Canonical hat das Ende seines Cloudspeicherdiensts Ubuntu One angekündigt. Ab 1. Juni wird der Service nicht mehr verfügbar sein. Nutzer haben aber noch bis 31. Juli Zeit, ihre Daten herunterzuladen, bevor sie gelöscht werden. Schon jetzt ist es nicht mehr möglich, Storage oder Musik über den Ubuntu One Store zu kaufen. Die ebenfalls in Ubuntu One integrierten Single-Sign-on-, Bezahl- und Datenbank-Dienste sind nicht von der Schließung betroffen.
Canonical begründet den Schritt damit, dass es nicht mehr mit Konkurrenten wie Dropbox, Google Drive oder anderen günstigeren Cloudspeicher-Angeboten mithalten kann. „Der offene Storage-Krieg lässt uns keinen Raum für die Zukunft, insbesondere da andere Services jetzt schon 25 bis 50 GByte kostenlos anbieten“, schreibt Canonical-CEO Jane Silber in einem Blogeintrag. „Wenn wir einen Dienst anbieten, wollen wir, dass er weltweit konkurrieren kann. Wollten wir dies weiterhin für Ubuntu One sicherstellen, würde dies höhere Investitionen verlangen, als wir bereit sind zu leisten. Daher haben wir uns entschieden, stattdessen in die Entwicklung der absolut besten offenen Plattform zu investieren und die besten Services und Inhalte unserer Partner hervorzuheben.“
Ubuntu One war im Mai 2009 in einem geschlossenen Betatest gestartet. Mit Ubuntu 9.10 hielt der Clouddienst Einzug in Canonicals Linux-Distribution. Allen Nutzern standen 5 GByte kostenlos zur Verfügung. Wer bereit war, 3,99 Dollar pro Monat für Ubuntu One Music zu zahlen, erhielt außer der Musikstreaming-Funktion 20 GByte zusätzlichen Speicher.
Zum Vergleich: Google bietet nach der jüngsten Preissenkung im März Nutzern seines Cloudspeichers Drive 100 GByte für 1,99 Dollar an. 15 GByte sind kostenlos erhältlich. Bei Mega erhalten Anwender sogar 50 GByte gratis.
Im kommenden Release von Ubuntu 14.04 LTS wird der Dateidienst von Ubuntu One nicht mehr enthalten sein. Auch die Ubuntu-One-Apps in älteren Versionen des Betriebssystems sowie in Googles und Apples App Stores werden entsprechend aktualisiert. „Wir werden sicherstellen, dass Kunden alle ihre Inhalte auf einfache Weise von Ubuntu One herunterladen und auf andere Personal Cloud Services migrieren können.“
Mit ownCloud arbeitet bereits ein freier Cloud-Provider an einem Migrationspfad für Ubuntu-One-Nutzer. Weitere dürften diesem Beispiel in Kürze folgen.
Programmierern will Canonical den Ubuntu-One-Code als Open Source zur Verfügung stellen. Darauf aufbauend können sie dann eigene Plattformen zur Datensynchronisation entwickeln.
Ironischerweise ist der Enterprise-Zweig von Canonical extrem erfolgreich im Cloud-Geschäft. Ubuntu ist eines der am häufigsten eingesetzten Betriebssysteme bei OpenStack und Amazon Web Services (AWS). Im Bereich Personal und Small Business Cloud kann Canonical nach eigenem Empfinden aber nicht mit der Konkurrenz mithalten. Angesichts des kürzlich von Google erneut angefachten Preiskampfs im Corporate-Cloud-Segment, den es sich vor allem mit Amazon und Microsoft liefert, und der zunehmenden Auswahl an Cloudspeicher-Lösungen für Privatkunden wird Canonical voraussichtlich nicht das letzte Unternehmen sein, dass sich aus dem Markt zurückzieht.
[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]
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