Bericht: EU will Roaminggebühren bis 2015 abschaffen

Der Industrieausschuss im Europäischen Parlament geht über die Vorschläge von EU-Kommissarin Neelie Kroes hinaus. Eine geplante Abstimmung wurde jedoch "aus Verfahrensgründen" verschoben. Der Ausschuss tritt auch für die Netzneutralität ein, während europäische Netzbetreiber bei den Anbietern von Internet-Inhalten kassieren wollen.

In die wechselhaften EU-Pläne zur Abschaffung der Roaminggebühren ist erneut Bewegung gekommen. Nach einem Bericht von Reuters geht der Industrieausschuss im Europäischen Parlament mit seinen Vorschlägen sogar über die aktuellen Absichten von EU-Kommissarin Neelie Kroes hinaus, die einen Mobilfunk-Binnenmarkt schaffen und einen Verzicht auf Roamingaufschläge bis 2016 zu erreichen hofft.

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„Mit Wirkung vom 15. Dezember 2015 sollen Roaming-Provider keinerlei Aufschlag gegenüber den inländischen Gebühren erheben von Roaming-Kunden in allen Mitgliedsstaaten für jegliche getätigten oder empfangenen Anrufe“, heißt es laut Reuters in einem vom Ausschuss ausgearbeiteten Dokument. Zum gleichen Zeitpunkt sollen auch Roamingzuschläge für den Versand von Textnachrichten sowie für regulierte Datenverbindungen entfallen.

Eine für den 24. Februar angesetzte Abstimmung wurde allerdings „aus Verfahrensgründen“ verschoben, und ein neuer Termin soll in den nächsten Tagen anberaumt werden. Die Abstimmung im Ausschuss ist ohnehin nur ein erster Schritt, da außerdem die Zustimmung des Parlaments sowie von 28 Mitgliedsländern erforderlich sind, bevor die Vorschläge zu geltendem Recht werden.

Der Industrieausschuss tritt angeblich auch für die Netzneutralität ein und ist besorgt über eine mögliche Blockierung oder Verlangsamung übertragener Medieninhalte durch Telekomfirmen. Hinsichtlich der Netzneutralität fährt der Branchenverband ETNO (European Telecommunications Network Operators Association) jedoch noch immer eine harte Linie mit dem erklärten Ziel, bei den Anbietern von Internet-Inhalten zu kassieren. Dem Verband gehören 41 europäische Netzbetreiber an, darunter die Deutsche Telekom, Telefónica und Orange.

Bei den Roaminggebühren hingegen scheinen die Provider bereits auf dem Rückzug zu sein und dem Druck der EU nachzugeben. Laut Wall Street Journal beeilen sich jetzt viele der größten Netzbetreiber mit aufschlagsfreien Angeboten, um Kunden zu binden, bevor Gesetzesänderungen in Kraft treten. Sie hofften, durch höheren Traffic die reduzierten Tarife wettmachen zu können.

Die EU verwies letzte Woche auf eine Studie, aus der sich ergab, dass die Telekommunikationsanbieter sich wegen „ihrer derzeitigen Preisgestaltung einen Markt von ungefähr 300 Millionen Handynutzern entgehen lassen“. Eine Umfrage unter 28.000 EU-Bürgern ergab, dass 94 Prozent der Europäer die Nutzung des mobilen Internets außerhalb ihres Heimatlandes einschränken – und 47 Prozent verzichteten in einem anderen EU-Land grundsätzlich auf mobile Internetdienste. Mehr als ein Viertel der Reisenden schalteten ihre Mobiltelefone ab, sobald sie ihr Heimatland verließen. Vielreisende, die besser über die Kosten informiert sind, schalteten Handys sogar eher ab als gelegentlich Reisende.

Themenseiten: Europa, European Commission, Mobile, Politik, Smartphone, Telekommunikation

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