden, denn ein CEO, der nur ein paar Millionen Gewinn mit so einem Laden erwirtschaftet und schon an „verschenken“ denkt, ist eine Gefahr für die Aktionäre. Soll Amazon erst mal ein paar Milliarden jedes Jahr ordentlich verdienen (was noch nie der Fall war), dann kann man drüber sprechen, aber so: Was soll denn das werden?
Vision hin und her, aber das ist Humbug.
Meine Erfahrungen mit Amazon sind diesbezüglich eh ziemlich eindeutig:
http://www.mac-harry.de/2013/09/preisbindung-und-wild-west-preise/