IBM und SAP haben eine strategische Partnerschaft bekannt gegeben, in deren Rahmen IBM Cloud-Infrastruktur-Services für SAPs geschäftskritische Anwendungen wie die Business Suite Powered by HANA anbietet. Gemeinsam wollen die Unternehmen so den Einsatz der Cloud für diese Art Applikationen vorantreiben. Das Abkommen zwischen den beiden Firmen ist exklusiv und zeitlich unbegrenzt. Zu finanziellen Details liegen keine Informationen vor.
Ab sofort wird SAP HANA Enterprise Cloud auch in der skalierbaren, offenen Cloud-Infrastruktur von IBM betrieben. In dieser Kombination soll das Cloud-Angebot des Walldorfer Softwarekonzerns in weitere wichtige Märkte expandieren. Anwender können somit weltweit für den Betrieb geschäftskritischer Anwendungen IBM Softlayer verwenden oder das IBM-Angebot Cloud Managed Services (CMS) nutzen. Diese Kooperation ist mit der im Juli angekündigten Partnerschaft zwischen Salesforce.com und T-Systems vergleichbar.
In Deutschland haben Anwender bisher Zugriff auf das IBM-MCS-Cloud-Rechenzentrum in Ehingen bei Stuttgart. Bis Ende des Jahres will IBM ein weiteres Rechenzentrum bei Frankfurt am Main in Betrieb nehmen, bei dem allerdings die Softlayer-Infrastruktur zum Einsatz kommt. Bis dato stellte SAP Cloud-Services unter anderem über ein eigenes Rechenzentrum im baden-württembergischen St. Leon-Rot bereit.
Durch die weltweite Partnerschaft kann SAP mit seiner HANA Enterprise Cloud international expandieren. IBM profitiert, indem es Anwendern zum einen den SAP-Dienst und zum anderen weitere Workloads wie einen Exchange-Server über die eigene Infrastruktur im Software-as-a-Service-Modell anbieten kann.
Auf anderen Gebieten kooperieren IBM und SAP schon seit mehreren Jahrzehnten. „Wir wollen eine der erfolgreichsten und längsten Partnerschaften in der IT weiter ausbauen“, kommentiert Bill McDermott, Vorstandssprecher der SAP SE. „Die Nachfrage nach SAP HANA und der SAP Business Suite, die auf SAP HANA in der Cloud läuft, ist gewaltig. Die weltweite Vereinbarung mit IBM läutet eine neue Ära der Cloud-Partnerschaft ein.“
Auch IBM-Chefin Ginni Rometty sieht in der Ankündigung einen „Meilenstein für den unternehmensweiten Einsatz von Cloud Computing“. IBMs Rolle als Cloud-Anbieter werde dadurch gestärkt. Schon im Januar hatte das Unternehmen angekündigt, 1,2 Milliarden Dollar in den Ausbau der eigenen Cloud-Infrastruktur zu investieren.
IBM und SAP werden nun gemeinsam Expertise, Lösungen und Cloud-Infrastrukturen einbringen, um SAP-Geschäftsanwendungen in der IBM Cloud bereitzustellen. SAP verfügt über Know-how beim Echtzeit-In-Memory-Computing mit SAP HANA sowie der Fähigkeit, geschäftskritische Anwendungen wie die SAP Business Suite in einer Cloud-Umgebung sicher zu betreiben.
Philipp Boltze, Cloud Sales Executive bei IBM, sieht den Vorteil von IBM gegenüber anderen Cloud-Infrastruktur-Anbietern darin, dass so genannte Bare-Metal-Server ohne Virtualisierung genutzt werden können. Der wichtigste Unterschied zwischen Cloud Managed Services und SoftLayer liege darin, dass bei CMS – wie der Name bereits sagt – der Dienst vollständig verwaltet ist. „Pflege der Maschinen, Updates einspielen, das übernimmt hier die IBM. Bei SoftLayer müssen das die Anwender selbst erledigen.“
IBM will mit dem neuen Angebot auch regionale Präsenz sicherstellen, wie Susan Volkmann, IBMs Cloud-Chefin für die Region DACH, im Gespräch mit silicon.de betonte: „Es ist für viele Unternehmen sehr wichtig, zu wissen, dass die Daten den deutschen Datenschutzgesetzen unterliegen. Das kann mit rechtlichen Bestimmungen oder Unternehmensrichtlinien zusammenhängen, ist in vielen Fällen aber auch auf das Bauchgefühl der Anwender zurückzuführen.“ Auf die Frage, ob IBM nicht als US-Unternehmen dem Patriot-Act unterliege, entgegnete Volkmann: „Wir unterliegen als Unternehmen den gleichen Datenschutzbestimmungen wie die SAP, die wie IBM ein globales Unternehmen ist.“ Durch die weltweite Präsenz der IBM-Rechenzentren können Kunden nicht nur lokal ihre Infrastruktur in die Cloud auslagern, sondern auch global – und zwar entsprechend der regulatorischen Vorgaben, die sich aus der Gebietsansässigkeit der Daten ergeben, wie die beiden Hersteller versichern.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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