Heimlicher Psychotest: US-Bürgerrechtler reichen FTC-Beschwerde gegen Facebook ein

Das Electronic Privacy Information Center wirft Facebook Verstöße gegen die Regeln für Experimente am Menschen vor. Das Social Network soll auch seine eigene Datenschutzrichtlinie verletzt haben. Die Bürgerrechtler fordern nun Sanktionen gegen Facebook.

Das Electronic Privacy Information Center (EPIC) hat bei der US-Handelsbehörde Federal Trade Commission eine Beschwerde gegen Facebook eingereicht. Hintergrund sind die von Facebook im Rahmen eines psychologischen Experiments durchgeführten heimlichen Manipulationen am News Feed einiger Nutzer. Das Social Network soll „absichtlich mit der Psyche seiner Nutzer gespielt“ haben.

Facebook

„Facebook hat mit Forschern der Cornell University und der University of California in San Francisco psychologische Experimente durchgeführt, die nicht den ethischen Standards für Forschung am Menschen entsprachen“, heißt es in der Beschwerde (PDF). „Außerdem hat Facebook zum Zeitpunkt des Experiments in seiner Datenschutzrichtlinie nicht angegeben, dass Nutzerdaten für Forschungszwecke genutzt werden.“

Im Januar 2012 hatte Facebook eine Woche lang den News Feed von 689.003 Nutzern so manipuliert, dass sie entweder mehr positive oder mehr negative Nachrichten erhielten. Ziel war es, herauszufinden, ob die nächsten Posts der Nutzer eine Stimmungsänderung erkennen lassen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Märzausgabe des Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Facebook habe es nicht nur versäumt, seine Nutzer darüber zu informieren, dass es ihre Daten an Forscher weitergibt, es habe zu dem Zeitpunkt auch unter der Beobachtung der FTC gestanden, so die Bürgerrechtler weiter. Unter anderem habe sich Facebook verpflichtet, ohne ausdrückliche Genehmigung keine Daten seiner Nutzer an Dritte weiterzugeben. „Facebooks Verhalten ist ein Verstoß gegen Absatz 5 des FTC-Act und gegen die 2012 getroffene Vereinbarung mit der FTC.“

EPIC fordert nun Sanktionen gegen Facebook. Das Unternehmen von Mark Zuckerberg soll unter anderem den Algorithmus offenlegen, mit dem es den News Feed für alle Nutzer generiert.

Das Wissenschaftsmagazin, das die Studie veröffentlicht hat, hat ähnliche Bedenken geäußert. Die Daten seien ohne Zustimmung der Betroffenen gesammelt worden und sie hätten auch nicht die Möglichkeit gehabt, eine Teilnahme abzulehnen. Das entspreche nicht den Regeln für derartige Experimente, sagte Inder Verma, Herausgeber der Zeitschrift.

Im November 2011 hatte Facebook einem Vergleich mit der FTC zugestimmt. Die Behörde hatte dem Social Network Verstöße gegen Datenschutzgesetze vorgeworfen, weil es die Datenschutzeinstellungen seiner Nutzer ohne deren Zustimmung geändert hatte. Der Vergleich hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Unter anderem muss Facebook seine Nutzer seitdem vorab über alle Änderungen informieren und deren Zustimmung einholen, bevor es ihre Daten weitergibt oder Datenschutzeinstellungen überschreibt.

[mit Material von Aimee Chanthadavong, ZDNet.com]

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Themenseiten: Datenschutz, Facebook, Federal Trade Commission, Privacy, Soziale Netze

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3 Kommentare zu Heimlicher Psychotest: US-Bürgerrechtler reichen FTC-Beschwerde gegen Facebook ein

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  • Am 7. Juli 2014 um 17:57 von Dieterdreist

    dass nicht alle Nachrichten weitergegeben werden ist eines der Grundprinzipien von Facebook. Wer seine Postings an alle Follower/Friends weitergeleitet haben will, muss dafür zahlen (ab einer gewissen Menge)…

  • Am 7. Juli 2014 um 14:05 von Hafenluemmel

    Die Weitergabe der Daten an Dritte ist nicht in Ordnung, die Manipulation der Nutzerkommunikation geht jedoch gar nicht. Man stelle sich vor, ein Netzbetreiber würde in Telefongesprächen nach Gutdünken Gesprächsinhalte ausblenden oder wegpiepsen.

    • Am 7. Juli 2014 um 17:52 von Cagliostro

      Wir wollen uns doch nichts vormachen – es ist doch usus, dass die Kommunikationsinfrastruktur durch den Staat und Medienkonzerne überwacht und die Informationen für die Bürger nur exakt dosiert verfügbar gemacht werden – Staats- und Geschäftsgeheimnis usw. Die Kommunikation ist dadurch bereits jetzt massiv gestört. Pressefreiheit, ein Recht auf Privatsphäre sind zu leeren Worthülsen verkommen, weil die Symbiose Staat/Politik+Medienkonzernen für beide Akteure so vorteilhaft ist.

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